Firmen die Minijobber beschäftigen sind Halsabschneider?

vom 03.03.2013, 08:46 Uhr

Gestern am Kaffeetisch gab es mal wieder eine hitzige Diskussion. Meine Mutter arbeitet neben der Rente noch in einem Minijob bei einer größeren Firma. Diese Firma suchte kürzlich Leute, die in einem neuen Altenheim in der Küche oder auch als Putzkräfte arbeiten. Meine Schwiegermutter jedoch findet das gar nicht gut und ist der Meinung, dass die Firma, die Minijobber beschäftigt, die Leute eigentlich betrügt und hat sie als Halsabschneider bezeichnet. Ich bin der Meinung, dass es Minijobs geben muss, denn gewisse Personengruppen dürfen sich nur gewisse Beträge hinzuverdienen und für solche Leute sind solche Jobs ja auch gedacht.

Wie seht ihr das? Findet ihr auch, dass Firmen die Minijobber beschäftigen, Halsabschneider sind? Oder ist es legitim, auch solche günstigen Kräfte zu beschäftigen, um gewisse Tätigkeiten abzudecken?

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke nicht, dass man das so allgemein sagen kann. Es gibt solche und solche. Es gibt bestimmt Firmen, die Minijobber ausnutzen und sich dadurch eine insgesamt teurere Ganztageskraft spart. Es gibt auch Firmen, die die Minijobber auf Abruf einstellen. Die Minijobber müssen also dauernd bereit sein und werden gerufen, wenn sie gebraucht werden. Das ist auch nicht in Ordnung.

Aber meine Freundin hat zum Beispiel eine Haushaltshilfe auf Minijobbasis, die ganz bestimmt nicht ausgenutzt wird. Auch mein Sohn arbeitet auf Minijobbasis an der Uni und wird auch nicht ausgenutzt. Ganz allgemein gilt diese Aussage, dass die Firmen, die Minijobber einstellen, Halsabschneider seien, ganz bestimmt nicht. Aber ich glaube, dass es viele gibt, die die Flexibilität, die viele Minijobber haben, zum Nachteil derer ausnutzen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Nun, im Grunde sehe ich es eigentlich ganz ähnlich und würde auch sagen, dass so etwas ein wenig halsabschneiderisch ist. Ein Minijobber verdient nun einmal nur ein Minigehalt, also einen echt geringen Stundenlohn. Dafür muss er teilweise unschöne Arbeiten verrichten, teilweise relativ lange arbeiten. Oft ist deswegen das Verhältnis von aufgewendeter Arbeit und der Entlohnung dieser nicht richtig ausgewogen.

Das weiß man aber eigentlich schon, bevor man sich dafür entschließt, einen solchen Minijob anzunehmen. Und teilweise ist es ja nun einmal wirklich so, dass man nur einen gewissen Betrag im Monat dazu verdienen darf und deswegen kaum eine andere Möglichkeit hat, als für seinen Nebenverdienst einen Minijob anzunehmen. Wenn man zum Beispiel Bafög bekommt, darf man bis zu 400 Euro im Monat neben dem Bafög verdienen. Da kommt nur ein Job als studentische Hilfskraft in Frage oder ein ganz regulärer Minijob. Vor allem, wenn man wirklich auf das Geld angewiesen ist, welches man sich so dazu verdienen kann. Und bei einem Rentner ist die Lage da ja ähnlich, damit die Bezüge nicht gekürzt werden.

Deswegen würde ich zwar schon sagen, dass Minijobs unterbezahlt sind, zumindest häufig, aber ich finde es trotzdem gut und wichtig, dass es sie gibt. Eben für diese besonderen Personengruppen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Man kann nicht wirklich verallgemeinernd sagen, dass Minijobs schlecht bezahlt sind oder dass es sich dabei ausschließlich um schlechte Arbeiten handelt, die sonst keiner machen möchte. Natürlich wird es sich bei den meisten Minijobs nicht um hochqualifizierte Arbeit handeln, aber auch Arbeiten, die keine hohe Qualifikation voraussetzen, müssen ja noch lang keine Drecksjobs sein.

Neben einfachen Lagerarbeiten und Haushaltshilfe sind Minijobbs ja gerade im Gastronomiebereich (also nicht nur Küchenhilfen, sondern auch Kellnerjobs) weit verbreitet. Ich habe aber auch schon Minijobs gesehen, bei denen die Leute zuhause Elektronikkomponenten zusammengesetzt haben. Diese Jobs waren ordentlich bezahlt, außerdem hatten die Leute eine absolut freie Zeiteinteilung bei der Ausübung ihrer Tätigkeit. So waren es hauptsächlich Hausfrauen und Rentner, die sich mit diesen Jobs noch einen kleinen Nebenverdienst ermöglicht haben. Es gibt aber auch Studenten, die als Webdesigner oder Programmierer in einem Minijob arbeiten. Zusätzlich zu dem Verdienst sammeln sie also noch wertvolle Berufserfahrung, was eine etwas geringere Bezahlung durchaus kompensieren kann.

Der Stundenlohn ist sicherlich nicht davon abhängig, ob der Job als Minijob oder als Vollzeitjob ausgeführt wird. Es gibt genügend Leute, die in einem Vollzeitjob deutlich geringere Stundenlöhne bekommen. Minijobs bieten sich aber eher für nebenberufliche Tätigkeiten an, weil kein Arbeitnehmeranteil bei den Sozialabgaben anfallen und damit viel mehr vom brutto übrig bleibt. Übrigens: Durch die Pauschalabgaben, die ausschließlich der Arbeitgeber übernimmt, ist ein Minijob bei gleichem Stundenlohn für ihn teurer als eine normale Festanstellung.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es geht doch nicht nur darum, dass manche Personengruppen nur auf dieser Jobbasis dazu verdienen dürften. Es gibt auch genug Jobs, die eben keine Vollzeitbeschäftigung ergeben. Was sollen diese Firmen denn sonst machen? Wenn ich jemanden nur für ein paar Stunden benötige, dann stelle ich doch nicht auf Vollzeit ein. Das sind Kosten, die sich kein Unternehmen leisten kann.

Sicherlich gibt es dabei auch Unternehmer, die bewusst nur auf Minijobsbasis einstellen, weil es von den Lohnnebenkosten her günstiger ist. Aber sie deswegen als Halsabschneider zu bezeichnen ist sicherlich auch nicht richtig. Obwohl es auf manchen Unternehmer dann auch zutreffen mag.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde schon, dass es auch Minijobs geben sollte, denn ich kenne viele, die neben ihrer regulären Arbeit noch einen Minijob verrichten, um noch ein paar Euro zusätzlich in der Tasche zu haben. Das betrifft vor allem diese, die eine etwa 30 Stunden Woche haben und somit noch über Zeitreserven verfügen. Da ist ein Minijob schon nicht schlecht, denn jeder freut sich über etwas Geld zusätzlich.

Arbeitslosen aber nur einen Minijob anzubieten, ist nicht das Wahre. Bei Arbeitswilligen, die gar keinen Verdienst haben, sollte auf jeden Fall die Möglichkeit bestehen, sie fest einzustellen. Gerade wenn es sich um eine größere Firma handelt, sollte das kein Problem sein. Prinzipiell nur Stundenweise einzustellen, ist total der falsche Weg.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Mir fällt hier auf, dass sehr viele von euch Minijob mit Ministundenlohn gleichsetzen. Natürlich gibt es sehr viele Minijobber, die einen einstelligen Stundenlohn verdienen. Aber das sind oft Branchen, in denen die Vollzeitkräfte auch nicht sehr viel Geld verdienen. Minijobs allerdings sind nicht auf diese Branchen bezogen, sondern man könnte auch als Informatiker, Dolmetscher oder Fachkraft auf 450-Euro-Basis arbeiten.

Und soweit ich weiß spricht gesetzlich nichts dagegen, jemanden einen Stundenlohn von 50 Euro zu bezahlen. Und für seine Gehaltsverhandlungen ist letztendlich jeder selbst verantwortlich. Ebenso kann man frei entscheiden, ob man einen Job annimmt oder nicht. Und man kann ihn auch selbst wieder kündigen.

Deine Mutter scheint doch zufrieden zu sein mit ihrem Minijob und vermutlich hat ihr Chef ihr auch noch nicht ihren Hals abgeschnitten. Warum sollte er auch? Das hätte ich deine Schwiegermutter wohl gefragt. Und was wäre die Alternative zum Minijob? Deine Mutter macht den Job vermutlich nicht nur aus Spaß, sondern auch um ihre Rente aufzubessern. Wobei auch bei manchen Minijobbern einfach Interesse an der Tätigkeit dabei ist und sie gerne zu ihrem normalen (Berufs-)alltag etwas Abwechslung haben.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nun ja, ich finde es nicht, dass Minijobs gleichbedeutend mit Ausbeutung sind. Immerhin kann es ja auch wirklich so sein, dass der Stundenlohn einfach recht hoch ist, aber die Stunden eben eher gering und somit kann man dennoch auf einen guten Lohn kommen. Wenn man aber nun jemanden für vierzig Stunden die Woche einstellt, aber eben nur vierhundert oder aktuell eben vierhundertfünfzig Euro bezahlt, kann man von Ausbeutung sprechen. Aber wenn es eben nur vierzig Stunden im Monat, also dann zehn Stunden pro Woche sind und man kommt auf das Gehalt hinaus, dann passt es doch meiner Ansicht nach wieder sehr gut, oder etwa nicht?

Sicherlich könnte man darüber diskutieren, ob man nicht zumindest eine Teilzeitstelle begleiten kann und man somit sozialversichert ist, aber scheinbar ist es nicht immer möglich beziehungsweise ist es auch eher so, dass man dann durchaus von Ausbeutung sprechen kann. Dann gibt es aber auch wieder Firmen, die es dem Angestellten selbst überlassen, wie sie nun arbeiten wollen und da kann man dann auch darüber diskutieren, warum sich solche Personen eben eher für die Minijob-Option entscheiden.

Ich sehe es nicht nur positiv, sondern schon auch negativ, dass man solche Stellen anbietet und sie schon auch Teilzeitstellen reduzieren. Aber man kann es eben nicht verallgemeinern, dass man ausschließlich von Ausbeutung sprechen kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Manche Firmen nutzen die Minijobmöglichkeit aus. Im Supermarkt stellen sie Arbeitskräfte für Kassierertätigkeiten nur noch auf Minibasis ein, obwohl genug Kräfte den Job gerne ganztags machen würden. Natürlich muss es Minijobs auch geben, aber nicht in dem Maße. Auch bei den Minijobs sollte ein angemessener Lohn gezahlt werden. Leider ist das nicht immer so. Deine Schwiegermutter übertreibt ganz schön, obwohl diese Jobs teilweise sehr ausgenutzt werden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich denke mal die Antwort ist irgendwo in der Mitte zu finden. Minijobs haben durch aus ihren Sinn und ihre Berechtigung und die Idee dahinter ist für bestimmte Personengruppen auch genau das Richtige. Leider ist es aber so, dass viele Firmen dazu übergegangen sind, dafür Vollzeitjobs zu streichen, so dass heute viele Leute keinen Vollzeitjob mehr finden und zum Hartz4-Aufstocker werden. Das ist weder gut für den Arbeitnehmer in dieser Situation noch für den Staat, der statt Lohnsteuern zu erhalten, die Bezüge aufstocken muss.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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