Mitleid spürbar, wenn nächstes Kind gleichen Geschlechts?

Ich habe mehrere Jungen hintereinander geboren und war eigentlich jedes Mal erleichtert, dass es ein Junge war. Ich kannte mich wegen meiner kleinen Brüder mit Jungen aus und hatte immer ein bisschen Angst, mit einem Mädchen nicht so gut zurechtzukommen.

Beim dritten Sohn habe ich eine für mich unerwartete Reaktion bei anderen gespürt. Ich konnte es zuerst nicht deuten, bis eine Mutter es ganz klar ausdrückte: "Naja, du bist ja noch jung, vielleicht wird das Nächste ein Mädchen." Ich habe wohl ein bisschen verständnislos geschaut, denn eine junge Mutter war ich nie, damals war ich schon vierzig, und eigentlich war ich erleichtert, dass es wieder ein Junge war.

Haben bei euch auch manche Menschen merkwürdig reagiert, weil sie dachten, ihr wärt wegen des Geschlechts eures Kindes enttäuscht? Wieso meinen andere oft, dass man sich ein Mädchen nach einem Jungen wünscht und umgekehrt. Bei mir war es definitiv nicht der Fall und ich musste das den anderen immer klarmachen, die es mir wohl aber nicht abnahmen.

Wenn bekannt ist, dass die Mutter sich unbedingt ein Mädchen wünscht und den zweiten oder dritten Jungen bekommt, meinen die meisten vielleicht, sie müssten darauf entsprechend reagieren. Viele wollen ja auch erst ein Mädchen und dann einen Jungen oder anders herum.

Für mich persönlich ist das unbegreiflich, da ich wirklich der Meinung bin, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass das Kind gesund ist und das man deswegen einfach nur froh sein sollte, wenn das Kind gesund ist. Vielleicht tendiert man zu einem Geschlecht, aber enttäuscht sollte man deswegen noch lange nicht sein, wenn es etwas anderes wird.

Und anderen steht es gleich mal gar nicht zu, etwas dazu zu sagen. Unter Umständen beeinflusst man die Schwangere dadurch auch und dank der Hormone kann man da wirklich dann traurig darüber sein, obwohl man das vorher vielleicht gar nicht war. Und drei Jungen ist doch auch schön. Ein Mädchen hätte es unter Umständen, je nach Altersabstand, vielleicht auch schwer mit zwei Brüdern. Wer weiß das schon. Und ich stelle mir das auch toll vor, wenn die älter sind und ein gutes Verhältnis haben. Dann können die drei Brüder mal zusammen losziehen oder in den Urlaub. Das machen Geschwister anderen Geschlechts vielleicht auf andere Art und Weise.

Ich hatte eher das Gefühl, dass alle um mich herum enttäuscht waren. Ich habe auch zwei Jungen geboren, und bin selber auch sehr froh darüber. Ich bin selber eher ein Raufbold, und finde Barbies nicht so interessant wie zum Beispiel Autos. Klar hätte ich mich auch über ein Mädchen gefreut, aber ich bin mit meinen beiden Jungs schon sehr zufrieden.

Bei mir war es allerdings auch so, dass meine Mutter eher etwas "neidisch" war, sie hatte 2 Mädchen geboren wollte aber lieber Jungen haben. Meine Schwiegermutter, die ein behindertes Kind geboren hat, war alles egal, nur sie wollte nicht, dass ich das selbe durch machen muss wie sie.

Ich bin aber schon des öfteren gefragt worden, ob mir ein Pärchen denn nicht lieber wäre, und warum ich die Frage immer mit "Nein" beantworte. Es ist einfach so. Es wäre schon schön wenn man mir das glauben würde, und meine Meinung darüber auch respektiert.

Ich kenne es nicht, dass andere Leute eine frische Mutter bedauern, wenn sie wieder ein Kind des gleichen Geschlechts bekommen haben. Im Gegenteil, ich kenne in diesem Zusammenhang nur positive Reaktionen, die darauf anspielen, dass es so ja sehr viel leichter sei, denn Junge und Mädchen würden sich in der Kindheit weniger gut verstehen als eben zwei Mädchen beziehungsweise zwei Jungen untereinander. Was ich auch ganz plausibel finde, wenn ich ehrlich sein soll.

Was ich allerdings gut kenne ist, dass die Menschen um eine Mutter, die ihr erstes Kind geboren hat, Mitleid zeigen, wenn es denn ein Mädchen geworden ist und kein Junge. Man kennt es ja auch so, dass der Erstgeborene dann später den Hof erbt und so weiter und so fort. Es ist einfach hier noch so in den Köpfen der Leute verankert, dass ein erstgeborener Junge mehr wert ist als ein erstgeborenes Mädchen. Meiner Meinung nach totaler Schwachsinn, aber auch ich habe mich schon bei dem Gedanken ertappt, dass es ja schade ist, dass meine kleine Cousine das erste Kind meiner Tante gewesen ist und dass danach noch ein Junge kam. So habe ich übernommen, was hier in der Region die übliche Denkweise zu sein scheint.

Freunde von uns haben sich immer einen Jungen gewünscht, aber leider hat es nie geklappt. Ichhabe da aber kein Mitleid empfunden, weil es nicht mein Problem ist, ob sie sich etwas anderes gewünscht haben oder nicht. Damit müssen sie allein fertig werden. Außerdem kommt es letztlich nicht in erster Linie auf das Geschlecht an, sondern vielmehr darauf, ob das Kind gesund ist oder nicht. Insofern haben wir uns mit ihnen gefreut, dass sie ein gesundes Kind bekommen haben.

Ich kann allerdings nachvollziehen, dass man sich schon gerne ein bestimmtes Geschlecht wünscht. Auch kann ich es gut nachvollziehen, dass sich Mütter nach zwei Jungen gerne ein Mädchen wünschen. Ich kenne eine Mutti, die sich jetzt gerne in Mädchen wünscht. Die kann man mit Kleidern niedlich anziehen, schöne Spangen und Ketten schenken. Das ist für mich völlig nachvollziehbar. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass man sich lieber einen Jungen wünscht, weil man vielleicht selbst mit zickigen Püppchen nicht viel anfangen kann. Je nachdem, ob man sich selbst so gerne ein Mädchen wünscht, oder sich ein Mädchen einfach besser vorstellen kann, kann es natürlich sein, dass man jemanden bedauert, weil es wieder ein junge ist und die Mutter eben all diese Dinge dann nicht machen kann.