Wie gefährlich lebt man als Jurist wirklich?

vom 25.02.2013, 22:14 Uhr

In den Medien wird oft berichtet, dass ein Staatsanwalt bedroht wird oder ein Rechtsanwalt erpresst wird. Vor einigen Jahren ist sogar ein mir bekannter Rechtsanwalt erschossen worden. Auch Richter leben, wenn man den Medien glauben kann sehr gefährlich. Denn schließlich sind sie in den Augen der Verurteilten ja "Schuld", dass sie ins Gefängnis gekommen sind. Auch dem Staatsanwalt wird oft die Schuld gegeben und dann auch dem Verteidiger, weil er es nicht geschafft hat den Verbrecher vor der Strafe zu schützen.

Meine Tante will nun beispielsweise nicht dass mein Cousin Jura studiert, weil sie den Beruf einfach für zu gefährlich hält. Wie gefährlich sehr ihr diese Berufsgruppe? Wenn man Jura studiert, lebt m an da tatsächlich so gefährlich? Würdet ihr einen Juristenberuf in die Kategorie gefährlich einstufen?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es kommt ganz darauf an, mit welcher Klientel man sich als Jurist abgibt. Als Staatsanwalt hat man auch ein bestimmtes Ressort und nicht unbedingt mit Schwerverbrechern zu tun. Gleiches gilt für die Richter, die alle ein bestimmtes Gebiet bearbeiten. Als Rechtsanwalt hat man es selbst in der Hand, welches Gebiet man bearbeitet. Da kann man bestimmte Mandanten dann auch ablehnen, wenn sie einem nicht ganz geheuer erscheinen. Man muss ihnen ja nicht unbedingt sagen, warum man das Mandat ablehnt.

Daneben gibt es noch viele Juristen, die in der Verwaltung irgendwo arbeiten. Oder als Justiziar. Es gibt auch in Firmen viele Anwälte, die etwa nur die ganzen Vertragsverhandlungen bearbeiten. Eine Reihe von Juristen gehen danach auch in die Politik.

Den Beruf wegen Gefährlichkeit zu verbieten halte ich übrigens nicht so sinnvoll. Ich denke, Bankangestellte und Polizisten leben da gefährlicher, genauso wie Angestellte von Tankstellen oder Juwelieren. Und ansonsten sind wir nirgends vor diesen Irren sicher. Da kann schon ein Amokläufer in der Schule um sich schießen - oder man ist während des Überfalls gerade in der Bank.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, dass da andere Gruppen genauso gefährdet sind, wie beispielsweise Lehrer, Sozialarbeiter, Arbeitsagenturmitarbeiter oder Leute, die an den Kassen im Supermarkt stehen. Menschen, die in Tankstellen arbeiten, werden bei Raubüberfällen bestimmt öfters getötet oder verletzt als Richter und Anwälte. Am gefährlichsten lebt es sich in einer Beziehung, denn dort geschehen die meisten Morde. Also sollte man sich auf keinen Fall mit einem Partner zusammentun.

Die meisten Menschen sterben übrigens im Bett, also sollte man nie ins Bett gehen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es interessant, dass im Bereich "Jura" immer zuerst an das Strafrecht gedacht wird. Ein Großteil der Juristen hat mit Straftätern und gefährlichen Menschen gar nichts zu tun und selbst die Strafrechtler haben in den meisten Fällen es eher mit Kleinkriminellen wie Betrügern oder Ladendieben zu tun. Die meisten Anwälte sind wohl im Bereich des Zivilrechts tätig, das heißt sie setzen Verträge und Ansprüche von Bürgern gegen Bürger durch und da besteht eine echte Gefahr für die entsprechenden Anwälte eher selten. Sicherlich gibt es immer mal wieder Aufsehen erregende Fälle, aber das ist die Ausnahme.

Und selbst wenn man es mit wirklich gefährlichen Straftätern zu tun hat, ist man vergleichsweise gut geschützt als Staatsanwalt oder Richter, indem entsprechende private Daten geschützt sind und es doch recht schwer ist, an diese Leute heran zu kommen. In den Gerichten selber ist die Gefahr auch eher gering und die Fälle, wo jemand im Gerichtssaal Amok läuft, sind die große Ausnahme. Bei uns am Landgericht kommt man beispielsweise ohne Kontrolle hat nicht ins Gebäude. Die Tasche kommt in einen Scanner und man selbst läuft ebenfalls durch einen Detektor. Das Ganze wird von 4 oder mehr Wachtmeistern überwacht und die Wahrscheinlichkeit, dass man mit irgendwelchen gefährlichen Gegenständen in die Säle kommt, ist verschwindend gering. Auch während der Prozesse sind Wachtmeister jederzeit einsatzbereit. Ich habe täglich mit vielen Richtern zu tun und kenne nur zwei, die tatsächlich im Prozess mal den Notfallknopf drücken mussten.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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