Würdet ihr euch aus der Kirche werfen lassen?

Wir waren vor 1 1/2 Jahren auf einer Hochzeit eingeladen. Da wir als Familie eingeladen waren, haben wir auch unseren Sohn Jan mitgenommen. Er war zu diesem Zeitpunkt 1 1/2 Jahre alt. Während der Zeremonie wurde Jan natürlich etwas "quengelig". Er hat nicht herum geschrien, aber zugegebener Maßen war er auch nicht ruhig. Es war aber in einem erträglichen Maße. Er ist eben von Mama zu Papa gelaufen, und wollte zwischen durch mal etwas trinken. Zudem nach einiger Zeit aus dem Kinderwagen heraus. Wir waren in einer evangelischen Kirche, was für mich den weiteren Verlauf immer noch unglaublicher macht.

Nach ca. einer viertel Stunde sagte dann der Priester, dass ich mit dem Kleinen auch gerne raus gehen könnte, dort könnte ich die Zeremonie auch hinter der Tür verfolgen bzw. mich dahin stellen. In dem Moment war ich sehr baff und bin dann auch gegangen. Einfach weil mich alle angeguckt haben, weil ich es in dem Moment irgendwie nicht richtig realisiert habe. Zudem war es eine Hochzeit, die wollte ich jetzt nicht kaputt machen. Und ich bin auch nicht böse, dass das Paar nichts gesagt hat.

Ist euch so etwas schon einmal passiert? Wärt ihr gegangen oder hättet ihr was gesagt? Findet ihr es richtig wenn man ein unruhiges, nicht lautes, Kind aus der Kirche "verweist"?

Einerseits finde ich es von dem Pfarrer unverschämt, dich nach draußen zu bitten, denn Jesus hat ja Kinder gemocht, andererseits wäre ich mit dem Kleinen wahrscheinlich beim ersten Unruhigwerden freiwillig hinausgegangen, weil es ja doch eine sehr feierliche Zeremonie ist und ich Angst gehabt hätte, dass das Kind vielleicht beim Jawort anfängt, laut zu schreien.

Ich hätte mich mit dem Kind sehr weit nach hinten gesetzt oder gestellt, sodass ich beim leisesten Anzeichen einer Unruhe hätte hinausgehen können. Ich finde es auch nicht in Ordnung, dem Kind in der Kirche etwas zu trinken zu geben oder herumlaufen zu lassen. Das lenkt ja auch die anderen Hochzeitsgäste ab.

anlupa hat geschrieben:Ich hätte mich mit dem Kind sehr weit nach hinten gesetzt oder gestellt, sodass ich beim leisesten Anzeichen einer Unruhe hätte hinausgehen können. Ich finde es auch nicht in Ordnung, dem Kind in der Kirche etwas zu trinken zu geben oder herumlaufen zu lassen. Das lenkt ja auch die anderen Hochzeitsgäste ab.

Ich würde es nicht mal als Rausschmiss sehen. Der Pfarrer hat dir nur eine Brücke gebaut, dass du auch raus gehen kannst, falls du dich nicht traust einfach raus zu gehen und du dann das Gefühl hast die Hochzeitsfeier zu stören.

Aber mal ehrlich. Es ist der schönste Tag zweier Menschen, die vorne am Altar stehen und sich wahrscheinlich auch nervös auf die Zeremonie konzentrieren. Hinter ihnen ist ein Kind, welches immer wieder die Feier stört, auch wenn er nicht schreit, sondern nur brabbelt und in der Bank umher läuft. Da würde ich als Mutter schon sagen, dass ich raus gehe, damit die Feier nicht gestört wird.

Sicher hat Gott bestimmt nichts dagegen, wenn es ihn dann gibt. Aber man sollte in dem Moment nicht Gott sehen, der nichts dagegen hat, sondern man will doch den schönsten Tag zweier Menschen nicht stören und du wirst nun bestimmt sagen, dass die beiden nichts dagegen gehabt haben. Aber sie werden dir bestimmt nicht sagen, dass sie es störend empfunden haben.

Ich war als Kind und auch als junger Erwachsener oft in der Kirche und es gab extra Kindermessen und es hat auch in der normalen Messe niemand was dagegen gehabt. Aber bei einer Feierlichkeit, wie Hochzeit oder Trauerfeier sollte man mit unruhigen Kindern raus gehen.

Ich glaube ich wäre wohl auch vor Verblüffung aus der Kirche gegangen. Allerdings hätte ich es auch überhaupt nicht in Ordnung gefunden. Ich finde, dass Kinder so eine Zeremonie durchaus sogar im positiven Sinn bereichern können. Ich denke da spontan an zwei sehr herzliche Zeremonien. Die eine war ebenfalls eine Hochzeit und die andere war die Taufe meines Sohnes. Bei beiden Zeremonien waren viele Kinder vorhanden.

Die Hochzeit war bereits einige Jahre vor der Geburt meines Sohnes. Die Kinder konnten die ganze Zeit frei herumlaufen und ich habe das toll gefunden. Obwohl sie so viele Freiheiten hatten, wurde es niemals laut oder gar wild. Es hat auch kein Kind geweint, einfach weil es nicht starr in den Sitzen gehalten wurde. Da kann es den Kleinen durchaus rasch langweilig werden und dann werden sie natürlich quengelig. Der Pfarrer war total kinderfreundlich und hat die Kinder immer wieder mit einbezogen. Ich habe das einfach toll gefunden.

Bei der Taufe meines Sohnes waren auch viele Kinder. Ich wollte nicht, dass irgendwelche Mütter und Väter die Kirche verlassen müssen, nur weil es einem Kind zu langweilig wird und so habe ich auch einen Pfarrer gesucht, der ebenfalls sehr kinderfreundlich war. Die Zeremonie war dann total herzlich und mir hat die lockere Atmosphäre sehr gut gefallen. Ich würde es jederzeit wieder so machen.

Ich denke, wenn sich jemand für eine Hochzeit in einer Kirche entscheidet möchte er gerade keine lockere Atmosphäre haben, sondern die ganze steife Feierlichkeit, die sich aus so einer Location eben ergibt. Da stört dann eben alles, was Unruhe in die Veranstaltung bringt und die Gäste ablenken könnte.

Und es ist doch kein Rauswurf, wenn du gesagt bekommst, dass du auch rausgehen kannst. Wahrscheinlicher ist doch, dass der Pfarrer gedacht hat, dass du eigentlich mit dem quengelnden Kind nach draußen gehen möchtest, aber aus Höflichkeit bleibst.

Ich würde es auch nicht unbedingt als Rausschmiss, sondern als mögliche Option des Priesters sehen, dass dir die Möglichkeit offen steht, rauszugehen. Er kann es ja zum Beispiel so empfunden haben, dass es dir unangenehm ist, einfach die Kirche zu verlassen, sodass er dachte, dir damit einen Gefallen zu tun.

Man muss eben auch daran denken, dass der Priester möchte, dass es für diese zwei Leute, die sich verheiraten der schönste Tag des Lebens wird. Und ich denke, dass man es schon ein wenig als störend empfinden kann, wenn ein kleiner Junge sich immer bewegt und so ein wenig "auffällig" ist. Finde ich natürlich auch ein wenig schade, weil man einfach von einem Kleinkind nicht erwarten kann, dass es ruhig sitzen bleibt.

Sicherlich hat der Priester es nicht so schlimm gemeint, wie du es aufgefasst hast. Immerhin war er sicherlich nur daran interessiert, dass alles ruhig abläuft und das Brautpaar eben auch nichts sagen muss. Als Brautpaar möchte man in so einem Moment nämlich auch nicht gestört werden, und wenn man etwas sagt, würde man dann ja schlecht da stehen. Deswegen denke ich auch, dass er dir eine Option geben wollte und das keine Pflicht war.

Ich finde es schon ziemlich nett, wenn man überhaupt ein Kind mit zu einer solchen Veranstaltung einlädt. Immerhin möchte man gerade in der Kirche ja auch ordentliches Benehmen, was man eben nicht unbedingt von einem Kind erwarten kann, weil es das eben auch noch nicht versteht. Das ist eben keine Veranstaltung, bei der ein Kind durch die Gegend rennen sollte. Das klingt hart, aber ich denke auch, dass man auch nicht alles mitmachen muss.

Ich bin sehr kinderfreundlich, auch wenn es sich nun vielleicht nicht so liest, aber wenn man schon in einer Kirche heiratet, dann sollte das auch in einem gewissen Rahmen stattfinden. Ich würde mich auf jeden Fall ganz hinten hinsetzten oder sogar draußen bleiben. Man kann doch dann immer noch zusammen feiern und das Kind versteht es ja auch nicht, warum es ruhig sein soll und weil das eben auch langweilig ist, wird es dann eben unruhig und laut. Man sollte dann auch so fair sein und mit dem Kind gehen, ohne dass man daran erinnert wird, dass es laut ist. Immerhin heiratet man ja nicht selber.

Wenn herumtobende Kinder irgendwo nicht ewig ertragen werden, dann gibt es immer so einen Sturm der Entrüstung, so als müssten wir alle – ob wir wollen oder nicht - jedes störende Verhalten als etwas ganz Tolles begreifen und dürften uns auf gar keinen Fall darüber beschweren. Und wer die Mutter mit dem Kind dann auch noch bittet, hinauszugehen, der ist ja schon mal sowas von gemein. Ist doch egal, ob da gerade eine Hochzeit stattfindet und das Kind mit seinem störenden Verhalten dem Brautpaar seinen schönsten Tag versaut.

Natürlich stört das, wenn ein Kind auf der Bank herumrutscht, es poltert schließlich dabei; ein Kirche ist kein Spielplatz. Und genau das, was Du beschreibst, dieses Vor-sich-hin-Plappern, das finde ich persönlich auch besonders nervig. Das hat ja nichts damit zu tun, welche Rolle Kinder im Glauben spielen. In der Kirche sitzen eben andere Menschen, die der Rede des Pfarrers ungestört folgen wollen und darauf sollte man Rücksicht nehmen. Es mag ja sein, dass manche Leute Kinder auch als Bereicherung empfinden können und sich dann nicht an dem Krach stören, aber ich denke, dass man bei einer Zeremonie alles unterlassen sollte, was zumindest manche daran hindert, das Geschehen wirklich zu genießen.

Ich finde auch, dass man nicht unbedingt von jedem erwarten muss, dass ein bzw. sein Kind ertragen wird. Der Pfarrer hat ja auch nicht zu dir gesagt, du sollst die Kirche verlassen, sondern nur, dass du hinausgehen kannst, wenn es deinem Kind zu langweilig wird.

Mich nervt es ehrlich gesagt auch ein bisschen, wenn Eltern der Meinung sind, Kinder sind halt laut. Ist das mein Problem? Nein, und wenn ich meine Ruhe haben will, gerade in der Kirche, und das Kind auffällig ist, kann ich doch erwarten, dass die Mutter mit ihm hinaus geht.

Ich mag einfach keine Kinder und finde, dass man das genauso respektieren sollte und nicht von mir erwarten darf, das ich das einfach hinnehme. Immer wird nach Toleranz geschrieben, aber dann kann man gegenüber meiner Meinung auch etwas Toleranz aufbringen.