Gibt es unabhängige Versicherungsfachleute?

A ist seit einiger Zeit Witwe und hat nun mal alle Versicherungen durchgeschaut, die ihr Mann abgeschlossen hat. Aber irgendwie steigt sie einfach nicht da durch. Die Versicherungen sind auch nicht alle bei der gleichen Versicherung abgeschlossen. Sie hat mehrere Versicherungsagenturen in dieser Mappe. Aber A befürchtet, dass, wenn sie zu einer Versicherungsagentur geht, die Versicherung nur die Versicherungen halten will, die bei ihrer Agentur abgeschlossen sind und nicht objektiv sagen, was zu viel ist und was beibehalten werden muss.

An wen kann A sich wenden, damit wirklich mal genau geschaut wird. Sie hat schon sehr viel negative Dinge über den AWD (unabhängigen Finanzoptimierer) gehört, der angeblich nur das Geld aus der Tasche zieht und auch nicht optimal arbeitet. Aber an wen kann sich A vertrauensvoll wenden, damit ihr gesagt wird, welche Versicherungen wirklich zu viel sind?

Es gibt keine unabhängigen Versicherungsfachleute. Da niemand wirklich von allen Versicherungsunternehmen die Produkte anbieten kann. Und A hat schon richtig vernommen, dass auch der AWD am Ende nur seinen Verdienst sucht. Das heißt dann real, dass man weitgehend aus allen bestehenden Verträgen geholt wird, um dann über den AWD neue Verträge abzuschließen. Denn nur daran verdienen sie über die Abschlußprovisionen.

Da nun A scheinbar überfordert ist mit den ganzen Verträgen, sollte sie sich diese Stück für Stück genau anschauen. Was ist versichert und ist diese Versicherung für sie von Nutzen? Sobald sie keinen Nutzen darin sieht, sollte sie schriftlich kündigen. Ansonsten kann man nur raten mal jemand aus der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis drüberschauen lassen.

Das mit dem AWD stimmt. Die vermitteln letztlich ja auch nur "fremde" Versicherungsprodukte, für die sie Provisionen kassieren. Ob man solch eine Versicherung dann jeweils wirklich benötigt, spielt also erst einmal keine Rolle - es gibt also auch dort keine Garantie, unabhängig beraten zu werden.

Allerdings gibt es Versicherungsberater. Das sind keine Vertreter, sondern beraten lediglich in Sachen Finanzen bzw. speziell Versicherungen. Der Nachteil: Dadurch, dass ich Verkaufsfall keine Provision fließt kassieren Berater eine Provision. Diese muss der der Beratene zahlen. Eine solche Beratung ist also kostenpflichtig. Zum Beispiel die Verbraucherschutzzentralen bieten diesen Service kostenpflichtig an. Sowohl im Bereich Versicherungen als auch rund um Geldanlagen und Altersvorsorge im Allgemeinen.

Es gibt unabhängige Versicherungsmakler, jedenfalls heißen die so. Wie unabhängig diese Versicherungsmakler sind, ist aber nicht so einfach zu sagen. Denn diese Makler kassieren natürlich Provisionen von den Versicherungen, wenn sie deren Produkte verkaufen. Wenn es nun so ist, dass eine Versicherung eine höhere Provision zahlt als ein anderer Anbieter, kann es natürlich sein, dass diese Versicherungsmakler eben doch nicht ganz so unabhängig sind, wie sie sein sollten. Außerdem bieten sie sicherlich auch nicht Produkte von jeder kleinen Versicherung an, aber die größeren sind eigentlich schon alle dabei.

An A's Stelle würde ich einfach mal einen solchen Versicherungsmakler aufsuchen und mich beraten lassen. Viele machen ihre Sache sehr gut, aber es gibt natürlich auch schwarze Schafe. Wenn man zweifelt würde ich die Sache noch mal überdenken und mir eine zweite Meinung von einem anderen Makler einholen. Für mich wäre das wahrscheinlich noch die beste Variante, wenn es erst mal um eine generelle Beratung zu verschiedenen Versicherungen von unterschiedlichen Anbietern geht.

Vielleicht kann in einem solchen Fall die Verbraucherzentrale behilflich sein. Da könnte sich die Witwe A mal telefonisch erkundigen, ob die ihr behilflich sein könnten. Ich denke schon, dass die ihr helfen und wenn das nicht geht, wissen sie auf jeden Fall Rat, wohin sich Frau A wenden könnte.