Wird man als BWL´ler nur noch belächelt?

vom 19.02.2013, 02:09 Uhr

Ich befinde mich aktuell im 2. Semester und musste mir schon einige unverständliche Gesichtszüge reinziehen. Nach und nach habe ich das Gefühl, dass ein BWL-Student kaum noch im Volksmund angesehen ist und die Schwierigkeit des Studiums belächelt wird. Oft hören ich und andere Kommilitonen von den Ingenieurstudenten "BWL kann ich aus Langeweile nebenher studieren". Es herrscht quasi ein regelrechtes gegenseitiges Niedermachen.

Ich war nie wirklich gut in betriebswirtschaftlichen Rechnungen. Habe mich dennoch dazu entschlossen, ein BWL-Studium zu machen. Der Grund liegt ganz einfach darin, dass ich eine Selbstständigkeit anstrebe und dafür das nötige Wissen brauche, um ein Unternehmen zu führen und zu verstehen. Meine persönlichen Ziele sind darauf ausgerichtet, mein Hobby zum Beruf zu machen. Aktuell und schon seit langer Zeit entwickle ich mit meinem Kumpel Projekte. Diese Projekte haben ausschließlich mit dem Internet zu tun. Diesbezüglich versuche ich alles, um mein Hobby als Standbein für das Leben vorzubereiten.

Immer wieder werde ich von einer Seite belächelt, weil ich BWL studiere. Ich frage mich allerdings, warum? Sind die meisten Menschen der Gesellschaft so fit in betriebswirtschaftlichen Abläufen, dass sie das Recht haben, so-was zu belächeln? Als BWL´ler wird man oft als entweder der "ewige Student" oder als "Student ohne Ziel" betitelt. Es stimmt durchaus, dass viele meiner Kommilitonen absolut keine Ahnung haben, warum sie das Studium machen und was sie überhaupt werden wollen. Muss man dann aber die gesamte Masse verurteilen?

Schließlich versuche ich mich weiter zu entwickeln in einem Fachbereich, der mich interessiert und einen Grundstein für mein Leben darstellen soll. Ich finde es mittlerweile richtig nervig, wenn ich erst nach Erläuterung meines Vorhabens auf Interesse stoße. Ansonsten kriege ich nur so was wie "ahhh, BWL, okay" zu hören.

Es ist sehr schade, dass viele Menschen das BWL-Studium nicht verurteilen, sondern belächeln. Belächelt ihr ebenfalls das Studium? Habt ihr selbst BWL studiert und solche Erfahrungen gemacht?

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» Anders » Beiträge: 608 » Talkpoints: 9,10 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Da würde ich doch mal drüber stehen an deiner Stelle. Mein Bruder studiert BWL und ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert. Weder er noch ich wurden belächelt und ich sehe dafür auch keinen Grund. Man kann sich fragen, warum jemand Soziologie studiert und was er dann am Ende damit macht, aber selbst das ist das Problem des Betroffenen und nicht meins und das würde ich dann eben auch denken, wenn andere das von diesem Studiengang denken, den ich mache.

Und als BWLer hat man gute Jobaussichten und das ist doch am Ende das, was zählt. Sicherlich muss man sich auch hier etwas von der Masse abheben und den Master sollte man schon auch noch hinterher machen. Meine Prüfungen waren kein Zuckerschlecken und die von meinem Bruder auch nicht. Also nebenher kann man das sicher nicht studieren, wenn man nicht gerade ein Ass auf dem Gebiet ist. In dem Fall muss man sicherlich weniger machen. Aber das ist immer so. Jemand der sehr gut in Mathe ist und Mathe studiert, hat es eben einfacher.

Also lass dir da nicht reinreden und dich belächeln. Steh da einfach drüber und wenn du dann mal gut verdienst sehen die doch, was es gebracht hat, oder?

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


BWL zu studieren, nur sich später selbstständig machen zu können, halte ich für wenig Zielführend. Ein BWL-Studium befähigt alleine sicherlich nicht dazu, ein Unternehmen zu führen. Umgekehrt braucht man als erfolgreicher Unternehmer nur einen Bruchteil des Wissens eines BWL-Studiums. Manche theoretische Ansätze, die man im Studium so lernt, sind eher hinderlich, weil sie in der Praxis eben gar nicht so gut funktionieren, schon gar nicht in einem Kleinunternehmen (ich gehe mal davon aus, dass du nicht gerade gleich ein 1000-Mann-Konzern führen wirst).

Wichtiger ist neben dem fachlichen Wissen, das man zur Umsetzung seiner Geschäftsidee benötigt, unternehmerisches Denken und ein Gespür für den Markt. Die Grundlagen der Buchführung kann man in einem speziellen Kurs erlernen; im Studium wird das normalerweise sowieso nur am Rande behandelt. Kalkulation und weitere Themen kann man sich auch ohne Studium selbst beibringen. Learning by Doing ist hier wohl Zielführender.

Wenn man sich anschaut, welche Ausbildung die meisten Unternehmer, Geschäftsführer und Manager haben, wird man feststellen, dass gar nicht so viele BWLer sind. Sehr viele sind Naturwissenschaftler, Ingenieure oder Juristen. Das ist auch sicherlich der Grund, wieso BWLer, denen eine große Managerkarriere vorschwebt, belächelt werden. Viele landen nämlich auf Sachbearbeiterposten, die teilweise sogar von Industriekaufleuten besetzt werden könnten.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 19.02.2013, 21:41, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich stehe auf jeden Fall darüber und lasse mir das Studium weder schlecht reden, noch fühle ich mich persönlich durch gewisse Äußerungen "unterdrückt". Ich hatte mich im Eröffnungsthread leider falsch ausgedrückt. Ich studiere BWL nicht ausschließlich, um mich damit grundlegend Selbstständig zu machen. Ein fester Job hat Priorität, die Selbstständigkeit wird nebenher aufgebaut.

Es ist allerdings erschreckend, wie sehr man als BWL´er grundsätzlich mit der breiten Masse unter einem Kamm geschert wird. Es ist klar, dass man sich schon spezialisieren sollte, um sich erstens von der breiten Masse abheben zu können und zweitens nicht unbedingt als Sachbearbeiter irgendwo zu enden.

Dass viele BWL´er eine falsche Vorstellung dessen haben, welche zukunftsorientierte Bereiche wirklich von Beachtung sind, ist mir klar. Ich kenne viele, die einen komplett falschen Ansatz haben "BWL - ich werde Unternehmer". Für mich persönlich dient das Studium einfach der Weiterbildung zum Fachabitur und als logischen Leitfaden für mein Vorhaben. Ich werde auch nicht von heute auf morgen Unternehmer sein und werden. Ich werde ja selbst sehen, wie weit ich mit der Umsetzung einzelner Projekte komme und welche Türen es mir eventuell öffnen wird.

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» Anders » Beiträge: 608 » Talkpoints: 9,10 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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