Ohne Ausbildung ein Mensch 2. Klasse?
Verfolgt man die Zeitgeschichte, erweckt dies oft den Eindruck, als würde der Wert eines Menschen danach bemessen werden, welche Ausbildung er hat. Ausbildung wird als das Um und Auf in unserer Gesellschaft betrachtet. Wird die Lehre oder das Studium aber geschmissen, dann ist mit abwertenden Äußerungen zu rechnen.
Ich selbst habe mein Studium abgebrochen, und bereue es. Heute gehöre ich gewiss nicht zu den „Gutverdienern“. Doch die damals eingeführten Studiengebühren und der allgemeine Preisanstieg haben mich dazu gezwungen, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, um meine Familie zu ernähren. Dies führte letztendlich dazu, dass ich keine Zeit mehr für das Studieren hatte. Ich fühle mich als Opfer der Bildungspolitik.
Ist ein Studium bald nur mehr für finanziell Bessergestellten möglich?
Ich bin mal ganz ehrlich: Durch Studienkredite werden die Semestergebühren eigentlich ziemlich gut aufgefangen, ich kann nicht nachvollziehen, dass man deshalb sein Studium abbricht. Allgemein bin ich davon überzeugt, dass die soziale Leistungen in Deutschland sehr, sehr gut sind. Wer sich im Ausland mal ein wenig umschaut weiss das und wenn man sparsam lebt, kommt man in der Regel auch mit dem Geld aus. Studenten, die unterhalb der Armutsgrenz leben, haben eigentlich immer noch Geld übrig für ein Bierchen am Wochenende.
Trotzdem ist es für finanziell schlechter gestellte Kinder schwer, zu studieren. Das liegt aber nicht am Geld, denn wie gesagt: Das Amt machts schon. Im Gegenteil, diese KInder können ich vor Spielzeug teilweise nicht retten. Im Gegenzug dazu fehlt aber kulturelle und moralische Bildung, die zum Interesse und Ergeiz aufrüttelt, sich Wissen anzueignen. Das ist aber ein derart komplexes Thema, dass jetzt den Rahmen sprengen würde.
Du bist vielleicht ein Opfer der Bildungspolitik geworden- ich bin aber sicher, dass man das auch anders hätte regeln können. Im Übrigen sind nicht alle Studierte Besserverdiener, viele sind Idealisten, die für Forschung und Wissensaneignung auf vieles verizchten. Immerhin ist nicht nur BWL ein Studienfach.
Das Argument, dass die Studiengebühren bildungswillige Menschen von den Universitäten fernhalten, halte ich schlicht für eine recht langlebige Stammtisch-Parole, die weder Hand noch Fuß hat.
Ein Bekannter einer Freundin meinte während eines Gespräches einmal, dass die Politik ja schuld daran sei, dass er nicht mehr studieren könne, da sie ja die Langzeitstudiengebühren eingeführt hat, was mittlerweile auch schon etwas zurück liegt. Die Langzeitgebühren wurden jedoch nur fällig, wenn man die reguläre Studienzeit um mehr als 4 Semester überschritten haben. Mein Studiengang (Humanmedizin) beläuft sich auf eine Regelzeit von 12 Semestern, alle anderen gängigen Studienfächer liegen darunter, üblicherweise bei ca. 8 bis 9 Semestern.
Gemessen an dieser Semesterzahl sind 4 zusätzliche beitragsfreie Semester doch mehr als genug Spielraum, zumal es sich im konkreten Fall um ein soziales Fach gehandelt hat, was von den meisten Studenten in Regelzeit (ggf. plus ein Semester) fertig studiert wird. Wer also länger braucht, sollte sich also auch mal an die eigene Nase fassen und überlegen, ob er selbst nicht etwas falsch gemacht hat.
Für die mittlerweile eingeführten allgemeinen Studiengebühren gibt es gute Auffangsysteme in Form von Bankdarlehen (z.B. von der Bank NRW), erhöhte Bafög-Sätze und zur Not kann man nach dem Erreichen der Zwischenprüfung auch Bildungskredite in Anspruch nehmen. Eltern von Kindern sind übrigens nicht an die Fristen zur Erbringung der Leistungsnachweise für das Bafög gebunden.
Natürlich kann man tausende von Argumenten finden, um das aktuelle System als ungerecht und Studenten-feindlich darzustellen. Jedoch wird es ebensoviele Gegenargumente geben. Das Studentenleben bringt natürlich einige Entbehrungen mit sich, jedoch würde ich das nicht auf die Politik schieben. Wer studieren will, kann studieren. Alles andere ist für mich Gejammer auf recht hohem Niveau.
Menschen werden auf dem Arbeitsmarkt nach Leistungsfähigkeit beurteilt. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, ob er nun moralisch einwandfrei ist, sei einmal dahingestellt. Wenn Du ein Unternehmen führen würdest, würdest Du lieber hoch qualifizierte Arbeitnehmer einstellen oder jemanden, der mal hier und mal dort etwas gemacht hat und eigentlich nicht richtig? Meine Entscheidung würde sehr schnell fallen.
Es kommt natürlich darauf an, woran du das "Mensch zweiter Klasse sein" festmachst. Natürlich wirst du ohne Ausbildung eher niedere Jobs machen, bei denen du weitaus schlechter bezahlt wirst als Leute, die ein abgeschlossenes Studium oder eine Ausbildung haben aber das ist ja auch nur gerecht so, was würde es denn sonst rechtfertigen, dass ich zum Beispiel 13 Semester studiere ohne dabei einen Cent Geld zu bekommen? (Um da bei Nachtflugzeug mal anzuknüpfen, ich studiere auch Medizin und das sind sogar offiziell 13 Semester weil das Hammerexamen im Oktober und November ist und da hat dann ja bereits das 13. Semester angefangen).
Und wie auch schon erwähnt würde empfinde ich es als Ausrede, immer wieder die Studiengebühren anzuführen. in vielen Bundesländern gibt es die noch nicht mal, ich zahle zum Beispiel 54,50€ pro Semester und kann dafür dann sogar noch kostenlos die öffenlichen Nahverkehrsmittel benutzen. Und wenn man von den Eltern kein Geld bekommen kann, weil sie zu wenig verdienen, dann bekommt man Bafög und das ist, wenn man den Höchstsatz bekommt sehr reichlich, da kenne ich genug Kommilitonen, die das haben.
Und du hast während des Studiums eine Familie zu ernähren gehabt? Da kommt bei mir auch so ein wenig der Verdacht auf, dass es sich bei dir um so eine(n) von Nachtflugzeug beschriebene Langzeitstudent(in) handelt. Ansonsten sollte man vielleicht vor der Familienplanung darüber nachdenken, ob sich die gesteckten Ziele bei der derzeitigen Situation verwirklichen lassen und sonst einfach ein paar Jahre warten.
Und die Studiengebühren für Langzeitstudenten finde ich eigentlich gar nicht mal so ungerecht, irgendein Druckmittel muss man ja schließlich finden, damit nicht so viele Studenten jahrelang auf der faulen Haut liegen und sich vielleicht auch noch vom Bafög ihr Leben finanzieren lassen. Und natürlich ist es heute auch so, dass jemand, der mehr Geld hat, sich auch mehr leisten kann, das müssen nicht mal unbedingt Konsumgüter sein, es können auch Zusatzleistungen beim Arzt oder eine private Krankenversicherung sein. Geld regiert nun mal die Welt und woher soll man das nehmen ohne Ausbildung?
Solange man selber mit seinem Leben zufrieden ist, ist man auch kein mensch zweiter Klasse. Das jemand anders auf Dich herabschaut, gibt es wohl in allen Gesellschaftsschichten. Die Superreichen grenzen sich von den Reichen ab und die wiederum von den Neureichen. So kann man das bis nach ganz unten durchspielen.
Was das Studium betrifft, kann ich Dich nicht verstehen. Zum einen gibt es gar nicht in allen Bundesländern Studiengebühren und zum anderen gibt es wie vorher schon jemand erwähnte auch Studienkredite, die Dir das Studium bei normalen Leistungsnachweis finanzieren. Wer auch das nicht machen will, kann sich mittlerweile bei einer virtuellen Fachhochschule anmelden. Dort kann man entweder auf Voll -oder Teilzeit studieren (Falls man nebenbei jobben muss). Frei von Studiengebühren musst man lediglich geringe Modulgebühren bezahlen, für die Scheine, die man in dem Semester absolviert. Da das ganze online läuft, braucht man wirklich nur seinen PC und kann zu jeder Tageszeit lernen.
Man ist ohne Ausbildung in dieser Gesellschaft schon ein bisschen ein Mensch zweiter Klasse, weil man weniger verdient und sich weniger leisten kann, was dazu führt, dass man eben nicht zur Oberschicht gehört. Man wird ein bisschen dazu gemacht und kann sich daraus auch nur noch schlecht befreien.
Das mit deinem abgebrochenem Studium tut mir leid. Besteht keine Möglichkeit das weiter zu führen? Man hat doch auch die Möglichkeit nebenbei arbeiten zu gehen. Ein paar Stunden Arbeit bringen ja schon 400 € im Monat und lernen kann man nebenbei ja trotzdem. Außerdem kann man auch Studienkredite bekommen, die man dann aber auch abzahlen muss.
Was ist dann für dich ein Mensch erster Klasse? Da gibt es wohl unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Ich finde es recht abwertend, jemanden aufgrund seines Status in die zweite Klasse herab zu stufen. Auch gibt es für mich keinen Mensch erster Klasse. Wie sieht dieser Mensch dann aus?
Es ist doch lediglich möglich zu sagen, dass ein Mensch finanziell gut oder weniger gut situiert ist. Dass ein hochqualifizierter Mensch in der Regel bessere Chancen hat auf dem Arbeitsmarkt eine führende Tätigkeit auszuüben, ist wohl eine klare Sache. Wer die Lehre oder das Studium schmeißt, muss mit gezielten Fragen und Verdachtspunkte "der ist doch faul, ist nicht belastbar etc." rechnen. Daran ist man selbst schuld und muss sich im Zweifelsfall auf solche Fragen sehr gut vorbereiten, um aus der Sache herauszukommen.
Dass du dein Studium geschmissen hast, war wirklich eine Fehlentscheidung. Wieso war es deinerseits nicht möglich, einen Bafög-Antrag zu stellen oder im Härtefall einen Studienkredit aufzunehmen? Du wärst sicherlich zu deiner Zeit nicht der Einzige gewesen. Sich selbst als Opfer der Bildungspolitik zu sehen, sollten alle Möglichkeiten nicht ausgeschöpft worden sein, halte ich ebenfalls für quatsch.
Ich bin Student. Für Kontostände, die unmissverständlich nach außen publiziert werden möchten, gibt es Privatuniversitäten. Jeder x-beliebige Mensch kann, wenn er will, studieren gehen. Das ist alles eine Sache der Organisation. Es gibt genügend Möglichkeiten der Kredite und Jobs. Bafög und die KFW als Beispiel.
Die Fixkosten für ein Studium sind pro Semester grob 230 Euro. 460 Euro im Jahr, verteilt auf einen Monat sollte es wohl möglich sein, die knapp 40 Euro verdienen zu können. Wer natürlich alleine eine ganze Familie zu ernähren hat, wohl schon Kinder hat und dazu noch die Wohnung zu bezahlen hat, der wird so was dann nur über einen entsprechenden Kredit packen.
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