Seid ihr mehr, als nur der Dosenöffner für euren Hund?

Wie sieht der Hund euch? Betrachtet er euch als Partner und erkennt euch als Rudelführer an oder sieht er in euch den Beschützer, der ihn vor beißwütigen, anderen Hunden und Gefahren beschützen kann und hinter den er sich im Ernstfall verkriecht? Sieht er in euch nur denjenigen, von dem er sein Futter bekommt? Wenn ihr nach Hause kommt und der Hund kommt euch schwanzwedelnd entgegen und freut sich, kann man dann sagen, dass er euch liebt und Zuneigung für euch empfindet?

Mein Hund gehört zu uns dazu und ich würde mich daher nicht nur als Dosenöffner, sondern als Rudelführer für meinen Hund sehen. Sie hört gut und hat sich auch untergeordnet. Das heißt, ich mache die Regeln und mein Hund befolgt diese. Das macht sie aber anscheinend gerne. Immerhin ist es in der Natur ja auch so, dass da vorher Regeln festgelegt werden.

Ein Dosenöffner ist man glaube ich eher für eine Katze, weil die sehr eigensinnig sind und nicht so sehr auf den Menschen fixiert sind, wie Hunde. Bei meinem Hund ist es so, dass sie sich sehr freut, wenn ich nach Hause komme und sie begrüßt mich immer, als wäre ich eine Woche weg gewesen, obwohl es nur ein paar Stunden waren.

Ich beschütze meinen Hund natürlich im Notfall und das weiß sie auch, aber ich lasse es sie auch selber austragen bis zu einem gewissen Punkt. Ich finde so etwas wichtig. Ansonsten versteckt sie sich aber auch nicht unbedingt hinter mir, sondern gibt dann auch Feuer zurück. Erst, wenn es wirklich eng wird, kommt sie zu mir, und wenn es ganz schlimm ist, nehme ich sie auch hoch.

Ich würde die Frau in jedem Fall mit "ja" beantworten. Dazu muss man wissen, dass mein Hund aus dem Tierheim zu uns gekommen ist und die ersten zwei Lebensjahre im Keller verbracht hat. Eigentlich war er bei einem Züchter geboren worden, aber er entsprach nicht den Schönheits-Idealen seiner Rasse und wurde daher mit einigen anderen in den Keller gesperrt. Die Bedingungen mussten wirklich furchtbar gewesen sein, es waren auch Ratten dort und einer toter Hund unter ihnen.

Ich würde behaupten, dass ich nun jeden Tag spüre, wie dankbar mein Hund dafür ist, dass er nun ein gutes Leben hat und nicht mehr im Keller leben muss. Er hat mit uns auch das erste Mal Schnee erlebt beispielsweise, da hat er sich riesig gefreut. Ich glaube, er weiß schon, dass er das uns zu verdanken hat, denn die Zeit im Tierheim war wohl auch nicht die schönste für ihn.

Natürlich ist es schwer, nun in den Hund hinein zu schauen und nachvollziehen zu können, was er denkt. Das werden die Menschen wohl auch nie können. Aber wenn ich nach Hause komme und der Hund sich riesig darüber freut, dass ich da bin, dann ist das für mich schon ein Zeichen, dass er mich liebt. Früher hatten wir mal einen Hund, der sich schon riesig gefreut hat, wenn ich nur aus dem Badezimmer heraus gekommen bin. Der Hund kann doch nicht immer gedacht haben "Sie ist wieder da, jetzt gibt es Futter!". Das glaube ich nicht, ich glaube schon, dass er sich gefreut hat, dass ich wieder da war, als Person, nicht als Dosenöffner.

Des Weiteren freut sich mein Hund ja auch, wenn beispielsweise mein Freund zu Besuch kommt und mein Freund hat ihm noch nie etwas zu Fressen gegeben.

Gestern habe ich mal wieder festgestellt, dass ich für meine Hündin wohl nicht der Dosenöffner, sondern der Streichler bin. Ich habe sie die meiste Zeit über bei mir und nehme sie auch mit in die Arbeit, aber an den Mittwochabenden muss ich sechs Stunden arbeiten und das finde ich etwas zu lang für sie, also wird sie nach dreieinhalb Stunden abgeholt. Wenn ich sie dann also zweieinhalb Stunden nicht gesehen habe und wieder nach Hause komme, ist die Freude zwar groß, aber sie erwartet und fordert auch direkt ihre Streicheleinheiten. Auch sonst, wenn sie am Tag schläft und wir uns hier in verschiedenen Räumen aufhalten oder wenn ich aus irgendwelchen anderen Gründen mal kurz woanders in dieser Wohnung bin, wenn sie vor dem Sofa geschlafen hat und aufwacht, während ich dort liege und fernsehe, dann freut sie sich jedes Mal und hält mir direkt die Stellen hin, an denen ich sie streicheln soll.

Mein Hund ist nicht sonderlich fixiert auf Futter und bettelt auch nicht nach seinem eigenen, sondern interessiert sich eher für das, was wir so essen. Obwohl sie schon genau weiß, dass wir sie ignorieren, während wir essen und sie auch nicht mehr konkret bettelt, ist sie in Bezug auf ihr eigenes Futter deutlich zurückhaltender. Schon aus diesem Grund gehe ich nicht davon aus, dass sie mich nur als Dosenöffner ansieht, auch nicht vorrangig als solchen, weil wir einerseits kein Dosenfutter für sie bereithalten und auf der anderen Seite damit auch nicht für Freudenausbrüche bei ihr sorgen können. Allerdings kommt sie immerhin, wenn sie fertig mit dem Fressen ist, zu uns rüber und freut sich wieder einen Keks, haut sich zu uns hin und will was wohl? Genau: gestreichelt werden.