App für Singles

vom 10.11.2011, 20:30 Uhr

Ich muss doch sagen, manchmal bin ich ganz schön geschockt von unserer Welt. Ich musste letztens für die Schule einen Vortrag vorbereiten, bei dem wir uns ein Thema aussuchen durften, einziges Kriterium: Es musste vor Kurzem in den Nachrichten, der Zeitung oder sonstigen Medien behandelt worden sein. Also gehe ich erstmal auf die Internetseite von der New York Times (der Vortrag war übrigens für den Englischunterricht) und stöber mal so durch, was passiert ist. Es musste vorallem interessant sein und auch gut zu verstehen. natürlich wurde ich auch fündig: Ein Artikel über eine neue App für Smartphones.

Bis dahin Alles soweit so gut. Die App wurde für Singles entwickelt, damit das Daten vereinfacht wird. Und zwar sieht das wie folgt aus: Die Singles registrieren sich und daraufhin ermittelt die App ihren derzeitigen Standort. Dann werden einem automatisch alle Singles als Punkte in einem Radar angezeigt, die gerade in der Nähe sind. Nun kann man auf deren Profil klicken, die Person direkt anschreiben, flirten etc. und hoffen dass man am Besten direkt ein Date abmachen kann. Ich, so neugierig wie ich bin, hab dann natürlich auch direkt mal gegoogelt, ob es diese App auch schon in Deutschland gibt und hab natürlich prompt Zwei gefunden, die sich in einem Artikel vorgestellt haben.

Natürlich haben auch schon Leute die Apps getestet und deren Meinung stand dann auch in dem Artikel. Sie fanden das alle super, toll, klasse, eine Frau meinte sogar, dass es praktisch ist, weil man so immer weiß, wo seine Freunde gerade sind. Und ehrlich gesagt kann ich mich bei so etwas nur fragen: Wo kommen wir damit nur hin? In was für einer Gesellschaft leben wir mittlerweile, dass wir ohne Widerworte unsere Privatsphäre aufgeben? In dem Artikel der Times stand zwar dazu, dass sie so etwas wie einen Filter entwickeln wollen, dass nicht jeder den Standort einsehen kann, was aber meiner Meinung nach, dem eigentlichen Prinzip und Sinn der App widerspricht. Generell war das sehr vage ausgedrückt.

Ich verstehe einfach nicht, wie man so etwas toll finden kann. Meiner Meinung nach kann so etwas ganz schön gefährlich werden, vorallem da es auf Apps auch keine Altersbeschränkung gibt. Und mittlerweile hat fast jeder ein Smartphone, da spielt das Alter schon lange keine Rolle mehr. Gerade Kinder testen doch gerne Alles aus, ob das jetzt gut für sie ist oder nicht. Oftmals kriegen deren Eltern solche "Spielereien" gar nicht mit, bis dann wirklich mal etwas passiert ist. Ich verstehe auch überhaupt nicht den Kommentar der Frau, die die App getestet hat. Muss man denn wirklich immer wissen, wo alle Freunde sind? Kennen diese Menschen, denn nicht mehr das Gefühl, einfach mal seine Ruhe haben zu wollen? Außerdem wird so die Privatsphäre des Anderen auch gar nicht mehr respektiert. Mir fällt da immer ein passendes Beispiel ein: Man will mit seinem Partner einen schönen Abend zu Zweit verbringen und geht in die Kneipe was trinken oder ins Kino und sagt natürlich allen Anderen ab. Plötzlich tauchen Alle auf und die Zweisamkeit ist hinüber.

Ich will damit nicht unbedingt sagen, dass die App nur schwachsinnig ist, immerhin wird es einem wirklich leichter gemacht jemanden zu finden, mit dem man sich direkt verabreden kann. Aber gerade weil alles oftmals dadurch so schnell geht, wird sowas doch Meistens gar nicht wirklich Ernst genommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es oft nur um Sex geht und bestimmt Viele verletzt werden. Ich meine damit nicht; dass so etwas bei normalen online-dating-Seiten nicht vorkommt, aber da dauert es ja dann dementsprechend länger bis man sich das erste Mal trifft und man hat Zeit, sich wenigstens ein bisschen vorher kennen zu lernen.

Was denkt ihr so darüber? Schockt euch so etwas auch so sehr wie mich oder seht ihr daran mehr positives? Vielleicht überseh ich da noch Einiges.

» fussel » Beiträge: 9 » Talkpoints: 9,47 »



Es ist wirklich eine Schande, wie leichtgläubig viele Menschen heutzutage ihre Privatsphäre aufgeben. Alle reden von Datenschutz und doch haben scheinbar die wenigsten begriffen, was das eigentlich heißt und wie man diesen auch effektiv selbst durchführt. Es sind ja nicht nur Standortdaten, die leichtgläubig weitergegeben werden, sondern neben der eigenen Identität (Name, Adresse) auch gerne Kontaktdaten (bei Facebook auch gerne die der Freunde) und eigene Interessen. Dabei hätte ich gar nicht mal so viel Angst vor den großen Anbietern wie Facebook, aber man muss bedenken, wohin gerade auch die vielen "kleinen" Informationen in Internetprofilen führen können.

Viele nutzen überall den selben Nicknamen und wenn dieser kreativ genug war, lassen sich damit Verknüpfungen zwischen den einzelnen Profilen herstellen und somit immer mehr Informationen zusammentragen. Und damit kommt ein potentieller Arbeitgeber dann ganz schnell mal über die E-Mail-Adresse zu einem Benutzernamen und über den Benutzernamen an das Profil bei eBay, welches in den Bewertungen eine Liste von (Ver-)Käufen enthält und vielleicht auch noch zu einem Profil auf einer Datingplattform etc. Ehe man sich versieht, hat man somit mehr von sich preisgegeben, als man eigentlich wollte.

Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Ich kann diesbezüglich nur für iOS-Geräte (Apple) sprechen und nicht für Android und Co., aber dort ist es so, dass man bei der Installation von Apps teilweise bestätigen muss, älter als 17 zu sein. Darüber hinaus ist es möglich, solche Geräte für gewisse jugendgefährdende Inhalte zu sperren. Außerdem kann man Ortungsdienste generell ausschalten, oder bei einzelnen Apps festlegen, ob sie diese Dienste nutzen dürfen, oder nicht. Was man daraus macht ist jedem selbst überlassen und wie gesagt, gehen viele damit zu sorglos um, aber die Möglichkeiten gibt es.

» PikBube » Beiträge: 3 » Talkpoints: 2,35 »


Dass solch eine App entwickelt wurde, wundert einen schon lange nicht mehr. Es ist durchaus erschreckend, wie schnell die Privatsphäre bewusst oder unbewusst preisgegeben wird. Freilich, soll solch eine App einem helfen einen potenziellen Partner zu finden und sich mit ihm verabreden zu können. Aber mache ich das immer zunächst vom aktuellen Standort aus? Suche ich mir meinen Partner auf den bequemsten Weg mit der kürzesten Strecke und prüfe erst dann, ob mir das Profil zusagt? Kennt den Liebe Grenzen? Ich würde nicht in erster Linie schwer davon ausgehen, dass mein Partner zwingend aus dem umliegenden engsten Umfeld kommen muss, schließlich wäre ich ihm doch sonst bereits begegnet.

Vielleicht ist mein aktueller Status zwar noch offiziell Single, aber ich bin bereits kurz davor in eine neue Beziehung einzutreten, habe mein Profil aber für diese App noch nicht gelöscht oder deaktiviert. Muss ich nun befürchten, dass mich potenzielle Suchende ständig kontaktieren, weil sie mich in ihrer Nähe wissen? In dem Zusammenhang wirft sich mir sogleich die Frage auf, ob ich Stalkern oder notgeilen Menschen nicht eine super Möglichkeit biete, mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen? Dauerhaft würde ich sicherlich mich nur noch beobachtet fühlen und tatsächlich unter Verfolgungswahn leiden, wenn ich solch eine App nutzen würde.

Auch wenn das Grundprinzip vielleicht clever bedacht ist, so sehe ich viel mehr Nach-, als Vorteile und würde davon absehen, von solch einer App Gebrauch zu nehmen. Es könnte sein, dass der vermeintliche Nutzerkommentar, den man im Internet findet nur ein Fake ist, da positive Rezessionen doch auch eine Marketingstrategie bergen könnten.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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