Warum ist es gefährlich, wenn ein Schnorchel länger ist?

vom 23.06.2012, 18:04 Uhr

Ich habe mich mit einem Bekannten unterhalten über Schnorcheln. Es ist eines seiner Hobbys und er verbringt seinen Urlaub auch in entsprechenden Regionen. Bei meinem letzten Urlaub am Mittelmeer hatte ich spaßeshalber auch mal solch eine Taucherbrille mit Schnorchel aufgesetzt. Das ist nun schon eine Weile her. Aber ich weiß noch, dass ich mich gefragt habe, warum der Schnorchel so kurz ist. Bei meinem Bekannten hatte ich diese Frage nur am Rande gestellt und bekam zur Antwort, dass ein längerer Schnorchel zu gefährlich wäre. Ich hatte keine Gelegenheit, weiter zu fragen. Aber interessieren würde es mich nun doch. Vielleicht weiß das jemand, warum das gefährlich sein soll?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Das liegt daran, dass das Gas in einem längeren Schnorchel nicht so gut zirkulieren kann. In einem kurzen Schnorchel verschwindet die ausgeatmete Luft fast vollständig und du atmest frische, sauerstoffreiche Luft ein. Bei einem zu langen Schnorchel bliebe immer etwas von der ausgeatmeten Luft im Schnorchel zurück, die Luft würde immer mehr mit Kohlendioxid angereichert, der Sauerstoffanteil würde immer geringer. Tödlich ist das zwar nicht unbedingt, jedoch ermüdet der Körper und es kann zur Ohnmacht kommen. Und dass eine Ohnmacht im Wasser nicht ungefährlich ist, ist wohl jedem hier klar ;)

» thairu » Beiträge: 184 » Talkpoints: 8,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube, dass ein langer Schnorchel deswegen gefährlich ist, weil man das Wasser nicht so leicht daraus hinauspusten kann. Wenn man schnorchelt, passiert es doch hin und wieder, dass Wasser in den Schnorchel kommt, das man dann einfach hinausbläst. Bei einem langen Schnorchel kommt mehr Wasser hinein und der Druck ist größer. Das Auspusten wird daduch erschwert.

Außerdem bleibt immer ein wenig Atemluft im Schnorchel zurück. Bei langen Schnorcheln ist das mehr, es könnte sein, dass man zu wenig frische Luft und damit Sauerstoff bekommt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Neben den genannte Gründen könnte ich mir noch etwas vorstellen: Da 10 Meter Wassertiefe denselben Druck aufbauen wie die Atmosphäre auf Meereshöhe (1 bar), könnten allein ein, zwei Meter (um den Schnorchel wirklich extrem lang zu machen) schon einen kritischen Druckunterschied bedeuten. Durch die Verbindung zur Oberflächenluft durch den Schnorchel hätte die Luft in der Lunge eben "Normaldruck", allerdings würde das Wasser entsprechend bei zwei Metern Tiefe schon einen Druck von 0,2 bar von außen aufbauen. Da 1 bar 1000 hPa und damit 100.000 N/m² ist, würden auf einen Quadratmeter Oberfläche dann 20.000 N wirken, das entspricht der Kraft, die man bräuchte, um einen 2 Tonnen schweren Gegenstand zu halten. Ich kann mir gut vorstellen, dass man da schlichtweg nicht mehr Atmen könnte, weil der Brustkorb zu stark zusammengedrückt wird.

Stellt man sich vor, dass man mit einem solchen Schnorchel von oben nach unten taucht, kommt noch ein ganz anderes Problem durch das hier beschriebene Phänomen dazu: Der steigende Druck würde letztendlich für eine Volumenverringerung sorgen, das heißt die Dichte des Menschen steigt. Steigt die Dichte, sinkt der Auftrieb, steigt die Dichte über die des umgebenden Wassers, taucht man immer tiefer, dann reißt die Verbindung zur Oberflächenluft ab und man hat wohl nur noch wenig Chance, da raus zu kommen.

» AP Nova » Beiträge: 336 » Talkpoints: 19,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das mit dem Wasser im Schnorchel kommt tatsächlich vor, da man mit dem Schnorchel nicht nur an der Wasseroberfläche herumpaddelt sondern auch mal tiefer taucht. Aber eines kann ich dir versichern: Das mit dem Druck ist totaler Humbug, da hat wohl jemand in Physik nicht aufgepasst :D

» thairu » Beiträge: 184 » Talkpoints: 8,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


thairu hat geschrieben:Aber eines kann ich dir versichern: Das mit dem Druck ist totaler Humbug, da hat wohl jemand in Physik nicht aufgepasst :D

Nee, das mit dem Druck ist überhaupt nicht Humbug. Ich mache gerade einen Rettungsschwimmkurs und wir haben dabei auch einen Exkurs zum Tauchen gemacht und da hat unser Ausbilder, der schon jahrzehntelang bei der DLRG ist, genau das gleiche gesagt, nämlich, dass der Schnorchel eine Verbindung zur Wasseroberfläche darstellt. In der Lunge ist der Druck, egal in welcher Tiefe man sich befindet, etwa 1bar. Im Wasser steigt der Druck je tiefer man taucht. Bei etwa 30cm liegt der Druck bei 1,03bar. Dieser Druck geht auf den Körper über, da die Körperflüssigkeiten diesen weitergeben. Dieser Druck wirkt dann von außen auf die Lungenbläschen und drückt diese also sozusagen zusammen.

Bei größerer Tiefe steigt wie gesagt der Druck immer weiter und der Taucher müsste dann mit seiner Brustmuskulatur eine enorme Kraft aufbringen, um dem Druck standhalten zu können und den Brustkorb weiten zu können, damit er atmen kann. Das aber geht eben in gewissen Tiefen dann nicht mehr.

Bereits ein Schnorchel, der länger als 30cm ist, ist sehr gefährlich und sollte deshalb nicht verwendet werden. Im Handel sind normalerweise eben nur solche Schnorchel bis 30cm zu finden, weil alles andere die Gesundheit von Unwissenden gefährdet.

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bevor die Atemluft überhaupt in den Alveolen ankommt, wo der Sauerstoff letztendlich aufgenommen wird, muss sie den sogenannten Totraum überwinden. Das ist der Bereich, in dem die Luft nur weitergeleitet wird, wo aber kein Gasaustausch stattfindet. Unter normalen Bedingungen umfasst das den Nasen- und Rachenbereich sowie Teile des Bronchialbaums. Durch den Schnorchel vergrößert man diese Strecke, wodurch man tiefer einatmen muss, damit ausreichend Sauerstoff bei den Alveolen ankommt. Das ist natürlich nicht unendlich weit möglich.

Außerdem ist die Sache mit dem Druck absolut kein Quatsch. Es kann sogar dazu kommen, dass die Venen komprimiert werden, was sich wiederum in der Konsequenz auf die Leistung des Herzens auswirken kann. Man darf daher unter keinen Umständen einen Schnorchel verlängern, weil das sehr gefährlich werden kann.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ohne genau zu wissen, wie das mit dem Druckunterschied in der Lunge funktioniert, aber mich interessiert da gerade die Frage, warum dieser Effekt bei Sauerstoffflaschen nicht auftritt? Liegt es daran, dass in den Flaschen der Sauerstoff komprimiert ist und beim einatmen sich von selbst auf den Umgebungsdruck anpasst?

» Dyrus » Beiträge: 13 » Talkpoints: 6,16 »


thairu hat geschrieben:Tödlich ist das zwar nicht unbedingt, jedoch ermüdet der Körper und es kann zur Ohnmacht kommen.

Wie du selbst schreibst, ist das sehr gefährlich. Denn eine Ohnmacht im Wasser kann schnell tödlich werden.

Dyrus hat geschrieben:Ohne genau zu wissen, wie das mit dem Druckunterschied in der Lunge funktioniert, aber mich interessiert da gerade die Frage, warum dieser Effekt bei Sauerstoffflaschen nicht auftritt?

Man taucht nicht mit Sauerstoffflaschen, sondern in den Flaschen befindet sich Pressluft. Bei manchen auch mit höherem Sauerstoffanteil angereichert, aber in der Regel nicht. Zumal man für Nitrox (sauerstoffangereicherte Luft) nicht nur einen speziellen Kurs besuchen muss, sondern Nitrox ist auch nicht überall verfügbar. Dass die Luft auf den Umgebungsdruck angepasst wird, stimmt hingegen. Von selbst passiert das jedoch nicht, sondern das macht das Atemgerät, welches an der Tauchflasche montiert ist.

Benutzeravatar

» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^