Vergesslich, chaotisch und unmotiviert zugleich - was tun?

vom 24.02.2013, 13:24 Uhr

Ich bräuchte mal einen Rat bezüglich meines Freundes. Im Grunde bestand das Problem schon immer, aber da wir beide Mitte April Abiturprüfungen schreiben werden, ist es momentan besonders ausgeprägt.

Mein Freund ist nämlich ein kleiner Chaot. Er hat leider nur sehr wenig Organisationstalent, was im Grunde aber auch nicht so schlimm ist. Wenn wir etwas gemeinsam unternehmen, dann plane ich das meistens und sorge dafür, dass alles reibungslos abläuft. Ich glaube, das Problem beim Planen ist für ihn, dass er dann eine Vielzahl an Entscheidungen treffen muss und das liegt ihm gar nicht. Nicht einmal wenn ich frage, ob er lieber samstags oder sonntags etwas machen möchte, kann er mir eine klare Antwort geben.

Leider kommen bei meinem Freund noch ein paar andere negative Eigenschaften hinzu. Zudem ist er nämlich ziemlich vergesslich. Selbst wenn ich ihn mal darum bitte, sich um eine bestimmte Uhrzeit bei mir zu melden, kriegt er es nicht immer hin, weil er es schlicht und einfach vergisst. Die Lösung hierbei wäre natürlich, sich alles aufzuschreiben, aber dazu ist er dann wiederum zu faul. Er hat schon versucht To-Do-Listen zu schreiben, wie ich es auch mache, aber es schafft es einfach nicht, sich daran zu halten. Das liegt vor allem daran, dass er große Aufgaben nie in Angriff nimmt, sondern sich immer von kleineren Aufgaben ablenken lässt. Und wenn er mal auf einer seiner Lieblings-Internetseiten gelandet ist, dann kommt er sowieso nicht mehr zum Lernen.

Er kann scheinbar nur unter Druck arbeiten. Der Druck fängt bei ihm aber erst in der Nacht vor der Arbeit an, was dann zur Folge hat, dass er oftmals völlig übermüdet in die Schule kommt und auch nicht richtig gelernt hat, weil er mitten in der Nacht niemandem mehr Fragen stellen kann zu dem Stoff.

Nun geht es, wie gesagt, auf das Abitur zu und ich will ihm wirklich helfen, das alles in den Griff zu bekommen, denn momentan sieht es nicht so aus, als hätte er bis unmittelbar vor den Prüfungen vor, etwas zu lernen. Da er manchmal im Unterricht total abgelenkt ist, hat er das Lernen aber eben nötig.

Allerdings weiß ich wirklich nicht mehr, was ich noch alles tun kann. Ich kann ihm definitiv nicht ständig hinterher rennen und ihn daran erinnern, wann wir welche Arbeit schreiben, wie viel Stoff es ist und wann er bestenfalls anfangen müsste zu lernen. Er muss das mal selber in den Griff bekommen. Er lässt sich aber auch durch nichts und niemanden motivieren.

Ich bin ein wenig überfragt. Kennt jemand von euch das Problem und weiß, wie man das bestenfalls lösen kann? Er ist wirklich klug und wäre mit Sicherheit ein Einser-Schüler, wenn er das mal in den Griff bekommen würde.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Du gibst eigentlich schon den richtigen Tipp "Er muss das mal selber in den Griff bekommen." Mehr ist dazu eigentlich auch gar nicht zu sagen. Du kannst da nämlich gar nichts tun. In dem Moment, wo du da hinterher bist, nimmst du die Rolle seiner Mutter ein, und er muss gar nichts tun. Denn du machst dir ja die Sorgen, die er sich eigentlich machen müsste. Lass ihn diesbezüglich am besten in Ruhe. Ihn zu unterstützen macht nur dann Sinn, wenn er das will. Manche Leute müssen erst einmal hereinfallen, bevor sie schlau werden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


*sophie hat geschrieben:Er ist wirklich klug und wäre mit Sicherheit ein Einser-Schüler, wenn er das mal in den Griff bekommen würde.

So etwas hat man mir auch seitdem ich denken kann, immer wieder nachgesagt. Ich fand es schlimm. Als Kind, sowie im Teenager-Alter als auch als Erwachsener. Dabei ist es nicht so, dass ich mich selbst als dumm bezeichnen würde. Aber ich kenne einfach viele Menschen, die ein sehr breites Allgemeinwissen haben, dass sie sich selbst angeeignet haben oder Dinge einfach viel schneller lernen.

So etwas konnte ich zum Beispiel in Sprachkursen beobachten, wo keiner die Sprache vorher kannte oder sogar ich diejenige war, die am meisten Berührungspunkte bisher mit dieser Sprache hatte. Und obwohl ich mich ohne Ablenkung auf den Stoff konzentrierte und es meine freie Wahl war, wusste ich bereits nach der ersten Stunde weniger als einige andere. Deshalb kann ich auch den Meinungen, dass man leichter lernt, wenn man sich für etwas interessiert, nur bedingt zustimmen.

Letztendlich brauchen Verhaltensänderungen mehrere Wochen, bis sie vom Körper und Geist (oder wie auch immer man das nennen mag) angenommen werden. Und man selbst muss es wollen. Es hilft nichts, selbst wenn einen jemand anderes quasi rund um die Uhr an etwas erinnert. Denn man muss auch lernen, sich selbst Grenzen zu setzen, sich zu motivieren, usw.

Dass mit dem Druck kenne ich selbst und habe es auch nie ganz abstellen können. Obwohl ich durchaus die positiven Aspekte erkannte, wenn man ausgeschlafen zu Prüfungen geht, nicht auf den letzten Drücker fertig wird und überall als Chaot gilt. Etwas zu versuchen bringt nichts. Entweder man macht es, oder man macht es nicht.

Ich glaube das auch Angst vor der eigenen Courage dabei eine Rolle spielt. Wenn man etwas entscheidet und es klappt dann doch nicht, muss man sich selbst für die Konsequenzen verantwortlich fühlen. Doch man sollte sich bewusst machen, dass Nicht-Entscheiden und Nicht-Tun auch Konsequenzen hat.

Je nachdem, was er für ein Typ ist, würde ich an deiner Stelle versuchen in mehr in die Planungen mit einzubeziehen. Einfach mal etwas völlig unsinnig vorschlagen. Darauf sollte er reagieren. Und was das lernen betrifft, so könntet ihr doch gemeinsam lernen.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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