Was bedeutet es für euch bibelfest zu sein?

Ich mache derzeit Abitur und im Zuge der Vorbereitung für die Prüfungen wurde uns heute von unserem Religionslehrer die Frage gestellt, wie bibelfest wir denn eigentlich sind. Ich musste mir dann erst einmal überlegen, was bibelfest denn eigentlich bedeutet, um eine Antwort darauf geben zu können.

Mein Freund beispielsweise behauptet von sich aus, bibelfest zu sein, da er jeden Sonntag in die Kirche geht und das schon seit er denken kann. Er hat somit schon viele Lesungen gehört und weiß, wie man sich als Katholik zu verhalten hat. Ist er deswegen aber trotzdem bibelfest? Ich bezweifle es ja, denn wenn ich ihn zum Beispiel um Hilfe bei Kreuzworträtseln bitte, dann weiß er die Antworten auf die Fragen dort meistens nicht, vor allem, wenn nach Personen aus dem alten Testament gefragt wird.

Ich, für mich selbst, bin letztendlich zu dem Entschluss gekommen, dass ich definitiv nicht bibelfest bin. Ich würde so spontan sicher nicht einmal die zehn Gebote in der Bibel finden. Trotzdem hat es mich dann beschäftigt, was andere denn so unter bibelfest verstehen. Manche in meiner Klasse haben nämlich von sich behauptet, dass sie bibelfest sind, weil sie sich eben noch an ein paar Geschichten erinnern können, die sie mal in der Grundschule durchgenommen haben.

Nun also meine Frage an euch: Was versteht ihr unter bibelfest? Seid ihr, eurer Definition nach, bibelfest eher nicht? Muss man dazu wirklich die ganze Bibel einmal gelesen haben, einfach nur sonntags in die Kirche gehen oder die ganzen Fragen bei Kreuzworträtseln zu der Bibel beantworten können? Was meint ihr?

Bibelfest bedeutet für mich, dass man weiß, was in der Bibel steht. Dass hat auch meiner Meinung nur bedingt etwas mit der Kirche zu tun. Denn ich kann die Bibel als Buch interessant finden, alles wissen, was drin steht, aber die Kirche ablehnen. Deswegen bin ich, wenn ich die Bibel kenne und weiß, was drin steht bibelfest.

Ich würde von mir sagen, dass ich nicht mehr bibelfest bin. Ich habe die Bibel auf jeden Fall als Buch gelesen und ich kann einige Fragen beantworten. Die Kirche lehne ich ab, obwohl ich Katholik bin und dennoch würde ich sagen, dass ich, als ich mich noch mehr für die Bibel interessierte auf jeden Fall mal bibelfest war. Ich habe wohl einiges schon vergessen, was in der Bibel steht.

Auf jeden Fall kann ein Mensch, der die Kirche ablehnt und nie die Kirche von innen gesehen hat auch bibelfest sein, wenn er weiß, was in der Bibel steht.

Ich bin definitiv nicht bibelfest. Auch als ich vor meiner Konfirmation regelmäßig in der Kirche war, änderte sich daran nichts. Es ist soweit ich mich erinnere auch nicht so, dass der Pastor ständig aus der Bibel vorliest, sondern es finden Taufen und Konfirmationen statt, es wird gebeten, gesungen, gesegnet und lediglich einzelne kurze Abschnitte zitiert. Ein christliches Allgemeinwissen bekommt man davon meiner Meinung nach nicht.

Bei diesem Bibel-Festigkeits-Test vom FOCUS musste ich schon bei der ersten Frage feststellen, dass ich die Antwort nicht kenne und zudem keine Ahnung habe, wer oder was Exodus und Deuteronomium überhaupt sind. So wundert es mich auch nicht, dass ich weit weniger als die Hälfte richtig habe, denn wirklich gewusst habe ich vielleicht ein halbes Dutzend der 40 Antworten.

Wer bibelfest ist, hat meiner Meinung nach die komplette Bibel gelesen, was eher wenige Christen von sich behaupten können. Dann muss man das, was darin steht, auch noch verstehen können. Und auch regelmäßige Wiederholungen sind meiner Meinung nach auch wichtig. Wer von etlichen Jahren das Buch der Bücher einmal durchgelesen hat, wird vieles erst gar nicht abgespeichert haben und anderes schnell wieder vergessen haben. Ein paar Geschichten hat wohl jeder schon einmal gehört. Dass es eine Arche gab, auf der verschiedene Tiere drauf waren, Noah damit etwas zu tun hatte, bzw. diese baute, haben vermutlich viele, mich eingeschlossen, schonmal gehört. Warum und wieso und wohin und wielange Noah damit unterwegs war, wann und wo Noah geboren wurde, wer seine Geschwister waren und was Noah sonst noch geleistet hat, ist bei mir jedoch nie hängengeblieben.

Wie es der FOCUS richtig nannte, bedeutet auch für mich Bibelfestigkeit ein Allgemeinwissen bezogen auf die Bibel. Bei dem verlinkten Test würde ich ab etwa 30 richtiger Antworten (da es ja auch multiple choise ist) von einer gewissen Bibelfestigkeit sprechen.

Bibelfest ist für mich jemand, der die Bibel gelesen hat, nicht nur überflogen und somit auch die großen Zusammenhänge erklären kann. Aber auch bei einmaligem Lesen dieses Buches kann man nicht bibelfest sein, weil einfach zu viel auf den Leser einstürmt. Bibelfest kann nur der sein, der sich laufend mit diesem Buch befasst und sich immer wieder verschiedene Stellen daraus vornimmt und analysiert. So wird er mit der Zeit mehr Kenntnis und Einsicht erlangen und die Bibel besser verstehen.

Bibelfest ist jemand, der regelmäßig die Bibel studiert und die darin enthaltenen Philosophien verinnerlicht hat. Dabei geht es nicht nur um das wörtliche auswendig lernen, sondern hauptsächlich um das verinnerlichen der Dinge, die da geschrieben stehen. Es gibt ja Leute, die für jede Gelegenheit ihre Bibelstelle zitieren können und ihr ganzes leben darauf beziehen, das ist für mich auf jeden Fall Bibelfest. Die meisten sind es heute aber nicht mehr, auch wenn sie sich selbst als religiös sehen.

Reines Allgemeinwissen über die Bibel macht für mich noch keine Bibelfestigkeit, wenn der dazugehörige Glaube fehlt. Das ist dann eher so, als würde man einen Roman lesen. Daraus merkt man sich ja auch immer ein paar Stellen. Ich hatte zum Beispiel bei dem von Trisa verlinktem Test 26 Punkte, und ich würde mich definitiv nicht als Bibelfest oder religiös bezeichnen.