Warten oder sofortige Bearbeitung - Taktik beim Finanzamt?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich das Finanzamt ewig Zeit lässt, wenn ich eine Steuerrückerstattung erwarte, und extrem schnell reagiert, wenn ich etwas bezahlen muss.

Ich mache meine Steuererklärung immer sehr früh im Jahr, weil ich meistens etwas zurückbekomme. Dieses Jahr wird die Steuererstattung extrem fett ausfallen, weil ich ein halbes Jahr gut verdient habe und entsprechend viele Steuern gezahlt habe und ein halbes Jahr fast nichts verdient habe. Aber obwohl ich meine Steuerklärung schon jetzt in Angriff nehme, erwarte ich das Geld erst Mitte des Jahres.

Anderseits hatte ich vor einigen Jahren im Internet einen größeren Betrag gewonnen, was das Finanzamt über meine Kreditkartenbank erfahren hat. Da waren sie sofort zur Stelle. Auf jedes Schreiben meinerseits kam postwendend die Antwort mit Aufforderungen, gewisse Dinge darzustellen. Ich bin da zwar heil herausgekommen, weil der Gewinn aus steuerlicher Sicht nicht zu versteuern war, aber ich habe mich über die extreme Geschwindigkeit gewundert, die die Beamten da an den Tag legten.

Auch mein Sohn, der eine Firma besitzt, bekommt dauernd Briefe vom Finanzamt. Ist das vom Finanzamt so gewollt, ist es also eine Taktik, dass sie sich Zeit lassen bei Zurückzahlungen, um Zinsen zu bekommen, bei erwarteten Einkünften aber so extrem schnell sind? Oder dauert es von der Bearbeitungszeit wirklich so lange, bis sie eine Einkommenssteuererklärung bearbeitet haben?

Ich denke eindeutig: Ja. Klar, lässt sich das Finanzamt Zeit, wenn es um Bearbeitungen geht, die eine eventuelle Erstattung zufolge haben werden. Andersherum sind die recht schnell, wenn es um das Kassieren von Steuern geht - wie bei deinem Gewinn. Ich vermute, dass die Bearbeiter dort sogar direkte Anweisung zu diesem Handeln haben. Das ist allerdings nur eine Vermutung, da ich niemanden dort genau kenne und fragen könnte.

Aber obwohl ich meine Steuerklärung schon jetzt in Angriff nehme, erwarte ich das Geld erst Mitte des Jahres.

Weasel_ hat geschrieben:

Aber obwohl ich meine Steuerklärung schon jetzt in Angriff nehme, erwarte ich das Geld erst Mitte des Jahres.

Du weißt also noch gar nicht, wie es jetzt wirklich läuft?

Natürlich dauert die Bearbeitung einer Steuererklärung. Da steckt ein erheblicher Arbeitsaufwand an mehreren Stellen dahinter und es ist ja auch eine ganze Masse von Steuererklärungen, die abgearbeitet werden müssen. Solche Sonderfälle kosten dagegen ja nicht so viel Aufwand, und diese werden sicherlich von anderen Abteilungen mit einer geringeren Auslastung erledigt.

Die Bearbeitungszeit einer Steuererklärung kann tatsächlich sehr stark schwanken. Ich hatte auch schon Bearbeitungszeiten von weniger als einer Woche bei der Einkommenssteuererklärung, trotz einer größeren Rückzahlung. Eine Kombination aus wenig Sonderbehandlung, einer frühen Abgabe und die Verwendung von ELSTER haben zu einer sehr kurzen Bearbeitungszeit geführt.

Gerade die Abkürzung der Bearbeitungszeit durch ELSTER ist meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen. Dadurch, dass sämtliche Daten schon digital vorliegen, muss keine aufwendigemanuelle Datenerfassung mehr durchgeführt werden. Der Finanzbeamte hat alle Daten auf einen Blick auf seinem Rechner, und muss eigentlich nur noch die Richtigkeit bestätigen. Das kann sehr schnell gehen. Viele Belege werden in der Regel auch nicht mehr geprüft, wenn nicht irgendwelche Zweifel an der Richtigkeit der Angaben vorhanden sind.

Ich denke die Vorteile treffen genauso für Steuerprogramme zu, die ihre Daten mittels ELSTER digital übertragen. Es dürfte keinen Unterschied machen, ob man das Original-ELSTER oder eine Zweitsoftware macht, da die Datenübertragung am Ende die gleiche sein sollte. Ich selbst habe ein solches Steuerprogramm noch nicht benötigt, aber es ist sicherlich eine interessante Alternative.

Ich kann das eigentlich nicht bestätigen, die Bearbeitungszeiten beim Finanzamt sind immer extrem unterschiedlich. Mal geht es ganz schnell auch wenn ich eine Rückzahlung bekomme und ein anderes Mal geht fast ein Dreivierteljahr ins Land obwohl ich 1000 Euro nachzahlen muss. Ich bin davon überzeugt dass die Steuererklärungen nach dem Eingang bearbeitet werden und das es abhängig vom Bearbeiter und seiner Arbeitsgeschwindigkeit beziehungsweise seinen Krankheitstagen ist. Möglich dass elektronisch übermittelte Anträge manchmal schneller bearbeitet werden, jedenfalls wirbt das Finanzamt selber damit. Hier könnte ich mir vorstellen dass diejenigen ihre Steuerklärung bevorzugt auf diesem Wege abgeben die eine Steuerrückzahlung erwarten.

Eine Erklärung für etwas schnellere Geldforderungen bei gewerblichen Steuerpflichtigen könnte ich aber liefern, ich weiß aber nicht ob sie stimmt. In den Abteilungen des Finanzamtes wo komplizierte Steuerberechnungen durchgeführt werden und wo naturgemäß auch ein mehr an Einnahmen zu erwarten ist werden einfach auch mehr Mitarbeiter beschäftigt. Möglich dass sie auch qualifizierter sind und deshalb schneller arbeiten als der große Rest.

Grundsätzlich würde ich es immer so halten dass eine frühe Abgabe der Steuerklärung nichts bringt. Ich selber gebe immer alles auf dem letzten Pfiff ab obwohl sie schon längst fertig ist. Ich denke mir dass am Anfang des Jahres noch nicht so viele Anträge vorliegen und damit die Bearbeiter mehr Zeit haben sich umfassend über deren Richtigkeit Gedanken zu machen. Wenn man eine saftige Rückzahlung erwartet dann kann man natürlich darüber nachdenken auch seine Steuererklärung sehr zeitnah abzugeben wenn man das Geld unbedingt braucht.

Beim Finanzamt ist auch nicht alles Absicht. Da wird mal jemand krank. Er kündigt oder wird versetzt. Dann fehlt eben mal jemand und die Arbeit bleibt liegen. Und je nachdem wie einfach oder schwer der Fall ist, dauert es dann etwas. Dann gibt es noch diverse Anweisungen von oben, bei gewissen Fällen noch Urteile abzuwarten und was es nicht sonst noch alles gibt.