Kunden mit Lebensmittelgutscheinen schief anschauen?
In Wie lange dauern Sperren von Sozialleistungen? ist mir eben ein Posting einer ehemaligen Kassiererin recht sauer aufgestoßen. Dabei ging es um Lebensmittelgutscheine, die zum Beispiel von Jobcentern ausgegeben werden können. Die ehemalige Kassiererin wies dabei darauf hin, dass man als Kunde mit solchen Gutscheinen "meistens schief angeschaut wird" und es einem deshalb peinlich sein müsste. Darüber wunderte ich mich schon sehr. Warum sollte es einem denn peinlich sein müssen?
Ich finde es eher peinlich für ein Geschäft, welches immerhin zugestimmt hat, solche Gutscheine einzulösen, wenn eine Kassiererin Kunden schief anschaut. So etwas gehört sich meiner Meinung nach im Kundenkontakt einfach nicht und ein wenig Professionalität sollte auch eine Kassiererin an den Tag legen können. Ansonsten hat man meiner Meinung nach den falschen Beruf gewählt. Ich wäre selbst zu Beginn meiner Ausbildung niemals auf die Idee gekommen, jemanden schief zu anzuschauen, der seine Ware bezahlt. Ob er dafür einen 500€ Schein für kleine Einkäufe nutzt, eine Kreditkarte, einen Lebensmittelgutschein oder mühsam das letzte Kleingeld zusammenkratzt, machte für mich nie einen Unterschied.
Und wer an einer Supermarktkasse sitzt, sollte sich auch bewusst sein, dass er durchaus auch süchtig machende Stoffe verkauft und Alkoholiker, Übergewichtige, etc. auch zu den Kunden gehören, die das eigene Gehalt sichern. Lebensmittelgutscheine können verschiedene Gründe haben, ebenso wie andere Zahlmethoden. Und einem Lebensmittelgutschein sieht man nicht an, warum dieser ausgegeben wurde. Doch selbst wenn darauf vermerkt wäre, dass derjenige Alkoholiker ist, so ist das doch kein Grund schief zu schauen, finde ich.
Auch als Kunde käme ich nie auf die Idee jemanden schief anzuschauen, weil er andere Zahlungsmethoden nutzt, als ich selbst. Oder die ausgewählte Ware doch zurückbleiben muss, weil die ec-Karte nicht funktioniert, man seine Geldbörse vergessen hat oder der Lebensmittelgutschein nicht dafür geeignet ist. Wie seht ihr das? Meint ihr, man müsste Menschen, die mit Lebensmittelgutschein zahlen schief anschauen?
Naja, ich denke, dass solche Lebensmittelgutscheine einfach darauf hinweisen, dass jemand sich in irgendeiner Art und Weise fehlerhaft verhalten hat. Ob er nun süchtig ist oder ein Hartz IV Empfänger, der vielleicht seinen Pflichten nicht nachgekommen ist und Arbeit verweigert hat, was auch immer. Also solche Gutscheine haben ja in erster Linie schon Leute, gegen die viele ohnehin schon Vorurteile haben.
Dennoch stimme ich dir zu, dass man als Kassierer einfach nur seinen Job zu machen hat. Wieso, weshalb und warum da mit einem solchen Gutschein gezahlt wird, hat doch wirklich niemanden zu interessieren und ich sehe auch keinen Grund dafür, so jemanden dann schief anzugucken. So viel Professionalität kann man schon erwarten, finde ich.
Ich finde auch nicht, dass man sich als Betroffener zwangsläufig dafür schämen muss, mit einem solchen Gutschein zu bezahlen. Also, wenn diese Gutscheine eine Maßnahme darstellen, weil man irgendeinen Mist gebaut hat, dann sollte man sich natürlich schon schämen. Aber dann für das was man getan (oder nicht getan) hat und nicht für die Tatsache, dass man mit diesem Gutschein zahlt.
Ich finde es generell schlimm, wenn man einfach über andere Urteilt. Es geht niemanden etwas an, warum derjenige jetzt wie zahlt. Wie du schon gesagt hast es kann viele Gründe haben. Und selbst wenn es zeigt, dass irgendetwas schief lief bei der Person, gibt es noch lange kein Recht deswegen Vorurteile zu haben, oder zu tuscheln. Immerhin gibt es auch genug andere Leute, welche mal schwere Zeiten durchgemacht haben. Solche Leute gehören definitiv ganz klar nicht in die Kasse.
Ich würde mich auch jederzeit beschweren wenn ich so etwas mitbekomme, wäre nicht das Erste Mal. Ein Kassierer geht es einfach nichts an, was ich kaufe, warum ich es kaufe und wie ich es kaufe. Ich werde nie vergessen wie einmal die Kassiererin zu der Frau vor mir gesagt hat, fressen sie das ruhig auch noch sie sind ja noch nicht fett genug. Diese Kassiererin hatte ganz schnell eine Abmahnung, und dass ist auch richtig so. Und wen ich merke dass eine Kassiererin sich wegen Gutscheinen unangebracht verhält, würde ich das nicht akzeptieren.
Dass man die Leute, die ihre Einkäufe mit einem Lebensmittelgutschein bezahlen, etwas komisch anschaut, kann ich durchaus verstehen. Eigentlich sollte man das nicht tun, aber ganz frei kann ich mich davon nicht machen. Ich denke auch, dass es vielen ebenso ergeht. Wenn jemand mit Lebensmittelgutscheinen bezahlt, assoziiert man das direkt mit Menschen, die ihr Leben überhaupt nicht im Griff haben und sich an keine Regeln halten können. Ich habe noch nie einen solchen Gutschein gesehen und weiß auch nicht, ob sich diese Gutscheine von anderen Lebensmittelgutscheinen unterscheiden. Viele Supermärkte stellen ja auch Gutscheine aus. Vermutlich sind diese aber für das gesamte Sortiment einsetzbar, im Gegensatz zu den Gutscheinen für Hartz-IV-Empfänger.
Für den Supermarkt sollte es keinen Unterschied machen, ob ein Kunde mit einem Gutschein oder mit Bargeld beziehungsweise EC- oder Kreditkarte bezahlt. Erst einmal macht es für den Supermarkt keinen finanziellen Unterschied. Vielleicht wird es nicht gerne gesehen, weil bei einem solchen Kunden nicht davon ausgegangen werden kann, dass an ihm viel zu verdienen ist. Das ist bei anderen auch nicht immer der Fall, aber denen sieht man es vielleicht nicht immer sofort an. Trotzdem sollten sich die Kassierer auch bei jemandem mit Lebensmittelgutschein zurückhalten und ihn wie die anderen Kunden auch behandeln.
Ich wundere mich, wieso auch hier alle meinen, dass man etwas verbrochen haben muss, um mit Lebensmittelgutschein zu bezahlen. Es gibt auch Menschen die als Aufstocker Hartz4 beziehen und auch wer zum Beispiel sein Geld verloren hat, bestohlen wurde oder ähnliches kann unter Umständen Lebensmittelgutscheine bekommen. Man darf kein Alkohol und kein Tabak kaufen, aber ob man nun für 20€ Klopapier kauft oder Süßigkeiten ist völlig egal.
Wer einem übergewichtigem Kind einen Wagen voll Süßigkeiten kauft und das Kind noch im Laden beim Einkauf mit demselbigen ruhig stellt, macht auch etwas falsch, ebenso wie der Raucher, der Alkoholiker und der Großteil der Konsumenten, die nur billig einkaufen. Es geht manchen gut, weil es anderen schlecht geht, wobei das ein anderes Thema wäre.
Ein Lebensmittelmarkt hat nun einmal ein breit gefächertes Publikum. Wenn man in der Nobelboutique, wo ein Schal 800€ kostet, fragt ob auch Lebensmittelgutscheine akzeptiert werden, mag das fehlplatziert sein. Aber ansonsten sollte man in seiner Branche schon professionell auftreten.
Trisa hat geschrieben:Ich wundere mich, wieso auch hier alle meinen, dass man etwas verbrochen haben muss, um mit Lebensmittelgutschein zu bezahlen. Es gibt auch Menschen die als Aufstocker Hartz4 beziehen und auch wer zum Beispiel sein Geld verloren hat, bestohlen wurde oder ähnliches kann unter Umständen Lebensmittelgutscheine bekommen.
Wenn jemand Hartz IV bezieht, bedeutet das aber nicht, dass er direkt Lebensmittelgutscheine erhält. Die bekommen meines Wissens diejenigen, denen die Leistungen gekürzt wurden. Um das zu erreichen, muss sich der Hartz-IV-Bezieher schon ein gewisses Fehlverhalten erlaubt haben. Das Problem ist also noch nicht einmal, dass man auf die Weise vielleicht erkennt, dass jemand seinen Lebensunterhalt nicht selbst bestreitet, sondern vielmehr, dass es sich um jemanden handelt, der sich nicht an die Spielregeln gehalten hat. Daher rühren sicher auch die schiefen Blicke.
Für mich ist das rein eine Frage der Erziehung. Es ist vorallem als Kassierer ein Armutszeugnis, einen Kunden mit Lebensmittelgutschein schief anzuschauen oder die Situation als allgemein peinlich anzusehen. Ich arbeite neben dem Studium selber als Kassierer überwiegend im Getränkemarkt. Da aber unser Laden nicht klein ist, haben wir durchaus ein breit gefächertes Publikum. Ich habe öfters schon Lebensmittelgutschein entgegengenommen. Der Kunde wird genau wie jeder andere Kunde herzlich begrüßt und ebenfalls so verabschiedet. Ob 500 Euro-Schein, schwarze Amex oder 10 Kamele zum eintauschen.
Wenn ich Sozialleistungen beziehe und zwangsläufig oder kurzfristig auf Lebensmittelgutscheine angewiesen sein würde, wäre mir die Situation an der Kasse schon peinlich. Schließlich bin ich durch verschiedene Gründe davon abhängig, mit einem vom Amt ausgewiesenen Lebensmittelgutschein zu zahlen. Vermutlich sind Sanktionen wie schon erwähnt dafür verantwortlich.
Leider sind viele Kassierer selbst nicht mit Moral und Anstand geschult. Das habe ich innerhalb 3 Jahren Nebentätigkeit feststellen müssen. Entweder man hat einfach keine Lust mehr und der Kunde bekommt die Laune ab, oder es passiert solch eine Situation mit einem Lebensmittelgutschein, wo der Kassierer abwertend reagiert.
Was man meiner Meinung nach auch beachten sollte ist, dass viele Sanktionen auch unrechtmäßig erlassen werden, und der jeweilige Mensch vielleicht nichts falsch gemacht hat. Leider gibt es auch unter den Sachbearbeitern im Jobcenter Menschen die, aus welchen Gründen auch immer, Fehler bei ihrer Arbeit machen.
Stellt euch einmal vor, ihr wärt gerade sanktioniert worden und ihr wüsstet sowieso schon nicht, wie ihr den Monat überstehen sollt und dann bekommt ihr endlich Lebensmittelgutscheine und werdet dafür vom Verkäufer schief angeschaut oder bekommt sogar einen dummen Kommentar. Das muss sich doch schrecklich an fühlen!
Schon alleine aus Respekt und Diskretion sollte man versuchen, das bezahlen für den Kunden so normal wie möglich zu machen. Er ist doch wahrscheinlich so schon gedemütigt genug. Ich würde wahrscheinlich erst recht versuchen, dem Kunden ein nettes Lächeln zu schenken um ihn aufzuheitern.
Und selbst wenn es sich um einen Alkoholiker oder ähnliches handeln sollte, man weiß nie warum die Menschen in diese Situation gekommen sind. Ob sie krank sind oder vielleicht einen Schicksalsschlag erlitten haben. Man sollte jedem Kunden unvoreingenommen begegnen, auch wenn es sicher manchmal schwerfällt.
Ich weiß nicht, ob man Menschen mit Lebensmittelgutscheinen schief ansehen sollte. Besonders wenn man den wahren Grund für die Situation des doch zahlenden Kunden nicht kennt. Jeder denkt sofort an den bösen Hartz 4- Empfänger, der seinen Pflichten nicht nachgekommen ist und deswegen sanktioniert wurde. Aber kennt man als Kassierer den wahren Grund für den Erhalt von Lebensmittelgutscheinen? Ich denke nicht und deswegen sollte man es sich schleunigst abgewöhnen, einen Kunden zu beäugen, wenn er auf diese Art zahlt. So demütigt man dem Kunden nur noch mehr und rückt sich selbst ebenfalls in ein schlechtes Licht.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Trisa hat geschrieben:wer zum Beispiel sein Geld verloren hat, bestohlen wurde oder ähnliches kann unter Umständen Lebensmittelgutscheine bekommen.
Wenn jemand Hartz IV bezieht, bedeutet das aber nicht, dass er direkt Lebensmittelgutscheine erhält. Die bekommen meines Wissens diejenigen, denen die Leistungen gekürzt wurden. Um das zu erreichen, muss sich der Hartz-IV-Bezieher schon ein gewisses Fehlverhalten erlaubt haben.
Natürlich bekommen nicht fünf Millionen Hartz4 Empfänger Lebensmittelgutscheine! Das hat auch niemand behauptet. Ich sprach von Aufstockern. Du hast doch meinen Absatz selbst mitkopiert. Ich verstehe nun nicht, warum es ein Fehlverhalten ist, wenn man Geld verliert oder bestohlen wird. Manch anderer beantragt Hartz4 und kann bis zur Entscheidung (was durchaus länger dauern kann) erstmal Lebensmittelgutscheine bekommen. Dabei werden diese dann als Vorschuss ausgegeben, also mit den Leistungen verrechnet. Mögliche Fehlverhalten könnten dann auch gewesen sein, dass man sich hat beklauen lassen, bei einem Überfall nicht gewehrt hat, den falschen Partner ausgesucht hat, seine Kinder nicht richtig erzogen hat, in einem insolventen Unternehmen im Niedriglohnsektor gearbeitet hat oder aufgrund von Krankheit seinen Job nicht mehr ausüben konnte. Ich bin auch der Meinung, dass man selbst für die Konsequenzen seines Handeln verantwortlich ist. Jeder hätte sich anders entscheiden können, aber deshalb würde ich nicht von Fehlverhalten sprechen.
Ich sehe es auch so wie Felilou und denke das Respekt und Diskretion in vielen Berufen mit Kunden dazugehören. Und ich hoffe, dass man in entsprechenden Jobs mit Kundenkontakt sein Personal gewissenhaft auswählt. Und gerade an einer Kasse, wo auch Zigaretten und Alkohol und manch andere Genussmittel verkauft werden, sollte sich erstmal an die eigene Nase fassen und sich überlegen, ob man dadurch nicht eher ein schlechtes Gewissen haben sollte, als jemand der einen Lebensmittelgutschein abgibt.
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