Wenn Bauern sehr mit den Tieren mitleiden - richtiger Job?

vom 13.02.2013, 09:33 Uhr

Eine Freundin von mir ist seit einiger Zeit Schafbäuerin. Sie haben insgesamt rund 100 Schafe und an und für sich blüht sie in diesem Beruf voll auf. Alles dreht sich bei ihr um diese Tiere, was auch irgendwie nachvollziehbar ist. Ich glaube, wenn man diesen Job machen möchte, muss man wirklich vom Herzen her dabei sein, weil sonst wird der Beruf noch schwerer und mühsamer.

Nun ist es so, dass die Schafe auch immer wieder Lämmer bekommen. Wie es in der Natur der Dinge so liegt, überleben das aber eben vor allem in der kalten Jahreszeit trotz aller Bemühungen von meiner Freundin her nicht alle Jungtiere. Das würde mir persönlich auch schwer fallen und das wäre mit ein Grund, warum ich mir diesen Beruf nicht vorstellen könnte, aber auch bei meiner Freundin ist das so, dass sie da so richtig mitleidet. Sie holt dann die kleinen Lämmer zu sich ins Haus, hegt und pflegt sie mehr oder weniger rund um die Uhr und wenn das Lämmchen es dann doch nicht übersteht ist das für sie schon eine ordentliche psychische Belastung.

In den letzten Tagen sind gleich drei kleine Lämmchen gestorben, was aber bereits bei der Geburt befürchtet wurde, da sie von Anfang an sehr schwach waren, das Mutterschaf keine Milch hatte und so weiter. Dass man sich darüber auch als Bäuerin nicht freut ist klar, aber immer wieder weint sie bitterlich um die Schafe und gestern hat sie das Telefongespräch sogar unterbrochen, weil sie das so mitgenommen hat. Sie ist auch bei Facebook und schildert dort auch sehr ausführlich welches Schaf wie viele Milliliter getrunken hat, welches Durchfall hat, welches es nach wie vielen Stunden nicht überlebt hat und dass sie da so traurig ist und so weiter.

Sie steigert sich da also so richtig hinein und langsam aber sicher frage ich mich, ob das dann der richtige Beruf für sie ist. Ich muss dazu sagen, dass ich es auch nicht könnte, aber deswegen habe ich eben auch nicht diesen Beruf gewählt. Nun gibt es hier vielleicht auch einige andere Bauern und Bäuerinnen. Mich würde interessieren, wie ihr in solchen Situationen mitfühlt. Wie ging es euch da am Anfang? Sind solche Reaktionen wie bei meiner Freundin noch in Ordnung oder fühlt sie da zu sehr mit? Härtet man da mit der Zeit automatisch ab? Ich denke, dass einem das ja kaputt macht, wenn man da derart mitleidet. Aber vielleicht ist das auch nur am Anfang so.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich sehe das genauso wie du. Das ist kein geeigneter Job für Leute, die sehr mit Tieren mitleiden. Sicher müssen Bauer beziehungsweise Bäuerinnen sehr tierfreundlich eingestellt sein, da sie täglich mit Tieren zu tun haben, aber sie dürfen sich auf keinen Fall zu sehr an sie gewöhnen. Ich denke, in solchen Berufen ist es dann auch fatal, wenn man jedem Schaf und jeder Kuh einen Namen gibt, denn das bindet nur noch mehr an das Tier.

Ob man mit der Zeit abgehärtet wird oder nicht, hängt wohl von der jeweiligen Person ab. Wenn man bezüglich dem Tod von Tieren extrem empfindlich ist, dann wird man die Eigenschaft wohl auch nie ganz ablegen können. Wenn man nur wenig Mitleid mit den Tieren hat, dann wird man durch so einen Beruf sicherlich mit der Zeit noch weniger Mitleid mit den Tieren haben und letztendlich dann gar keines mehr. Ich denke daher, dass es abhängig von der Ausgangssituation ist, ob man letztendlich wirklich abgehärtet wird oder nicht.

Bei deiner Freundin bin ich mir ehrlich gesagt auch nicht so sicher, ob das der richtige Beruf für sie ist und ob es mit der Zeit leichter für sie wird. Sicherlich gewöhnt man sich daran, aber das bedeutet nicht, dass man nicht immer noch sehr empfindlich ist und sich viele Gedanken um die verstorbenen beziehungsweise sterbenskranken Tiere macht.

Mich würde auch mal interessieren, was sie dazu bewegt hat, diesen Beruf zu wählen. Du könntest ja mal mit ihr darüber sprechen. Ihre Meinung dazu würde mich auch sehr interessieren. Ich denke nämlich, dass sie sagen wird, dass sie den Beruf aus der Liebe zu den Tieren gewählt hat und wenn man liebt, dann ist man wohl oder übel auch gleichzeitig sehr verletzlich.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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