Die erste Banane für Ex-DDRler - ein großes Erlebnis?
Die Menschen in der ehemaligen DDR hatten ja nicht so viele exotische Früchte in den Geschäften wie die Westdeutschen. Meine Verwandten väterlicherseits wohnten in der ehemaligen DDR und weiß noch, wie wir immer Lebensmittelpakete an Weihnachten verschickten. Es war genau vorgeschrieben, was hineindurfte. Ich kann mich erinnern, dass Schokolade und Kaffee immer dabei waren. Aber Obst konnte man wohl nicht verschicken.
Die fehlenden Bananen sind ja fast ein Sinnbild für den Mangel an bestimmten Dingen, der damals herrschte. Ist jemand hier, der aus der ehemaligen DDR stammt und sich erinnern kann, welches Gefühl es war, die erste Banane in seinem Leben zu essen? Warst du enttäuscht oder hast du es genossen? Ich kann mich nur erinnern, dass mein Onkel damals gerne Kiwis aß, die es in der ehemaligen DDR auch nicht gab. Das war für ihn der absolute Luxus.
Es gab auch in der DDR Bananen und das nicht nur in den großen Städten wie Berlin oder Leipzig, wo eben auch Leute aus dem westlichen Ausland anzutreffen waren. Daher kenne ich Bananen schon seit frühester Kindheit, auch wenn es sie selten gab. Für mich wer es nach der Grenzöffnung also nicht Besonderes. Ich habe mir damals auch keine gekauft, als ich dann das erste Mal in den alten Bundesländern war.
Ich kann dem, was Punktedieb sagt nur zustimmen. Ich bin zwar nicht in den neuen Ländern aufgewachsen, aber leben nun schon über zehn Jahre glücklich und entspannt unter Ossis und habe da diverse neugierige Fragen gestellt.
Bananen gab es wohl wirklich immer wieder mal, nur eben nicht so reichlich wie sich das viele gewünscht haben. Es gibt aber durchaus immer noch Ossis, die trotz der langen Zeit seit der Wende immer noch keine Bananen mögen und den Hype um diese Frucht nicht verstehen und warum ausgerechnet die Banane so als Wendesymbol gepuscht wurde.
Einer hat mir auch von einem Lehrer erzählt, der die Bananen immer liebevoll auf dem Lehrerpult "reifen" ließ, bis sie außen tief braun waren und dann die relativ weiche und angegorene Pampe genussvoll ausgelöffelt hat. Ich bin mir aber sicher, dass es solche seltsamen Vögel auch im Westen gibt und dass solche Essvorlieben eher von schlechtem Geschmack zeugen als darin bedingt sind, in welchem Teil Deutschlands man geboren ist.
Die weitaus meisten Menschen die ich hier kennen gelernt habe, haben ein ganz entspanntes Verhältnis zur Banane und die erste Westbanane wurde nicht sonderlich erwähnt. Was ich aber hingegen gehört habe, ist dass es gerade für viele Jüngere wohl mit unheimlich Vorfreude verbunden war, das erste Mal in ein Mc Donalds Restaurant zu gehen. Aber das hat mit Bananen wenig zu tun.
Ich hasse dieses Klischeedenken. Wer um Himmels Willen hat den Wessis nur gesagt, dass die Ossis keine Bananen bekommen haben. Ich kann nicht verstehen, dass manche Wessis wirklich denken, dass die Ossis völlig weltfremd waren und teilweise noch sind. Sie waren doch nicht von der Außenwelt völlig abgeschnitten und man sollte wirklich nach so vielen Jahren doch endlich mal aufhören mit diesem Klischeedenken. Selbst wenn es keine Bananen gegeben hätte, was ja nicht stimmt, ist es doch wohl fürchterliches Klischeedenken, dass die Leute, die nach der Wende in den Westen gekommen sind sich nach Bananen sehnten. Echt krass so ein Denken.
Vielleicht zum Anfang noch der diskrete Hinweis dass die Ex-DDRler dieses Wort nicht gerne hören weil es etwas abwertend klingt, ähnlich wie Zone und Zoni. Ossi ist aber in Ordnung.
Nein, Bananen kannte ich auch schon aus Kindertagen. Es war ein seltenes Gut, das ist absolut richtig. Weil es so selten war haben die Eltern oft darauf verzichtet und es lieber ihren Kindern gegeben. Ich kann mich auch eher daran erinnern dass die Bananen meistens grün und etwas härter waren als die West-Bananen die die Verwandten manchmal mitbrachten. Südfrüchte gab es manchmal vor Weihnachten oder Parteitagen und zu den Zeiten der Jugendweihen. Im Laden bekam dann, natürlich nur so lange der Vorrat reichte, jeder zwei bis drei Bananen. Man konnte auch nicht so einfach behaupten Jugendweihe zu haben. Dazu lag dann in jeder Gemüseverkaufsstelle eine Liste der Teilnehmer die dann abgehakt wurde. Dazu musste natürlich auch der Personalausweis vorgelegt werden.
Ich hatte damals gegenüber so einer Verkaufsstelle gearbeitet und ich sah dann immer wenn sich eine lange Schlange bildete dass es etwas Besonderes gab. Ich stellte mich aber nur selten an. Nicht weil es sich um die Arbeitszeit handelte (das hat da keiner so eng gesehen), ich hatte kein Geld dafür und auch keine Lust auf stundenlanges Warten ohne zu wissen was es genau gab. Das war nämlich auch lustig, irgendjemand hatte dann gesehen dass etwas angeliefert wurde, diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile und fegte ganze Verwaltungen leer.
Als die ersten Besuche möglich waren war man also nicht ganz unvorbereitet, ich gebe aber zu dass ich keine Ahnung von Kiwis und anderen Südfrüchten hatte. Ich glaube bei der ersten Kiwi hatte ich auch erst einmal in die Schale gebissen.
Da ich nun im Süden Deutschlands wohne, wurde mir diese Frage nach den Bananen auch schon recht oft gestellt und ich frage mich immer wieder, wie kommen den bitte die Leute darauf, dass es damals keine Bananen gab? Vielleicht kann mir hier ja mal jemand diese Frage beantworten, weil mich das wirklich wundert wie viele Menschen hier in Süddeutschland der Meinung sind.
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Es gab in der DDR auch Bananen zu kaufen. Nur gab es diese eben eher selten. In den dörflichen Gebieten war es mitunter so, dass diejenigen mit gutem Kontakt zu den Angestellten der Kaufläden häufiger Bananen bekamen. Manchmal gab es nur so wenige, dass die unter der Hand rausgingen und die anderen gar nichts davon erfuhren.
Es ist natürlich klar, dass man etwas, was es nur selten gab, mit ganz anderen Augen anschaut und es auch anders schmeckt, weil es eben besonders ist. Jedoch nach so langer Zeit zu fragen, wie man es damals empfunden hat, eine Banane zu essen, ist völliger Blödsinn. Keiner kann den Geschmack und den Genuss noch realistisch beschreiben, wenn er seit Jahren Bananen als völlig normales und täglich verfügbares Nahrungsmittel kennt.
Man kann sich nur in die Lage hinein versetzen, wenn man auf etwas über längere Zeit verzichtet. Man kann das auch heute noch nachvollziehen, wenn man längere Zeit auf etwas verzichtet. Wenn man beispielsweise zur Fastenzeit auf jegliche Art von Süßigkeiten verzichtet, dann isst man die erste Schokolade zu Ostern auch ganz anders, als wenn man jeden Tag welche isst.
Im Übrigen muss ich sagen, dass es nicht immer negativ ist, wenn bestimmte Lebensmittel etwas besonderes sind bzw. man sich darauf freut. Wenn man sich jederzeit alles kaufen kann, verlieren sie vollkommen ihren Wert und man weiß es gar nicht mehr zu schätzen. Man stumpft ab. Heute kann man sich zu jeder Jahreszeit Erdbeeren kaufen. Natürlich schmecken sie nicht immer gleich, aber man sie immer kaufen. Die erste reife Erdbeere aus dem Garten schmeckt ganz anders, wenn man sie monatelang nicht gegessen hat. Wenn man aber ganzjährig welche kaufen kann, ist es auch nur eine reife Erdbeere. Die Freude an den einfachen Dingen im Leben und die Wahrnehmung bestimmter Geschmäcker fällt heute immer schwerer, da man immer alles kaufen kann. Das finde ich sehr schade. Deshalb versuche ich mir etwas von dieser Vorfreude auf bestimmte Früchte zu erhalten, indem ich vieles in meinem Garten habe und das dann auch vorher nicht im laden kaufe.
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