Bei Facebook posten wenn jemand gestorben ist?

vom 04.03.2012, 13:10 Uhr

Ich würde nicht unbedingt darauf schließen, dass jeder, der etwas auf Facebook oder anderen Social Networks postet, nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte. Immerhin ist es auch für den Austausch und der Kommunikation untereinander gedacht.. Und manchmal postet man etwas, worüber man sich aber nicht mit jedem x-beliebigen weiter austauschen möchte - nicht selten reagieren plötzlich einige Leute auf manche "besondere" Statusmeldungen, welche sich ansonsten nahezu "unsichtbar" verhalten. Auf solche "Ereignisfreunde" kann ich dann auch gerne verzichten und werde ihnen nicht meine privatesten Gedanken und Gefühle anvertrauen.

In Todesfällen wissen die Angehörigen oft nicht, wie sich sich mit der Situation auseinandersetzen können und nutzen ihre Arten um sie zu verarbeiten. Manch einer zieht sich zurück und andere Suchen Trost und Halt bei Freunden. Natürlich finde ich jegliche Falschmeldungen unerhört und fehl am Platz, doch finde ich es nicht schlimm, wenn die Leute ihre Lebensereignisse ihren Freunden mitteilen möchten.

Dazu gehören leider nicht nur fröhliche Ereignisse, sondern auch ebenfalls die nicht so erfreulichen Meldungen. Da man oft via Facebook in Kontakt mit Menschen bleiben möchte, welche man nicht (mehr) jeden Tag oder zumindest regelmäßig treffen kann, ist es von Vorteil, wenn man ein wenig Einblicke in das Leben des anderen bekommt. Eine Mitteilung über die bevorstehende Hochzeit oder die Geburt seines Kindes erreicht durch einen einzigen Post innerhalb von geringer Zeit, einen Großteil des Freundes- und Bekanntenkreises und man erspart sich stundenlange Telefonate oder Postkarten zu verschicken, was auch viel mehr Stress mit sich bringen würde.

Wenn man das bedenkt, so ist es umso mehr nachvollziehbar, dass einige eher dazu tendieren, dem Bekanntenkreis via Social Network über einen Todesfall zu berichten, als sich jedes Mal die Kraft sammeln zu müssen, um die einzelnen Leute anzurufen. Auch kann man so einem Telefonterror entgehen, selbst, wenn man natürlich mit einem Ansturm von Benachrichtigungen rechnen muss.

Als meine Tante letzten Herbst jung verstorben ist, habe ich das auch via Facebook über meinen Cousin erfahren. Dazu muss ich hinzufügen, dass wir eine sehr große Verwandtschaft haben und überall Deutschlandweit verteilt wohnen - einige wohnen sogar im Ausland. Freilich war es nicht leicht für die Kinder und ihren Mann, die Sache zu verarbeiten und ich kann nicht sagen, ob ich die Kraft hätte, den Tod meiner Mutter via Facebook bekannt zu machen. Aber die Kinder waren dankbar für jegliche tröstenden und aufbauenden Worte.

Da wir über 600 km auseinander leben und eben so viele Verwandte hätten informiert werden müssen, war der Weg über da Internet der einfachste und schnellste, da die schmerzliche Information in kürzeste Zeit im Schneeballverfahren nahezu alle erreicht hat. ich denke, man sollte solche sensiblen Themen auch sensibel behandeln und nicht verurteilen.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich sehe das Thema sehr unentschlossen und bin selbst betroffen, was eine Veröffentlichung einer Todesmeldung angeht. Auf der einen Seite ist Facebook heute das ultimative Medium, um innerhalb des verbundenen Freundeskreises gewisse Meldungen auszutauschen, zu veröffentlichen und zu thematisieren. Facebook bietet einfach einen schnelleren Kommunikationsaustausch, der in vielen Fällen hilfreich, als auch gleichzeitig schädigend sein kann.

Auf der anderen Seite ist es im Falle einer Todesmeldung puplibiziert durch Facebook ein schwierig zu diskutierendes Thema. Vor ein paar Monaten bin ich morgens ganz normal aufgestanden, habe mir meinen morgendlichen Kaffee zubereitet und mein Laptop angeschaltet. Als Facebook geöffnet war, laß ich hunderte Posts bezüglich eines Unfalls mit Todesfolge. Als ich mir den Artikel in der RN durchlas, wurde mir bewusst, dass in der Nacht zuvor ein Motorradfahrer auf einer Autobahn in ein parkendes Auto auf dem Standstreifen fuhr, auf die Mittelfahrbahn geschleudert und folgend von seinem Kollegen selbst überfahren wurde. Zwar schockte mich die Nachricht, jedoch erfuhr ich im selbigend Moment, dass es ein enger Kumpel von mir war. Ich habe seinen Tod selbst erst durch Facebook erfahren, wie vermutlich die meisten meiner Freunde, da der Unfall in den späten Abendstunden erfolgte.

Ich meine, es ist einerseits ziemlich makaber, über den Tod hinaus weiterhin irgendwelche Posts auf Facebook zu machen. Genaue Gründe dafür kann wohl nur der jeweilig Betreffende nennen. Andererseits ist es aufgrund der Vernetzung ein übles Soll, denjenigen in medialer Form am "Leben" zu halten, über die Person zu sprechen oder gewisse Andenken in Form von Bilder etc. zu veröffentlichen.

Ich vermute, dass solche Meldungen auch meist noch von Menschen im Alter U30 publiziert werden, zumal die Vernetzung via Facebook wohl höher ist, als bei einer älteren Generation.

Ich finde, dass eine Veröffentlichung nicht armselig erscheint, solange man nicht selbst in tiefstem Selbstmitleid versinkt und versucht, sich selbst durch einen Todesfall aufgrund Gespräche in den Vordergrund zu stellen.

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» Anders » Beiträge: 608 » Talkpoints: 9,10 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde nicht, dass so eine Meldung auf eine Plattform wie Facebook gepostet werden sollte. Solche Sachen sind einfach sehr privat und gehen keinem etwas an. Das man sich in solch einer Situation schlecht fühlt und ein wenig Aufmerksamkeit bekommen möchte kann ich ja noch nachvollziehen, aber nicht auf diese Art und Weise. Wenn ich getröstet werden möchte dann rufe ich meinen besten Freund oder meine beste Freundin an. Sicher ist auch gerade jemand aus der Familie da, bei dem man sich ausheulen kann und über alles reden kann. Das sind Ventile um den Druck abzulassen, aber kein Post bei Facebook.

Es gibt viele Arten wie man solch einen Schmerz verdauen kann. Ich habe schon einige Videos gesehen, auf denen man ein paar Bilder eines Verstorbenen zusammenschneidet und die entsprechende Musik darunter legt. Wenn einem so ein Video dabei hilft das ganze zu verarbeiten, dann soll er es tun. Für mich wäre das wahrscheinlich nicht so das richtige. Wenn überhaupt würde ich es nicht öffentlich zugänglich machen.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Bei uns ist es weit verbreitet, dass allem Voran Freunde der Verstorbenen, oder solche, die vorgeben, Freunde gewesen zu sein, die Bilder der Verstorbenen posten. Hier geht es glaube ich eher darum, dass sie selber und weniger der Verstorbene im Mittelpunkt steht. Vor Kurzem hat sich gerade ein junger Mensch, der etwa in meinem Alter ist, das Leben genommen. Hier hat man sogar eine extra Gedenkseite im Facebook errichtet. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass die Hälfte, die dieser Seite beigetreten ist, diesen Menschen nicht annähernd kennt, für mich wäre es nicht in Frage gekommen, denn ich kenne ihn nur vom Sehen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde so etwas auch ziemlich armselig. Das ist wie die ganzen Posts "Zur Zeit geht einfach alles schief", oder "Warum muss es immer mich treffen". Die Leute wollen einfach nur angesprochen, beziehungsweise angeschrieben werden und wenn dann jemand schreibt, heißt es "Ich will nicht darüber reden!". So etwas sensibles wie der Tod einer nahestehenden Person würde ich niemals auf sozialen Netzwerken verbreiten. Das gehört sich einfach nicht und ist meiner Ansicht nach total respektlos. Ich wurde mit so etwas bisher aber auch noch nicht konfrontiert, ich kenne nur Leute die auf Facebook jammern um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und das finde ich schon Schlimm genug.

Es kommt immer auf die Situation drauf an. Eine Geburt finde ich kann man schon auf Facebook posten, weil es eine "frohe" Botschaft ist und alle an diesem wunderbaren Moment dran teilhaben sollten. Im Moment der Trauer aber so viel Wind über den Tod einer geliebten Person zu machen finde ich daneben. Das muss man feinfühliger angehen und nicht feierlich in die Welt hinausposaunen. Zumindest sehe ich das so und ich würde unter gar keinen Umständen so etwas tun und sicherlich auch keiner aus meinem Umfeld!

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» marc25341 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich selbst käme nie auf die Idee, auf so einer Seite öffentlich auf meine Pinnwand zu schreiben, dass jemand gestorben ist, der mir nahe stand. Stattdessen würde ich einfach erst einmal selbst mit meiner Trauer klarkommen wollen. Das heißt, dass ich in den ersten Tagen mit niemandem darüber rede wollen würde, da ich erst selbst mit der Situation klar kommen müsste. Dabei müsste mir erst klar werden, was wirklich passiert ist und wie ich nun damit umgehe. Erst nach einigen Tagen, nachdem ich wirklich begriffen hätte, was los ist, würde ich mit Freunden oder Familienangehörigen darüber sprechen. Dabei würde ich es durch so eine Plattform trotzdem nicht öffentlich machen wollen.

Wie ich bereits geschrieben habe, wäre das einfach meine Art, um mit so einer Situation klar zu kommen. Ich weiß, dass jeder Mensch dabei anders reagiert und dass nicht jeder Mensch sich in den ersten Tag zurückziehen will, um mit der Situation alleine klar zu kommen. Viele Menschen möchten von Anfang an über so ein Ereignis sprechen, um es zu verarbeiten.

Ich habe auch einige Leute in meiner Liste von Freunden, die solch einen Beitrag bereits einmal verfasst haben. Das fand ich damals aber überhaupt nicht schlimm. Stattdessen fand ich es eher mutig, öffentlich zu seiner Trauer zu stehen. Immerhin haben solche Beiträge eben auch den Vorteil, dass man sich nicht jeder Person einzeln schreiben muss, was passiert ist. Mit so einem Beitrag weiß einfach jeder gleich, was los ist. Somit wundert sich dann auch niemand, wen man sich aufgrund des Ereignisses mehrere Tage nicht meldet. Somit ist einem auch niemand böse. Von daher finde ich diese Variante eigentlich nicht schlecht, zumal man so auch gleich Hilfe von Freunden angeboten bekommt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich weiß nicht, was ich von solchen Meldungen halten soll. Auf der einen Seite ist es legitim, wenn Menschen bei Facebook auch andere Dinge posten als das übliche oberflächliche Blabla. Todesfälle gehören ebenso zum Leben wie freudige Erlebnisse. Aus dieser Sicht habe ich fast ein bisschen Verständnis dafür, wenn jemand eben auch tragische Erlebnisse mit seinen Bekannten bei Facebook teilt.

Allerdings bleibt eben ein negativer Beigeschmack und ich persönlich könnte mir auch nicht vorstellen, den Tod eines Verwandten bei Facebook breitzutreten. Vorstellbar ist für mich auch, dass diejenigen, die das tun, auf diese merkwürdige Weise um Aufmerksamkeit buhlen. Es gibt ja auch Leute, die bei Facebook schreiben, dass es ihnen schlecht geht – in der Hoffnung, dass alle nachfragen und sich betroffen zeigen. So eine ähnliche Assoziation habe ich auch bei den Todesmeldungen. Todesfälle sind wirklich nichts, was man geheim halten muss, aber ich finde es schon komisch, wenn jemand solche Dinge im Internet verbreitet.

Ganz besonders seltsam finde ich es, wenn jemand bei Facebook nicht nur mit wirklichen Freunden und guten Bekannten verlinkt ist, sondern mit unzähligen Leuten, die er vielleicht nicht einmal kennt. Irgendwie finde ich es dabei dann doch etwas geschmacklos, wenn man solche Meldungen mit hunderten von Unbekannten teilt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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