Meine Nachbarin kontrolliert mich nur noch
Das kommt mir irgendwie ein bisschen bekannt vor. In meiner früheren Wohnung wohnte oben drüber eine ältere Frau. Also nicht wirklich alt, aber halt wesentlich älter als ich. Die meinte irgendwann auch, sich ständig um mich kümmern zu müssen. Ich sollte mit ihr Kaffee trinken gehen, einkaufen, mich mit ihr auf die Terrasse setzen usw. Eigentlich stand sie jeden Tag vor meiner Tür und wollte irgendwas. Ich glaube, die hat in mir so was wie einen Ersatz für ihre Tochter gesehen, die sie selten sieht, da sie weit weg wohnt.
Dass wir ab und zu mal einen Kaffee zusammen trinken, damit hatte ich kein Problem, es musste nur natürlich nicht jeden Tag sein. Aber sie wurde mir irgendwann einfach auch zu neugierig. Wenn ich raus ging, wollte sie wissen, wohin ich gehe und mit wem usw. Zu der Zeit bin ich auch gerade mit meinem Freund zusammen gekommen, da wollte sie dann auch immer alles wissen. Ich hab ihr nicht viel erzählt, weil es sie meiner Meinung nach nichts anging, ihr immer nur kurze Antworten gegeben, aber irgendwie hat es ihr trotzdem nicht gedämmert, dass mich das ständige Ausfragen gestört hat.
Ich hab dann immer öfter irgendwelche Ausreden erfunden, was ich noch zu tun hatte und wo ich hingehen musste, wenn sie mal wieder angefragt hat, ob wir dieses und jenes machen. Obwohl ich total genervt war, konnte ich ihr irgendwie nicht einfach direkt sagen, dass sie mich in Ruhe lassen soll, weil ich sie trotzdem nicht kränken wollte. Denn im Grunde wusste ich ja, dass sie keine bösen Absichten hat und eigentlich nur einsam ist. Trotzdem wärs natürlich besser gewesen, sie hätte sich Gesellschaft in ihrem Alter gesucht.
Irgendwann bin ich dann aus der Wohnung raus und in eine andere Stadt gezogen. Natürlich nicht, um vor ihr davon zu laufen, sondern aus beruflichen Gründen. Als ich dann mit meinem Sohn schwanger war, bin ich wieder hierher zurück gekommen, und wohne jetzt praktisch nur um die Ecke von dem alten Haus, wo die Frau immer noch wohnt. Ich sehe sie ab und zu mal auf der Straße, wir grüßen uns, unterhalten uns ein bisschen, aber sie rückt mir nicht mehr auf die Pelle. Inzwischen hat sie aber auch eine Freundin in ihrem Alter gefunden, mit der sie sich regelmäßig trifft.
Sorry wenn ich das so sagen muss, aber in meinen Augen bist du an dieser Misere selber Schuld, denn du vermittelst deiner Nachbarin in keinster Weise, das du nicht so viel Kontakt möchtest. Sie tut dir leid das sie nicht so viele Bekanntschaften hat, deswegen besuchst du sie so viel im Krankenhaus, wenn irgendetwas ist bist du sofort da um zu helfen, und selbst wenn du nicht ans Telefon gehst wenn sie anruft, hast du später eine Ausrede um ihr nicht vor den Kopf zu stoßen. Deine Nachbarin weiß doch gar nicht das dir das zu viel Kontakt ist, und deswegen meldet sie sich so häufig bei dir. Und wenn du noch freundlich Rede und Antwort stehst muss sie doch meinen das du den Kontakt genau so für wichtig hälst.
Du solltest, wenn du wirklich weniger Kontakt zu der Nachbarin wünschst, mal mit ihr in Ruhe reden, das du zum Beispiel ab und an mal gerne einen Kaffee trinkst, und das sie sich melden kann wenn etwas ist, das dir das andere aber mittlerweile zu viel wird. Wenn du es ihr vernünftig erklärst wird sie es wohl verstehen.
Oder sag ihr beim nächsten Mal einfach die Wahrheit, warum du zum Beispiel nicht ans Telefon gegangen bist. Du musst einfach über deinen Schatten springen und dieser Frau mal deine Sicht der Dinge schildern.
Ich denke, dass du ihr am besten freundlich, aber dennoch bestimmt, sagen solltest, dass du dich von ihr eingeengt fühlst. Du sagst ihr dann, dass du sie zwar gern hast, dich gerne mit ihr triffst und alles, aber dass du auch ein bisschen Zeit für dich und für deine anderen Freunde brauchst und dass du manchmal deine Ruhe haben möchte. Du könntest ihr auch sagen, dass du die Freundschaft zu ihr beenden musst, wenn sich das nicht bessert. Vielleicht macht sie dann die Augen auf und merkt, wie sehr sie dir eigentlich auf die Pelle rückt.
Ich denke, dass du nicht sehr viel mehr machen kannst, wenn du sie nicht verletzen willst. Natürlich wäre es auch möglich, dass du ihre Anrufe und ihr Klingeln ignorierst und eventuell deine Telefonnummer änderst, aber ich finde, dass das doch sehr kindisch und auch etwas unfair ihr gegenüber wäre, auch wenn sie nervig ist.
Hast du vielleicht auch schonmal daran gedacht, dass sie einfach einsam ist? Weißt du wie es bei ihr in der familiären Hinsicht aussieht? Vielleicht hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie oder ihr Ehemann ist gestorben oder oder oder. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Vielleicht bist du ja noch der einzige Mensch den sie hat? Versuch doch mal mehr über ihre Familie herauszufinden, vielleicht weißt du dann auch, wieso sie so sehr an dir hängt.
Das hört sich wirklich nach keiner einfachen Situation an - aber gleichzeitig liegt die Lösung des Problems, bzw. die einzig richtige Vorgehensweise, ja auch schon auf der Hand. Es kann jedenfalls nicht angehen, dass du als Mieterin deiner Wohnung darauf achten musst, nicht gesehen zu werden, dir damit Umstände machst und dich irgendwann - das wäre dann die nächste Stufe - in deinen eigenen vier Wänden nicht mehr wohl fühlst, weil du ständig die Sorge hast, dass diese Dame dich doch wieder zu Gesicht bekommen könnte. Die Angst vor einer unangenehmen oder nervenden Begegnung darf einen einfach nicht daran hindern, seinem normalen Tagesablauf nachzugehen und sein Leben so zu leben, wie man es auch gewohnt ist.
Ich würde das offene Gespräch mit dieser Dame suchen - alles andere erscheint mir jetzt ohnehin schon zu spät und auch nicht wirklich hilfreich in der Situation, in der du dich mittlerweile befindest. Wenn du sie, wie du sagst, ja auch eigentlich ganz nett findest und ihre Hilfsbereitschaft in Situationen, in denen du sie gut gebrauchen kannst, wirklich toll findest, bist du es ihr eigentlich auch schon ein Stück weit schuldig, auf eine ehrliche Art und Weise mit ihr umzugehen, anstatt ihr durch das Nichtannehmen von Anrufen, Versteckspiele und dergleichen aus dem Weg zu gehen. Man kann vielleicht nicht so weit gehen und das eine Freundschaft nennen, aber ihr greift euch doch gegenseitig unter die Arme, wenn es nötig ist, und deshalb bist du ihr Ehrlichkeit schuldig, meiner Meinung nach.
Bringe doch ganz offen zur Sprache, dass du mehr Freiraum brauchst und auch nicht der Meinung bist, dass du jedes Details deines Lebens mit ihr teilen musst. Erkläre ihr, dass sie weder deine Ersatzmutter ist, noch du ihre Ersatztochter bist. Versuche deutlich herüber zu bringen, dass du ihr zwar gerne weiterhin hilfst, wenn sie mal krank ist, dann mit ihrem Hund laufen gehst und für sie Einkäufe erledigt. Und dass du es auch sehr zu schätzen weißt, dass sie das gleiche für dich tut, wenn du mal nicht dazu in der Lage oder Form bist. Aber dass eben auch ein gewisses Maß an Privatsphäre dazu nötig ist, sich in dieser Zweckgemeinschaft - worauf es ja im besten Falle herauslaufen sollte - noch wohl zu fühlen; und dass diese überhaupt weiterhin funktionieren kann.
Entweder sie versteht das und wird dir darin zustimmen. Dann könnt ihr das so weiterführen und es spricht dann bestimmt auch nichts dagegen, ein Mal in der Woche zusammen mit den Hunden laufen zu gehen. Ich würde dann aber an deiner Stelle auch sehr penibel darauf achten, dass es nicht wieder mehr wird, die alten Gepflogenheiten erneut einreißen und das gleiche Problem dann wieder von vorne beginnen kann. Oder sie versteht es eben nicht und ist dann beleidigt. Im schlimmsten Fall redet sie nicht mehr mit dir und wenn ihr euch auf dem Flur über den Weg lauft, herrscht peinliches Schweigen. Das ist aber doch noch immer besser, als gar nicht mehr über den Flur laufen zu können, wenn du es musst oder dir danach ist, weil du dich vor ihr verstecken möchtest? Besser betretenes Schweigen, als nicht mehr das machen zu können, was man möchte.
Reagiert sie wirklich schlecht darauf, hast du wenigstens endgültig deine Ruhe von ihr, musst dann aber natürlich auch damit leben können, im Krankheitsfall deine Besorgungen doch selbst machen zu müssen oder sie an deinen Verlobten delegieren zu müssen. So wie sich deine momentane Situation aber anhört, würde ich dieses Risiko auf jeden Fall eingehen.
Also ich würde das ehrlich gesagt einfach ansprechen, denn alles andere wäre mir zu blöd. Du bist ja sicherlich keine 15 mehr, wo man diese Kontrolle braucht und ich würde mir das nicht bieten lassen. Das wäre mir wirklich zu viel und das würde mich schon bei meiner richtigen Mutter aufregen, wenn sie meint, dass sie alles wissen müsste. Wenn das hier so schlimm wäre, dann wäre ich wahrscheinlich schon längst ausgezogen, da ich auch meinen Freiraum möchte. Daher kann ich dir echt nur raten, dass du das klar und deutlich ansprichst und danach auch nicht mehr auf solche Fragen eingehst und dich einfach nicht kontrollieren lässt. Wenn sie eben in der Tür steht, gehst du an ihr vorbei.Wenn sie anruft, gehst du nicht dran oder legst eben auf, sobald du merkst, dass sie es ist. Mir wäre das zu blöd.
Im Leben muss man auch sagen, wenn einem etwas nicht passt. Deine Nachbarin scheint es ja auch nett zu meinen und deswegen solltest du eben einfach nur mal die Grenzen abstecken. Man kann doch sagen, dass es ein bisschen viel ist. Das ist ja nicht unfreundlich, aber man muss schon sagen, was man will.
An deiner Stelle würde ich mich auch nicht kontrollieren lassen und deswegen musst du es auch ansprechen. Das geht ja so nicht mehr und du musst es deswegen zum Thema machen. Deine Nachbarin kann so nicht weiter machen, aber du auch nicht, weil du ihr keine Grenzen setzt. Sie kann es ja nicht ahnen, dass dir das nicht passt, wenn du es nicht ansprichst.
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