Kann man euch mit Musik foltern?

Um mich zu foltern, müsste man mich wohl an einen Stuhl fesseln, mir die Augen verbinden und einen Kopfhörer mit Volksmusik oder irgendwas anderem schrecklichem (vielleicht Daniel Küblböck?) aufsetzen. Sonst würde ich immer noch eine Möglichkeit finden, um mich so weit abzulenken, dass ich nicht zu sehr auf die mir nicht gefallende Musik achten muss. Aus dem Fenster gucken reicht schon, um ein Lied, das mir nicht gefällt, vielleicht nur noch zu 50 oder 60% wahrzunehmen. Also im Prinzip kann in meiner Gegenwart jeder hören, was er möchte. Wenn es mir nicht gefällt, achte ich eben möglichst wenig darauf.

Musik empfinde ich im Alltag meistens als schrecklich und nervtötend. Daher kann man mich auch sehr gut mit Musik foltern. Ich mag am liebsten absolute Stille und habe mir schon oft gewünscht, nicht hören zu können. Ich höre ganz selten Musik, zu Hause überhaupt nicht und wenn, dann eigentlich nur gelegentlich im Auto. Es macht mich wahnsinnig, dass man fast überall beschallt wird. Ich reagiere darauf auch mit ziemlich starkem Stress und versuche, der Situation so schnell wie möglich zu entkommen.

Natürlich gibt es Musik, die ich besser ertragen kann als andere. So stört mich Klassik, sofern sie sehr leise ist, nicht so sehr wie irgendwelche dämliche Musik aus den Charts. Am schlimmsten finde ich solche geheulten Musikstücke, wie zum Beispiel diesen einen gejammerten Song von Lana Del Rey. Auch Celine Dion fand ich immer ziemlich gruselig. Rockmusik ist im Grunde genommen schon etwas erträglicher, aber eben auch nur gelegentlich und nur, wenn ich selbst entscheiden kann, ob ich mir etwas anhöre oder nicht.

Ich kann gut verstehen, dass Musik als Foltermethode gebraucht wird. Ich habe vor einiger Zeit auch eine Reportage über dieses Thema gesehen. Anderen Sinnesreizen kann man sich zum Teil entgegensetzen. Die Augen kann man schließen und zum Beispiel die Nase gewöhnt sich an unangenehme Gerüche. Die Ohren kann man jedoch leider nicht schließen und so kann man nichts gegen die Geräuscheinwirkungen tun und die Folter ist recht wirksam.

Insgesamt bin ich musikalisch sehr tolerant - selbst in den Genres, die ich sonst nicht höre, findet sich immer mal wieder ein Song, der dann doch gefällt und schön ins Ohr geht. Dennoch empfinde ich Schlagermusik als furchtbar nervtötend. Ein einziger Song ist so gerade eben noch erträglich, aber eine längere Beschallung,wie sie leider jährlich beim Schützenfest um die Ecke zwei Tage nonstop vorkommt, geht da schon extrem ans Nervenkostüm und kann mich wirklich aggressiv machen.

Genauso schlimm finde ich diese grässlichen, durchdringenden Frauenstimmen, die sich in der Popmusik und im R&B und wie sie nicht alle heißen oft finden. Einige empfinden das ja als intensiv oder leidenschaftlich, aber für mich ist es einfach nur laut, schmerzhaft für die Ohren und alles andere als schön, wenn sich da irgendeine Dame die Seele aus dem Leib schreit. Mal ganz abgesehen davon, dass ich den Anblick, wenn so eine Dame ihren Mund weit aufreißt, einfach nicht ernst nehmen kann. Aber vielleicht fehlen mir da auch einfach die Synapsen.

Wollte man mich mit Musik foltern, bräuchte man mir nur mit "Tokio Hotel" und "Britney Spears" zu kommen. Diese Musiker und Sänger kann ich überhaupt nicht ausstehen und ich würde übelst in Rage kommen, wenn ich mir das anhören müsste. Deshalb würde ich diese Frage auch mit "Ja" beantworten. Es gibt wirklich Musik, die überhaupt nicht geht und die beinahe an Körperverletzung grenzt. "Tokio Hotel" ist natürlich die Krönung.