Schützt eine längere Betriebszugehörigkeit vor Kündigung?

X arbeitet seit fast 20 Jahren in einem Betrieb. X hat den Eindruck, dass in dem Betrieb wohl einige entlassen werden. Die Stimmung ist irgendwie auf dem Nullpunkt. Nun hat X Angst, dass er auch entlassen werden könnte, doch Y meint, dass er schon viel zu lange im Betrieb wäre. Selbst, wenn es einen Entlassungsgrund geben würde, würde er kaum gekündigt werden können, weil er schon so lange in dem Betrieb ist. Zumindest ist es so gut wie unmöglich.

Da aber doch viele Menschen auch im Alter noch arbeitslos werden, habe ich dieser Aussage von Y wenig Glauben geschenkt und ich würde X raten, dass er sich eventuell parallel doch was anderes sucht, wenn die Firma so steht, dass Entlassungen anstehen. Was denkt ihr? Kann ein Mensch, der so lange betriebszugehörig ist auch entlassen werden, wenn nicht gerade die Firma schließt?

Wenn betriebliche Gründe es erfordern, kann natürlich auch ein langjährig Beschäftigter entlassen werden. Aber bei Entlassungen werden im Normalfall bestimmte Dinge berücksichtigt, wie beispielsweise auch die Dauer der Betriebszugehörigkeit. Zumindest wird seine Abfindung höher sein als die der noch nicht so lange Beschäftigten. Unkündbar sind nur Beamte, die dafür andere Nachteile wie geringere Bezahlung und Streikverbot in Kauf nehmen müssen.

Natürlich kann eine lange Betriebszugehörigkeit nicht vor einer Kündigung schützen. Vor allem dann, wenn wichtige Gründe gegen eine weitere Zusammenarbeit sprechen, ist eine Kündigung unvermeidlich. Da hilft auch keine langjährige Bindung an den Betrieb. Bei fristlosen Kündigung zum Beispiel spielt die Betriebszugehörigkeit überhaupt keine Rolle.

Allerdings ist es so, dass Betriebe bei nötigen betriebsbedingten Kündigungen sehr wohl darüber entscheiden, welchen ihre Angestellten sie entlassen. Neben der so genannten "sozialen Auswahl"spielen dabei natürlich auch Faktoren wie die Betriebszugehörigkeit eine wichtige Rolle. Denn danach entscheidet sich vor allem die Höhe der Abfindung, die ein Betrieb bei Kündigung seinerseits zahlt. Und auch hier gilt natürlich: Je weniger zu zahlen ist, desto besser. Eine längere Betriebszugehörigkeit bedeutet eine höhere Abfindung. Je länger also die Betriebszugehörigkeit ist, desto teurer wird die Entlassung des Betroffenen für den Betrieb. Firmen werden also immer erst jüngere Mitarbeiter entlassen, bevor es an die Entlassung von Mitarbeitern mit längerer Betriebszugehörigkeit geht.

Es kommt auch ein wenig auf die Größe des Betriebs an. Erst ab einer bestimmten Größe kommt ein Sozialplan zum Einsatz. Bei kleineren Betrieben muss es so etwas nicht geben, und dann kann es auch die langjährigen Mitarbeiter eher treffen. Mit Sozialplan ist eine Kündigung von älteren Mitarbeitern schon eher unwahrscheinlich, aber sicherlich nicht ausgeschlossen. Und schließlich kann es ja auch zu einer Insolvenz kommen. Von daher halte ich es schon für sehr blauäugig, wenn man sich in einem solchen Fall nicht rechtzeitig um Alternativen kümmert.

Normalerweise sind aber betriebsbedingte Kündigungen wirklich die letzte Alternative. Normalerweise gibt es dann schon eine längere Vorgeschichte. Die erste Maßnahme wäre ja Kurzarbeit. Dann kann man erst einmal Aufhebungsverträge anbieten. Oft reicht in solchen Fällen die normale Fluktuation aus, um genug Personal abzubauen, um wieder wettbewerbsfähig zu sein.

Schützen kann eine lange Betriebszugehörigkeit nicht vor einer Kündigung. Aber die Kündigungsfristen durch den Arbeitgeber sind entsprechend lang, so dass man sich doch eher auf Mitarbeiter konzentrieren wird, die noch nicht so lange im Betrieb sind. Je nach Dauer der Beschäftigungszeit können da Kündigungsfristen von bis zu neun Monaten zu Buche stehen.

Allerdings müssen eben bei betriebsbedingten Kündigungen einige Punkte beachtet werden. So unter anderem ob minderjährige Kinder zu versorgen sind. Das ist ja durch den Kinderfreibetrag ersichtlich. Das Alter und die Betriebszugehörigkeit spielen dabei auch eine Rolle. Für alle Fakten, die einbezogen werden müssen, gibt es Punktetabellen. Und darüber wird dann entschieden, wer eine Kündigung bekommt.