Mit einzelnem Klick Wechsel in kostenpflichtigen Tarif?
Ein etablierter und bekannter E-Mail-Anbieter schaltet, wenn man dort einen kostenlosen E-Mail-Tarif nutzt, regelmäßig Werbung für seinen kostenpflichtigen Tarif nach dem Log-In. Diese Werbung preist eine kostenlose Probezeit für den kostenpflichtigen Tarif an, mal einen Monat, mal drei Monate, je nach Werbung. Es steht dabei, die Probezeit ließe sich jederzeit über den Account abbrechen und somit könne man ohne Gefahr während der Probezeit wieder auf den kostenlosen Tarif wechseln, ohne dass irgendwelche Kosten fällig werden.
Erwähnen sollte man vielleicht noch, dass bei dieser zwischengeschalteten Werbeseite nur zwei Buttons vorhanden sind: ein großer, farbiger, mit dem man die Probezeit beginnt, und ein kleiner, weit weniger auffälliger, mit dem man ohne Probezeit ganz normal an sein Postfach gelangt. Komplette Nutzungsbedingungen sind nicht zu sehen, nur kurze Informationen, sehr klein und in einem schlecht lesbaren Grau auf weißem Grund an das untere Ende der Seite gesetzt.
Das einmalige Klicken auf den Button, mit dem man die Probezeit beginnt, wird vom Anbieter als "Vertragserklärung" gewertet. Die Nutzungsbedingungen werden vorher nicht angezeigt, es muss auch kein Häkchen zum Akzeptieren gesetzt werden. Auch eine doppelte Bestätigung per Button, in Form einer Nachfrage, ob man den Tarif wirklich bestellen möchte, findet nicht statt.
Nach dem einen Klick, mit dem man laut Anbieter den Tarif gewechselt hat, ohne vorher irgendwelche Angaben zu verifizieren oder noch einmal auf den Tarifwechsel hingewiesen wird, erscheint eine Seite, die einen im neuen Tarif Willkommen heißt. Dort ist nur noch von einem schriftlichen Widerrufsrecht die Rede, welches 14 Tage währt. Der Widerruf sei in Textform per E-Mail, Fax oder Brief einzusenden. Außerdem gibt es eine Telefon-Hotline mit einem Minutenpreis von annähernd einem Euro. Von der Aussage, man könne die Probezeit jederzeit über das Profil beenden, ist auch nichts mehr zu sehen. Den Menüpunkt, in den alten Tarif zurück zu wechseln, gibt es, allerdings erscheint beim Klicken nur die Meldung, wenn man den Tarif kündigen wolle, und zwar zu einem Termin in drei Monaten, dann müsse man einen Brief oder ein Fax an die angegebene Adresse senden. Von einem sofortigen einfachen Abbruch der Probezeit über das Profil kann also wohl kaum die Rede sein.
Ich bin verwundert darüber, dass ein großes, bekanntes Unternehmen so vorgeht. Ist es denn zulässig, einen einzelnen Klick ohne weitere Verifizierung als Vertragsabschluss zu betrachten? Die Geschäftsbedingungen bekommt man vorher auch nicht verpflichtend zu lesen, sondern sie werden einem zugemailt, nachdem man bereits den Button geklickt hat, mit dem man die Probezeit beginnt. Gab es nicht Gerichtsurteile, die darüber entschieden, dass das unzulässig ist? Welche Paragraphen sind in diesem Fall von Bedeutung?
Fragwürdig kommt mir die ganze Sache vor, da ich ein derartiges Vorgehen bisher nur bei so genannten "Abofallen" gesehen habe, die als illegal und betrügerisch eingestuft werden und bei denen die Verbraucherschutzzentralen immer raten, bloß nicht zu zahlen. Ansonsten erscheint mir das Vorgehen völlig unüblich, da man in jedem Online-Shop selbst bei kleinsten Beträgen erst einmal im Warenkorb noch einmal bestätigen muss, dass man das Produkt wirklich kaufen will. Seriöse Vertragsabschlüsse mit einem einzelnen Klick sind mir auch nicht bekannt. Es kann nicht als Argument gelten, dass man den Klick schon im eingeloggten Zustand macht, denn bei anderen Websites, egal, ob Ebay, Amazon oder diverse andere Online-Shops, ist man auch schon eingeloggt, wenn man einen Kauf tätigen möchte, und dennoch muss man diesen noch einmal extra bestätigen, anstatt dass ein einzelner Klick gleich einen Vertrag auslösen würde. Ebenso erscheint mir die Darstellung des Angebots, mit den zwei sehr ungleichen Buttons, dem Fehlen der Geschäftsbedingungen und dem schlecht lesbaren Kleingedruckten nicht sehr seriös.
Ich glaube, dass ich weiß, von welchem E-Mail-Anbieter du redest. Dieses Geschäftsgebaren ist meiner Meinung nach wirklich nicht seriös. Der Anbieter legt es darauf an, dass man die Seite nicht vollständig liest, weil man ja nur mal schnell nach den E-Mails schauen will. Es ist tatsächlich fraglich, ob ein rechtssicherer Vertrag zustande gekommen ist. Das Problem ist nur, dass der Anbieter bei Nichtzahlung die Leistung, also den Zugang zu dem Account sperrt. Und so geben viele Verbraucher nach und bezahlen die geforderte Summe.
Dieses unmögliche Vorgehen ist auch einer der Gründe, warum ich den Dienstanbieter gewechselt habe. Die Verbraucherschutzverbände haben den Anbieter übrigens wegen dieses Vorgehens bereits abgemahnt. Inwieweit die Abgabe einer Unterlassungserklärung gefordert wurde, weiß ich allerdings nicht mehr. Jedenfalls sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man sich dort einloggen will und immer erst lesen, was man anklickt.
Den falschen Button zu klicken, weil man in Eile ist, ist eine Möglichkeit, versehentlich in diesen kostenpflichtigen Tarif zu gelangen. Allerdings ist es auch möglich, dass man mit der Maus einfach daneben klickt und dabei versehentlich den Button erwischt, weil die Maus herumspringt oder die Seite beim Laden einen Satz macht. Diesen Fall hatte ich auch schon einmal, dass durch das Verrücken der Seite plötzlich was ganz Anderes angeklickt worden ist, als das, was ich eigentlich treffen wollte. Und ich finde es daher alles andere als seriös, mit so einem einzelnen Klick irgendwelche Verträge eingegangen zu sehen. Ein großes, etabliertes Unternehmen sollte das nicht nötig haben.
Schwierig finde ich auch, dass sich ja vielleicht auch wirklich gezielt Menschen für diesen Probetarif entscheiden, und zwar auch, weil auf der Seite ja mit dabei steht, dass die Probezeit jederzeit über die Optionen im Profil abzubrechen wäre, und dass man somit jederzeit einfach wieder zum alten, kostenlosen Tarif zurückkehren könne. Das klingt ja danach, als müsse man nur einmal einen Button klicken, und schon wäre man den Tarif wieder losgeworden. Wenn man das glaubt, wäre die Probezeit ja nichts Schlimmes. Mich würde es jedenfalls sehr ärgern, würde ich mit diesem Gedankengang der Probezeit zustimmen und dann würde ich sehen, dass diese beworbene Möglichkeit gar nicht besteht und ich stattdessen irgendwelche Faxe oder Briefe sonstwohin schicken muss. Ehrlich gesagt würde ich sogar soweit gehen, zu sagen, dass das Werbeversprechen, man könne den Tarif jederzeit wieder im Profil umstellen, nicht der Wahrheit entspricht.
Ich habe mich letztendlich auf jeden Fall auch gegen diesen Anbieter entschieden. Wer potentielle Kunden so behandelt, sollte sich aber auch nicht wundern, dass die Leute abwandern. Ich jedenfalls kann mir Schöneres vorstellen, als bei jedem Log-In potentiell die Gefahr zu haben, mir einen schwer kündbaren oder widerrufbaren kostenpflichtigen Jahresvertrag an die Backe zu heften.
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