Urinieren, wenn jemand in der Nähe? Nur Männerprobleme?

Grade eben schrieb ich schon in einem anderen Thread, von einer Party am vergangenem Wochenende. Dort berichtete ich, dass ich auf einer Toilette war, deren Tür komplett aus Milchglas bestand, was es mir wirklich nicht leicht machte, mich dort auf der Toilette zu erleichtern, da ich eben die Musik aus dem Wohnzimmer bis in die Toilette vernahm und ständig irgendwelche Schatten an der Tür vorbei huschen sah, die in die Küche rannten, um von dort irgendetwas zu holen. Ich selbst würde von mir schon behaupten, dass ich große Probleme damit habe, "los zu lassen", wenn jemand dabei ist.

Wenn ich aber zum Beispiel an Fußballspieler oder andere Sportler denke, die zum Beispiel direkt in ein Becher urinieren müssen, wenn jemand dabei ist, um nicht des Dopings verdächtigt zu werden, dann stelle ich mir das zumindest für mich als etwas vor, dass sich sehr lange hinziehen könnte. Auch wenn ich so am Abend mal unterwegs bin mit Freunden und wir in der Kneipe etwas trinken, kann ich dort nur aufs Klo gehen, wenn es Kabinen gibt, oder aber ich das Glück habe, dass sonst grade niemand auf der Toilette ist. In der Öffentlichkeit (Manchmal kann man als Mann ja einfach nicht anders) habe ich das gleiche Problem. Ich denke mal, dass Frauen nicht unbedingt so stark von diesem Problem betroffen sind, oder?

Zumindest kann ich es mir bei Frauen nicht so vorstellen, da diese ja in der Regel eher Kabinen auf öffentlichen Toiletten besitzen, die eine gewisse "Privatsphäre" darstellen. Habt ihr ähnliche Probleme wie ich, oder ist euch das vollkommen egal? Könnt ihr es vielleicht begründen, wieso ihr diese Probleme habt, oder eben nicht?

Obwohl ich eine Frau bin, habe ich durchaus Probleme damit, auf Toilette zu gehen, wenn andere Menschen in der Nähe sind. So mag ich es auch nicht, auf Toilette zu gehen, wenn ich weiß, dass die Kabinen rund um mich herum auch besetzt sind. Ich habe da irgendwie immer Hemmungen und kann dann manchmal auch gar nicht auf Toilette gehen. Dabei ist es allerdings nicht so schlimm, wenn es sich um viele Kabinen in einer Reihe handelt. Dann wähle ich die Kabine aus, die recht und links von sich auch eine freie Kabine hat. Damit habe ich dann nicht so große Probleme. Ist aber alles besetzt, finde ich es dann auch nicht ganz so schlimm. In der Regel geht es dann auf der Toilette auch allgemein etwas lauter zu, wenn viele Leute da sind, die sich noch womöglich miteinander unterhalten. Zudem hört man auch immer wieder die eine oder andere Spülung. Diese Geräusche beruhigen mich und ich denke mir, dass man eben nicht mich als einzige heraushört.

Was ich ganz schlimm finde, ist es, wenn es nur zwei Kabinen gibt, die direkt nebeneinander sind. Wenn in der einen Kabine jemand ist, gehe ich normalerweise auch nicht auf die Toilette, wenn es nicht gerade sehr dringend ist. Ich mag es einfach nicht, wenn mir jemand so intensiv beim Urinieren zuhören kann. Und da eben nur eine Kabine neben mir ist, gibt es auch nicht so viele Geräusche, die mein Urinieren überdecken könnten.

Was bei mir nicht geht, ist es, mit einer Freundin gemeinsam auf Toilette zu gehen. Auch wenn wir natürlich in getrennte Kabinen gehen, kann ich einfach nicht urinieren, wenn meine Freundin in der Kabine neben mir ist. Ich weiß einfach, dass sie mich kennt und eben meine Geräusche meiner Person zuordnen kann. Das macht mich richtig nervös und unruhig, weshalb ich am liebsten allein auf Toilette gehe. Glücklicherweise kenne ich in der Uni einige sehr abgeschiedene Toiletten, in denen ich dann auch meistens allein bin. Das finde ich sehr gut so.

Je nachdem, wie du Nähe definierst, haben auch Frauen das Problem. Die wenigsten Frauen können pinkeln, wenn direkt jemand dabei ist. Viele haben selbst daheim vor dem Partner ein Problem damit. Vor Fremden zu pinkeln ist hingegen etwas, was Frauen in Deutschland eher seltener machen, da sie sich doch weiter frei machen müssen als Männer.

Es gibt jedoch bei beiden Geschlechtern auch Leute, die ein Problem damit haben, wenn jemand in Hörweite ist. Die Privatsphäre auf öffentlichen Toiletten ist meiner Meinung nach nicht größer als wenn eine Tür komplett aus Milchglas besteht. Es gibt ja auch öffentliche Toiletten mit Milchgläsern. Und auch bei den normalen Türen, die unten und oben offen sind, bekommt man durchaus mit, wenn jemand reinkommt, neben einem in der Kabine ist und auch oft, was diejenige gerade macht.

Damit haben manche Frauen durchaus auch ein Problem und so einige warten deshalb, bis sie allein sind oder meiden Toilettengänge in großen Toilettenanlagen. Und in Japan zum Beispiel ist man sich der Problematik bewusst und reagierte deshalb mit Wasserrauschen und anderen ablenkenden Geräuschen.

Ich möchte Trisas Antwort noch ein wenig präzisieren, genauer, das Japan-Beispiel. Dort hatte es wohl in öffentlichen Toiletten einen immensen Wasserverbrauch gegeben, weil viele Japanerinnen befürchteten, andere auf der Toilette Anwesende könnten ihre Uriniergeräusche hören.

Um diese Geräusche zu überdecken, hatten nämlich einige Frauen begonnen, andauernd die Spülung der Toilette gedrückt zu halten, da dieses laute Geräusch natürlich alle anderen Geräusche verschluckt. Und aufgrund dieses hohen verschwenderischen Wasserverbrauchs kam man dann eben auf die Idee, Geräte zu entwickeln, die elektronisch Geräusche erzeugen, die die Pinkelgeräusche überdecken, und die logischerweise auch kein Wasser verbrauchen. Es sind quasi kleine Boxen mit einem Lautsprecher, die dauerhaft ein Rauschgeräusch abgeben, oder eben auch per Knopfdruck. In Japan nennt man sie "Oto-hime" und es gibt sie wirklich auf fast jeder öffentlichen Toilette.

Übrigens soll einigen Behauptungen zufolge auch die Musikbeschallung auf öffentlichen Toiletten in Deutschland dazu dienen, die Toilettengeräusche ein wenig zu überdecken. Diese Scham davor, dass andere Menschen einen pinkeln hören könnten, scheint es also in verschiedensten Ländern und sehrwohl auch unter Frauen zu geben.