Woran erkennt man eine Tachomanipulation?

vom 26.02.2013, 21:58 Uhr

A möchte sich ein gebrauchtes Auto kaufen und hat auch ein Auto gesehen, was er sehr gerne haben möchte. Vom Optischen ist es ein sehr schönes Auto und auch die Technik scheint in Ordnung. Was ihm aber komisch vor kommt ist, dass das Auto 8 Jahre alt ist und gerade mal 16 000 km gefahren haben soll. Angeblich hat eine ältere Frau diesen Wagen gefahren und diese ist nicht oft aus der Garage gefahren. Der Wagen stand also mehr oder weniger immer in der Garage. Wenn man es ausrechnet dann ist der Wage im Jahr 2000 km gefahren. Das ist wirklich nicht viel.

A vermutet eine Tachomanipulation. Allerdings kann er das ja nicht nachweisen oder kann man eine Tachomanipulation irgendwo dran erkennen? Wie kann A feststellen, ob der Wagen wirklich nur so wenig gefahren ist? A würde den Wagen ja gerne haben wollen. Aber schlimm wäre es, wenn der Wagen vielleicht 99 000 km mehr auf dem Tacho hätte, weil die Zählung dann wieder von vorne beginnt oder der Tacho eben manipuliert wurde und rückwärts gedreht wurde, was ja auch geht. Hat A die Möglichkeit so was zu erfahren?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es gibt natürlich verschiedene Wege eine solche Manipulation festzustellen. für den Laien ist es natürlich nicht ganz einfach, aber es gibt einige Tipps die man beachten sollte, beim Gebrauchtwagenkauf:

1. Zustand des Fahrzeuges. Ein Fahrzeug das mehrfach nachlackiert worden ist, stark verbeult ist, oder viele kleine Kratzer hat, kann unmöglich nur 10.000 Kilometer gefahren sein. Nachlackierungen erkennt man zum Beispiel an unterschiedlichen Farben, oder mit einem Magneten, hier am besten an typischen Stellen testen (Radkästen, Kotflügel, Türen und so weiter...)! Ebenfalls ein total abgegriffenes Lenkrad, oder ein Schaltsack der total ausgeblichen und abgenutzt ist weisen nicht gerade auf ein Fahrzeug hin, das gerade einmal 20.000 oder 40.000 gelaufen ist. Ein abgegriffenes Lenkrad weist eher auf Kilometerstände jenseits der 150.000 hin. Natürlich kann man auch den Zustand der Reifen als Anhaltspunkt nehmen. Wenn hier relativ neue, aber stark abgefahrene Reifen aufgezogen sind, sollte man den Besitzer des Fahrzeuges schon darauf ansprechen.

2. Motorzustand. Ein Fahrzeugmotor der gewaschen worden ist, ist eigentlich immer erst mal kritisch zu sehen. Gerade bei kleinen Händlern wird mit einer Motorwäsche gerne ein undichter Motor kaschiert. Schauen sollte man hier auf jeden Fall auf Hinweise bezüglich der Laufleistung. Der Fehler wird von Betrügern gerne mal gemacht, die schnell nur den Tacho zurückdrehen, sie lassen oft Servicefähnchen zurück. Bei einem Ölwechsel, oder dem Wechsel von Luftfiltern, Zahnriemen, Keilriemen und Co. hinterlassen Werkstätten gerne ein kleines Fähnchen auf dem steht wann das ganze erneuten Service benötigt. Dumm wenn ein Fahrzeug mit 60.000 Kilometern, den letzten Ölwechsel bei 160.000 Kilometern hatte. Hier kann sich ja der Händler noch rausreden ("Ja,ja da haben die sich verschrieben!") dumm nur das auch draufstehen wird: nächster Ölwechsel bei 180.000 Kilometern.

Extrem zähflüssiges Öl zum Beispiel weist auch darauf hin das der Wagen nicht erst 10.000 Kilometer damit unterwegs ist. Das krasseste was ich selbst erlebt habe war ein Nissan Primera 2,0 mit 185.000 Kilometern, und ich würde drauf wetten das es das erste Öl war. Ich musste 7 Ölwechsel machen bis der Motor ganz sauber war.

Auch der Luftfilter kann ein Indiz sein. Einfach mal den Kasten aufklipsen, ist bei den meisten Fahrzeugen, die nicht gerade Nagelneu sind, total simpel, in den meisten Fällen 4 Klipse und offen ist der Kasten. Hat der Wagen nun, sagen wir 30.000 Kilometer runter, wäre ein total verdreckter Luftfilter, mit Löchern nicht gerade ein Indiz für einen korrekten Kilometerstand.

3.Servicescheckheft, Anleitung und Innenraum. Auch das Servicescheckheft, wenn auch unwahrscheinlich das ein Betrüger den Fehler macht, kann auf einen abweichenden Kilometerstand hinweisen. Ein abgegriffener Innenraum, ausgetauschte Sitze, knarzende Sitze und sowas können ein Indiz für eine sehr starke Nutzung eines Fahrzeuges sein. Die Anleitung eines Autos sollte man auf jeden Fall auch mal durchblättern, viele Menschen, gerade ältere notieren sich gerne auch in der Anleitung Details wie: Ölwechsel bei XXXXXXX Kilometern.

4.Schneller Preisfall. Kostet euer guter gebrauchter zum Beispiel 5.000 Euro, und der Preis fällt innerhalb der ersten Minuten schon 500 oder 1000 Euro fällt solltet ihr schon hellhörig werden. Weiterhin sollte man grundsätzlich skeptisch werden wenn die Verhandlungen einfach zu gut laufen.

5.Die ultimative Methode. Habt ihr einen Wagen erst mal gekauft, und seid skeptisch ob etwas nicht stimmt, ruft einfach den Vorbesitzer an, und fragt nach ob der Kilometerstand stimmt. Kennt ihr den Vorbesitzer nicht, weil der Händler den Wagen für euch angemeldet hat, und neue Papiere besorgt hat, sagt euch das Straßenverkehrsamt sicherlich (hab ich noch nicht ausprobiert) wer der Vorbesitzer ist. Zur Not geht es auch mit einem Trick über die Versicherung des Fahrzeugs.

Wichtig! Bitte beachten: Das sind Tipps, nur Hinweise woran man einen runtergedrehten Tacho erkennen kann. Ob der Tacho dann wirklich zurückgedreht ist kann man so natürlich nicht mit Sicherheit feststellen. Ich würde an eurer Stelle keinen Händler des Betruges bezichtigen, weil es auch immer andere Erklärungen geben könnte, die durchaus korrekt sind. aber ein bisschen Misstrauen ist auf jeden Fall angebracht. In den letzten Jahren konnte ich mehrfach feststellen das nahezu kein Händler, egal ob Markenhaupthändler, freier Händler oder Privatmann, wirklich immer die Wahrheit sagt, aber wenigstens habe ich daraus gelernt.

» Frank The Tank » Beiträge: 350 » Talkpoints: 44,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge


"Erkennen" kann man dies nicht. Aber man kann Mutmaßungen anstellen. Der Rest ist dann Vertrauenssache. Wenn das Auto eben schon acht Jahre alt ist, könnte man sich das Service-Heft zeigen lassen. In aller Regel kann davon ausgegangen werden, dass zumindest in den ersten zwei bis drei Jahren der Service regelmäßig gemacht wird. Wenn hier der Nachweis fehlt, ist das schon sehr merkwürdig. Jedenfalls wäre es "komisch", wenn sich da herausstellt, dass von den 16000 Km in den ersten drei Jahren 15'000 Km schon verfahren worden wären.

Was man sich auch zeigen lassen kann, sind die TÜV Berichte der letzten Jahre. Oder aber auch Werkstattrechungen. Denn hier wird in aller Regel auch der Km-Stand erfasst (immer mit Datum). Oder man sucht im Motorraum nach entsprechenden Wartungsaufklebern. Bei einem Ölwechsel oder aber dem Zahnriemenwechsel (der nach acht Jahren erfolgt sein sollte) wird so was auch auf einem Aufkleber vermerkt (mit Km-Stand) und im Auto (beim Motor oder an der Tür) befestigt.

Ampelmännchen hat geschrieben:Aber schlimm wäre es, wenn der Wagen vielleicht 99 000 km mehr auf dem Tacho hätte, weil die Zählung dann wieder von vorne beginnt

Ich hoffe doch sehr, dass das Tacho einen sechsstelligen Zähler hat. Es ist also so, dass nicht bei 99'000 Km, sondern bei 999'999 Km "neu" bei 0 begonnen wird. Und eine Millionen Km in acht Jahren wäre tatsächlich schon etwas viel. ;)

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Ich hoffe doch sehr, dass das Tacho einen sechsstelligen Zähler hat. Es ist also so, dass nicht bei 99'000 Km, sondern bei 999'999 Km "neu" bei 0 begonnen wird. Und eine Millionen Km in acht Jahren wäre tatsächlich schon etwas viel. ;)

Ok, ich habe mich umm 999 km vertan. Aber warum hoffst du sehr, dass der Wagen einen sechstelligen Zähler hat? Ein Ford Ka beispielsweise hat nur eine 5 stellige Tachoanzeige. Und das wäre in 8 Jahren ja wohl auch machbar.

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@Ampelmännchen: Danke für die Aufklärung. Ich bin tatsächlich davon ausgegangen, dass die Autos in der Regel schon Kilometerzähler haben, die sechsstellig sind. Schließlich sollte ein jeder Hersteller davon ausgehen, dass die Autos die 100'000 Km schadlos überstehen und deutlich mehr Fahrleistung bringen.

Sogar die 200'000 und auch 300'000 Km kann man mit einem Benziner schaffen! Meinen Volvo (Benzinmotor) habe ich seinerzeit auch erst bei 250'000 "abgegeben". Und natürlich wären 100'000 Km in acht Jahren zu machen, so dass der Wagen tatsächlich die 116'000 Km statt der 16'000 Km haben könnte. Aber das wäre ja letztlich keine Tachomanipulation.

Wie schon geschrieben muss man sich hier den Rest des Fahrzeugs genau anschauen. Ein Garagenwagen der nur 16'000 Km gefahren wurde sollte sich schon augenscheinlich von einem Fahrzeug unterscheiden, welches schon 116'000 Km gefahren wurde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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