Ein schlimmer Job

Meine Frau arbeitet als eine Pflegerin in einem Altersheim, und das schon seit einigen Jahren. Sie beschwert sich nie darüber, also denkt nicht, dass sie eine Heulsuse ist, oder dass ich selbst nur herumnörgeln kann.

Vor ein paar Tagen kam ich müde und schlecht gelaunt nach Hause, und habe mich laut bei ihr über meinen schlimmen Tag auf der Arbeit beschwert. Sie hat mich nett angelächelt, und dann hat sie mir genau aufgelistet, wie vielen Menschen sie heute den Hintern gewischt hat, wie viele von ihnen Hämorrhoiden hatten, die sie zurück schieben musste, und wie viele haben es nicht bis zur Toilette geschafft, bevor sie ihren Darm geöffnet haben.

Sie hat gewonnen.

Naja und das ist jetzt schlimmer als anderer Stress und anderer Ärger? Jeder hat doch einen Beruf, der manchmal mehr oder weniger schlimm ist und ich glaube kaum, dass man sich deshalb dann so leid tun muss. Also deine Freundin scheint ja offenbar nie zu jammern, aber man kann ja auch nicht immer jeden schlechten Tag anderer Leute damit entkräften, dass man ihnen erstmal breit erklärt wie schlimm der eigenen Beruf aber wäre.

Davon abgesehen. Dann müsst ja jede Krankenschwester, jeder Arzt, jeder Polizist und jeder Mensch, der sonst noch mit viel Leid konfrontiert ist, eine ziemlich schlimmen Beruf haben. Vielleicht sollte sie mal darüber nachdenken, etwas zu tun, was sie weniger schlimm findet.

Also grad hattest du einen Thread gepostet, das deine Frau wegen ihres Jobverlustes vor einem Jahr stark zugenommen hat und nun arbeitet sie als Pflegerin? Na denn..

Aber ich denke, du hast ihr deinen Arbeitstag etwas zu plump beschrieben und sie war an diesem Tag vielleicht auch einfach nur genervt und wollte dir damit zeigen, das auch sie einen schweren Tag hinter sich hatte und du dich nicht so anstellen sollst. Aber ich denke nicht, das es böse gemeint war von ihr und du hast wahrscheinlich nur grad einen schlechten Zeitpunkt bei ihr erwischt.

Arbeiten in Pflegeeinrichtungen sind nie leicht und ich kann deine Frau absolut verstehen. Sie hat da tagtäglich einiges zu leisten. Sicherlich hast du auch eine schwere Arbeit, aber wenn man bei einem normalen Job jammert, ist es doch irgendwie etwas anderes. In der Pflege sieht man viel Leid, vieles, was man verarbeiten muss und was einen nicht nur nervlich belastet. Es ist eine sehr schwere Arbeit, aber ich denke, dass jeder das Recht hat, auch mal über die Arbeit zu meckern und es, da keine schlimmere Arbeit gibt, weil in dem Moment ist es eben für die Person schlimm und dann kann man das auch sagen.

Wenn deine Frau auf Dauer zu sehr belastet damit ist, kann sie ja auch etwas anderes machen. Ich finde aber, dass man schon sehr stark ist, wenn man in der Pflege arbeitet und dass das nicht nur einfach ein Job, sondern eben auch irgendwo eine Passion ist.

Da ich selbst in einer Pflegeeinrichtung gearbeitet habe, kann ich schon sagen, dass es ein echter Knochenjob ist. Das können viele gar nicht nachvollziehen und man sieht teilweise immer nur das Schlechte im eigenen Job. Ich muss gestehen, dass ich mich zu Hause an sich überhaupt nicht über meinen Job beschwere. Ich arbeite nicht mehr in der Pflege und ich bin trotz negativer Erlebnisse sehr zufrieden mit meinem Job.

Warum darf man seinen Knochenjob nicht positiv sehen? Ich denke, dass du selbst wahrscheinlich etwas an der Reaktion deiner Frau gelernt hast. Nämlich, dass dein Job wahrscheinlich gar nicht so schrecklich ist und dass andere Leute deutlich anstrengendere Jobs haben und dies einigermaßen positiv sehen. Vielleicht meckerst du nun weniger an deinem Job herum und gehst nun anders an die Sache ran.

EmskoppEL hat geschrieben:Also grad hattest du einen Thread gepostet, das deine Frau wegen ihres Jobverlustes vor einem Jahr stark zugenommen hat und nun arbeitet sie als Pflegerin? Na denn..

Ich war Zivildiener im Altenheim. Musste zwar nichts in Richtung Pflegemachen aber alleine die Gerüche die da manchmal aus den Zimmer gekommen sind haben mir den Rest gegeben. Sie hat definitiv gewonnen. Das einzige was bei mir der Zivildienst gebracht hat war die Freude danach wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurückzukehren.

Ich habe durchaus Hochachtung vor Leuten, die im Pflegebereich tätig sind, betrachte es aber nicht als speziell "schlimm", dass eben auch intime Körperpflege zu ihren täglichen Aufgaben gehört. Jeder, der einer derartigen Tätigkeit nachgeht, weiß, dass da kein Weg daran vorbei führt, da wir alle nun mal Stuhlgang haben. Wer damit nicht klar kommt, hat den falschen Beruf gewählt

Außerdem finde ich solche Anekdoten entwürdigend gegenüber den Betroffenen. Irgendwann sind wahrscheinlich die meisten von uns hier nicht mehr in der Lage, selbst aufs Klo zu gehen, wenn wir nicht vorher ins Gras beißen. Da muss es meiner Meinung nach nicht auch noch sein, dass die Leute als Beispiele für einen "besch...." Job herhalten, da es ihnen wohl auch lieber wäre, wenn ihnen keine genervte Pflegekraft den Allerwertesten trockenlegen müsste und privat dann über ihre Hämorrhoiden ablästert.