Leute, die immer wieder anfangen, von sich zu erzählen
In unserem Bekanntenkreis gibt es so einige Leute, die während eines Gespräches immer wieder anfangen, das Gespräch auf sich selber zu lenken. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, man muss sich das so vorstellen, man erzählt der Person etwas von sich selber, unter Umständen auch mal etwas Ernstes. Sobald man dann mit seinen Ausführungen fertig ist, fängt die Person an, von sich zu erzählen, beispielsweise, in welchen Situationen es ihr ähnlich ging oder so.
Grundsätzlich finde ich das auch nicht schlimm, aber mich nervt es, wenn es ständig so läuft. Da bekomme ich dann nämlich das Gefühl, als hätte mein Gesprächspartner mir überhaupt nicht zugehört. Oder dass es ihn nicht wirklich interessiert hat, was ich ihm da gerade erzählt habe.
Kennt Ihr solche Leute auch? Und wenn ja, wie geht Ihr mit ihnen um?
Ich kenne auch solche Leute und ärgere mich immer wieder darüber. Vor allen Dingen, wenn man erzählt, dass man krank war, fangen sie an, ihre Krankheiten aufzuzählen, und die sind dann natürlich immer schlimmer.
Ich habe eine Freundin, bei der ich schon gar nicht anfange, über meine Kinder zu erzählen, denn es ist garantiert, dass sie dann von ihrem Sohn anfängt, der natürlich alles besser, schneller und geschickter kann.
Ich habe festgestellt, dass eigentlich die meisten Menschen gerne über sich selbst reden und vielen das auch schon gar nicht mehr bewusst ist. Manche sind aber schon besonders nervig und ich habe dann das Gefühl, das sie sich gar nicht besonders für mich interessieren, sondern eigentlich nur ihre eigenen Geschichten loswerden wollen.
Eine richtige Lösung habe ich dafür noch nicht gefunden, aber ich versuche sie ein bisschen so zu nehmen, wie sie sind. Dann höre ich mir eben ihre Geschichten an, denke mir meinen Teil und halte den Kontakt lieber etwas flacher. Eine echte Freundschaft bedeutet für mich schließlich, dass man sich gegenseitig auch für den jeweils anderen interessiert. Am besten wäre natürlich ein offenes Gespräch, aber wie bringt man jemand anderem schon schonend bei, dass er weniger von sich reden soll? Da stellt man schnell eine Freundschaft aufs Spiel.
Mein Freund ist leider einer von dieser Sorte. Er erzählt wahnsinnig gerne von sich selbst, schaltet aber ab, wenn ich ihm etwas von mir erzählen möchte. Dass Männer generell keine guten Zuhörer sind, ist ja bewiesen. Trotzdem fände ich es doch angebracht, wenn er mir eben zuhört, wenn ich nicht sonderlich viel zu sagen habe. Stattdessen merke ich, dass sein Blick dann glasig wird und es in seinem Kopf rattert, weil er überlegt, was er daraufhin von sich erzählen könnte.
Wenn ich also mit meinem Freund spreche, frage ich auch im Gespräch mehrmals nach, ob er mir zuhört. Mittlerweile klappt das auch ganz gut und er merkt sich sogar, was ich erzähle. Trotzdem tut das nichts zur Sache, dass er trotzdem am liebsten über sich erzählt.
Besonders schrecklich finde ich es, wenn ich bei meinem Freund bin und er darauf besteht, dass ich mir seine Unterlagen von der Uni anschaue und sie bewundere. Am besten sollte ich noch anmerken, wie schwer der Stoff ist und wie er das alles schafft, damit er mir daraufhin stundenlang erzählen kann, wie denn die Vorlesungen waren. Das finde ich doch wirklich sehr ätzend, weil ich selbst schließlich auch zur Uni gehe. Trotzdem würde ich nicht auf die Idee kommen, meinen Freund dazu zu drängen, mir alle meine Unterlagen anzuschauen.
Ganz schlimm finde ich es auch, wenn ich meinem Freund erzähle, was ich mir heute gekauft habe und er dann auf einmal ab wimmelt, da ihn das Thema absolut nicht interessiert. Stattdessen erzählt er dann wieder Geschichten über sich selbst, die mich leider auch nicht interessieren. In dem Fall schalte ich dann aber auch ganz oft innerlich ab und strukturiere beispielsweise meine Woche im Kopf. Glücklicherweise kann ich ihm dabei aber gleichzeitig mit einem halben Ohr zuhören, so dass nie auffällt, dass ich eigentlich gar nicht aufpasse. Das finde ich ganz gut so.
Ich finde es bis zu einem gewissen Grad recht normal, dass man das tut und ich glaube, dass es kaum jemanden geben wird, der das nicht so macht, allerdings werden es die meisten wohl kaum merken. Häufig drückt man nämlich sein Mitgefühl oder sein Verständnis eben dadurch aus, dass man deutlich macht, dass man ähnliche Situationen kennt, manchmal auch mit dem Zusatz, dass man sie nicht so extrem kennt wie derjenige, der gerade erzählt hat, aber sich eben ansatzweise vorstellen kann, wie sich diese Situation für ihn darstellt.
Insofern kann ich daran zunächst mal nichts Schlimmes finden, denn ich selbst versuche beispielsweise immer wieder, meinen Zuhörern bestimmte Sachverhalte zu verdeutlichen, indem ich ihnen Vergleiche aufzähle, die sie möglicherweise kennen könnten. Ich will eben sicher verstanden werden und dabei helfen Vergleiche enorm weiter. Wenn mein Zuhörer dann sagt, dass er eine meiner geschilderten Vergleichssituationen kennt, bewirke ich damit bei ihm eine entsprechende Empathie, die vor allem dann wohl benötigt wird, wenn es sich um einen psychisch oder emotional schwierigen Sachverhalt für mich handelt.
Bis zu einem gewissen Grad finde ich das also nicht nur normal, sondern auch gut, denn wenn ich mitbekomme, dass mein Zuhörer beginnt, sich in diese Situation einzufühlen, dann weiß ich auch, dass er mir zuhört und sich interessiert, denn andernfalls würde er eben nicht weiterdenken und dies Situation auf sich beziehen, um sie besser nachvollziehen zu können. Rein in der Theorie funktioniert das nicht so gut wie wenn man konkrete Anhaltspunkte aus ähnlichen Situationen hat, die man selbst mal erleben musste. Wenn also eine bestimmte Grenze eingehalten wird und man als Erzähler nicht feststellen muss, dass der Zuhörer wirklich ständig das Gespräch regelrecht an sich reißt, um vielleicht aus diesen Vergleichen die Summe zu ziehen, dass er immer etwas erlebt hat, das deutlich schlimmer ist als das, was mich gerade beschäftigt, finde ich das durchaus hilfreich und in Ordnung.
Ich glaube, dass das schon irgendwo normal ist, wenn man von sich spricht. Immerhin hört man ja was und wenn man es dann auf sich bezieht, wird man eben auch von sich sprechen.
Bis zu einem gewissen Maß finde ich das auch in Ordnung. Wenn aber einer nur über sich redet, kann sich ein solches Gespräch schon sehr unangenehm gestalten. Niemand hört gerne ständig etwas von anderen Menschen. Problematisch wird es eben, wenn man sich in den Himmel lobt und alle anderen in einem schlechten Licht erscheinen lässt.
Ich kenne auch Personen, die so reagieren, dass sie sofort eine eigene Geschichte parat haben, wenn man etwas erzählt. Das kann manchmal schon ziemlich nerven, wenn man gerade etwas persönliches erzählt hat und das dann sofort von einer anderen Geschichte übertrumpft wird. Leider sind es bei mir meine Chefs, die öfter mal so reagieren. Dabei habe ich nicht wirklich Möglichkeiten, auf ein solches Verhalten zu reagieren. Ich höre mir dann einfach deren Geschichten an.
Ich finde es eigentlich recht normal, im Gespräch vor allem mit eigenen Erfahrungsberichten bzw. Schilderungen aufzuwarten. Wenn ich mir vorstelle, dass mir jemand beispielsweise von diversen Beziehungsproblemen erzählt, dann wünscht diese Person ja in der Regel auch, dass ich irgendeine Kommentierung von mir gebe; würde ich alles nur nickend zur Kenntnis nehmen, würde der Gesprächspartner sich sicherlich ebenfalls missachtet fühlen. Mir bleibt dann also nur, mir irgendetwas Passendes auszudenken. Sicherlich kann ich noch einige gezielte Rückfragen stellen, um das Problem näher zu beleuchten, weiterhin kann ich mit oft nichtssagenden Allgemeinposten anrücken, aber dann sind meine Möglichkeiten meist schon ausgeschöpft und ich erzähle dann oft ein eigenes Erlebnis. Das schafft in der Regel nicht nur Empathie, sondern bietet dem Betroffenen auch ein weiteres Beispiel und eine andere Sichtweise der Dinge.
Tendenziell ist der Großteil der Menschen eher darauf ausgerichtet, eigene Geschichten an den Mann zu bringen und gerne von sich zu erzählen, die wenigsten Menschen hören in einem privaten Gespräch dauerhaft nur gerne zu und stellen sich selbst dabei völlig in den Hintergrund. Wenn ein Mensch somit dauerhaft das Gefühl haben sollte, dass viele Gesprächspartner ihm viel zu oft nur von sich selbst erzählen, ohne auf ihn einzugehen, könnte es auch Zeit sein, das eigene Gesprächsverhalten ein wenig zu überdenken. Nicht oft reagieren Menschen erst dann so, wenn sie gegen die Ichbezogenheit des Gesprächspartners ankämpfen - und so entwickelt sich dann ein Teufelskreis, in dem beide Gesprächspartner sich unbedingt Gehör verschaffen wollen und nur von sich erzählen, während sie den Erzählungen des Anderen wenig Aufmerksamkeit schenken können oder wollen.
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