Pro und Contra Samenspender im Erwachsenenalter kennenlernen
Gestern ging es bei stern TV unter anderem um Sarah P., die vor über zwanzig Jahren durch eine Samenspende gezeugt wurde. Die junge Frau war auch schon in der letzten Woche eingeladen, da sie schon seit drei Jahren dafür kämpft, ihren biologischen Vater kennenlernen zu dürfen. Damals, im Jahr 2009, hat sie nämlich im Alter von 18 Jahren von ihrer Mutter erfahren, dass ihr eigentlicher Vater nicht ihr Erzeuger ist. Sie hatte sich vorab mehrfach bei der Samenbank informiert, aber immer wieder gesagt bekommen, dass die Daten über ihren Samenspender nicht mehr vorliegen. Nun klage sie vor dem Oberlandesgericht Hamm und bekam das Recht zugesprochen, den Namen ihres biologischen Vaters zu erfahren.
Ihr Fernsehauftritt bei stern TV löste eine wahre Welle an Reaktionen, insbesondere auch auf Facebook, aus. Allerdings teilten sich die Meinungen bezüglich ihres Falls. Die einen meinten, sie würde dadurch eine ganze Familie kaputt machen und sie solle doch froh sein, dass sie überhaupt auf der Welt sein darf. Man warf ihr sogar vor, nur Unterhalt fordern zu wollen, wobei sie im Gespräch in der Sendung mehrfach herausstellte, dass es ihr nur um das Kennenlernen geht. Bei anderen fand sie wiederum Zuspruch, unter anderem eben auch bei Kindern, die das gleiche Schicksal haben wie sie und auch erst kürzlich erfahren haben, dass sie das Kind eines Samenspenders sind.
Wie steht ihr eigentlich zu diesem Thema? Sollten Spenderkinder das Recht haben, ihren biologischen Vater im Erwachsenenalter kennenzulernen? Was spricht dafür, was spricht dagegen? Könnt ihr die unterschiedlichen Auffassungen der Bevölkerung bezüglich dieses Themas nachvollziehen?
Jetzt, wo so ein Fall publik geworden ist, findet die Mehrheit, dass die Kinder ein Recht auf den Vater haben. Hier wurde das allerdings vor knapp 4 Jahren schon mal diskutiert Kind: Recht auf Eltern - auch bei Samenspende? . Komisch ist schon, dass die Daten in dem Fall der jetzt durch die Medien ging, auch weitergegeben werden konnten. Mir ist nur bekannt, dass die Daten 10 bis 20 Jahre gespeichert werden und Sarah P. ist ja schon über 20 Jahre alt. Diese Daten dürften nicht mehr vorhanden sein.
Ich bin auch nach wie vor dagegen, dass man dem Samenspender die zugesicherte Anonymität weg nimmt. Die Menschheit ist selber Schuld, wenn sich keiner mehr findet, der für kinderlose Paare seinen Samen her gibt. Diskussionen waren ja auch schon, dass der Samenspender rechtlich gesehen sogar für Unterhalt verpflichtet ist. Das finde ich schon mehr als schlimm. Denn man will helfen und muss dann auch noch dafür zahlen. Wenn ich Mann wäre, wäre mir das Ganze viel zu unsicher und ich würde keinen Samen spenden.
Ich finde, jeder hat ein Recht darauf, zu wissen woher er kommt. Egal wie wir entstanden sind, ob Samenspende, Ausrutscher oder Wunschkind der Liebe.
Wir haben alle Eigenarten und Charakterzüge, die wir von unseren Eltern oder in dem Fall leiblichen Erzeuger mitbekommen. Und für mich persönlich ist es sehr wichtig, zu wissen, woher das kommt. Ich habe einige Eigenschaften meiner Eltern, die mir manchmal schon das Leben schwer machen. Wenn ich dann auf meinen Vater oder meine Mutter schaue, denke ich mir: "ach ja, das kommt ja von ihm oder ihr". Da fällt es einem leichter, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist.
Wenn man aber nun einen Teil gar nicht kennt, fehlt irgendwie etwas in der Identität. Da kann ich gut nachvollziehen, dass man dann den Wunsch hat, den- oder diejenige kennenzulernen. Die kontroverse Diskussion über das Thema ist auch ziemlich logisch. Denn hier Treffen Mechanismen der Gesellschaftsform auf moralische Werte. Es ist doch in vielen Bereichen (ich denke nur an Religion) verpönt, wenn Kinder durch Samenspende entstehen.
Aber mal ganz ehrlich: jeder Samenspender sollte sich doch dabei bewusst sein, dass er nicht nur in ein kleines Zimmerchen, mit einem bunten Heftchen geht und dann für ein kleines Becherchen ein kleines Bündel Scheine bekommt. Er erzeugt damit Leben, mit all seinen Facetten. Und der Verantwortung. Deswegen finde ich es richtig, dass dem auch langsam gerecht wird. Auch wenn manche Menschen das immer noch verpönen, existiert das nun mal in unserer Gesellschaft.
Als Mensch der seine beiden biologischen Eltern kennt, kann man vermutlich nur schwer nachvollziehen wie das ist, wenn einem die Hälfte der eigenen Herkunft im Verborgenen gehalten wird. Ein wenig kann ich das nachfühlen. Eine meiner Großmütter starb lange vor meiner Geburt. Irgendwie habe ich sie immer vermisst und hätte sie gerne kennen gelernt. Zwar haben meine Eltern mir einiges über sie erzählt und ich kenne Fotos von ihr, aber trotzdem ist da immer eine Lücke. Ähnlich und vermutlich viel stärker und essentieller muss es solchen Spenderkindern gehen. Wenn man wirklich gar nichts von seinem leiblichen Vater weiß, kann man sich auch kein Bild machen.
Ob man wirklich die Erzeuger mit vollem Namen und privat kennen lernen muss, weiß ich nicht. Vielleicht reicht es den Betroffenen Kindern ja auch, wenn man das Recht bekommt auf neutralem Boden den Erzeuger bei etwa zwei Terminen etwas kennen zu lernen und dabei vielleicht nur den Vornamen erfährt und diesen dann nie wieder sehen kann. Dann hat man sich etwas beschnuppern können und das Rätsel um die Identität ist gelüftet. Da Samenspenden sowieso durch die ganze Republik verteilt werden ist es bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen sowieso eher unwahrscheinlich, dass man sich später ständig über den Weg läuft. So wäre wohl, zumindest denke ich das als juristischer Laie so, die Identität und die Familie des Spenders ausreichend geschützt und dem Kind auch geholfen.
Ich denke, das Problem ist vielleicht auch nicht so groß, wie es in letzter Zeit hoch gespielt wird. Gestern bei Stern TV hat sich allerdings auch ein Mann eingefunden, der selbst Spender ist und damit souverän umgeht. Er hat auch in einem Institut gespendet, das den Spenderkindern zusichert, dass sie später die Identität des Spenders erfahren dürfen und er hat kein Problem damit. Ich denke auch, dass es trotz allem Männer geben wird, die damit umgehen können, wenn das Thema Samenspende etwas enttabuisiert ist und bezüglich Unterhalt der gespendeten Kinder für die Spender Rechtssicherheit geschaffen wird.
Ich selbst habe die Sendung gestern auch verfolgt. Dabei muss ich sagen, dass ich mich gar nicht in die Lage des Mädchens einfühlen kann. Ich selbst bin ganz normal mit beiden Elternteilen aufgewachsen, weshalb ich es mir einfach nicht vorstellen kann, wie es ist, seinen eigenen Vater nicht zu kennen. Aus diesem Grund stelle ich mir auch die Frage, wie der Wunsch denn so stark sein kann, seinen eigenen Vater kennen zu lernen.
Immerhin ist es ja schließlich so, dass der Vater wohl eben von Anfang an keinen Kontakt zu seinem Kind wollte, dass er durch die Samenspende gezeugt hat. Ansonsten hätte er ja wohl nicht einer anonymen Samenspende zugestimmt, sondern würde eben privat spenden, damit er sein Kind auch von Anfang an, kennen lernen kann. Möglichkeiten für private Samenspenden gibt es schließlich wie Sand am Meer. Von daher wird es wohl seine Gründe gehabt haben, weshalb der Samenspender eben anonym gespendet hat. Sich da als Kind noch um jeden Preis aufdrängen und auf sich aufmerksam machen zu wollen, finde ich doch sehr unpassend.
Ich selbst muss sagen, dass ich es nicht gut finde, dass Kinder jetzt wissen dürfen, wer ihr Erzeuger ist, wenn es sich dabei um eine anonyme Samenspende gehandelt hat. Immerhin hätten die Männer sonst sicherlich einer privaten Spende zugestimmt und nicht einer anonymen, wenn sie ihre Kinder kennen lernen wollen würden. Außerdem muss man sich auch einmal vorstellen, was das auch für eine Belastung für den Mann sein muss, wenn jährlich zehn Kinder anrufen, die ihn unbedingt kennen lernen wollen, obwohl er selbst überhaupt kein Interesse daran hat. Das ist ja auch nicht Sinn und Zweck. Von daher wird wohl sicherlich nun auch die Anzahl der Samenspenden in nächster Zeit zurückgehen, was ja auch sehr schade ist.
Ich finde, dass anonyme Samenspenden weiterhin auch anonym bleiben sollten. Schließlich gibt es ja immer noch die Möglichkeit einer privaten Samenspende, die eben nicht anonym ist. Dabei ist es ja etwas anderes, wenn die Kinder dann ihren Vater kennen lernen wollen. Mit Sicherheit findet in so einem Fall auch eine Vereinbarung von beiden Seiten statt.
Wäre ich in dieser Situation, würde ich es wohl als unnötig erachten, den Spender kennen zu lernen. Immerhin hatte das Mädchen doch einen Vater, auch wenn dieser sie nicht gezeugt hat. Vielleicht konnte er es nicht, aber er hat sich doch wahrscheinlich trotzdem mit der Mutter zusammen entschieden, ein Kind zu bekommen. Für mich wäre das mein Vater, egal wessen Samen für meine Zeugung verwendet wurde.
Etwas anderes ist es meiner Meinung nach, wenn der biologische Vater jemand ist, mit dem die Mutter mal eine Beziehung hatte. Dann hätte ich sehr wohl Interesse daran, diesen Mann kennen zu lernen, denn im Unterschied zu einem anfangs anonymen Spender ist das kein völlig Fremder und er hätte sich vielleicht auch gefreut, ein Kind zu haben, während der Spender seinen Samen nur gegeben hat, weil er dafür Geld bekommen hat. Vielleicht hat er null Interesse und dann erlebt man nur eine Enttäuschung, die man sich hätte ersparen können.
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