Gibt es Seelenverwandtschaft?

vom 28.07.2009, 19:05 Uhr

Seit 4 Jahren beschäftigt mich eine Frage: Gibt es Seelenverwandtschaft, kann es sein, dass zwei Menschen einfach füreinander bestimmt sind, nicht erst zusammenwachsen müssen, sondern dass schon bevor sie ein Wort miteinander gesprochen haben klar ist, dass sie irgendetwas verbindet? Irgend ein Gefühl, ein unsichtbares Band besteht da und man kommt nicht drum herum, man kann sich nicht dagegen "wehren". Es kommt wie es kommt auf einen zu, so eine Seelenverwandtschaft. Kennt ihr das?

Ich selbst bin 18 Jahre und traf vor 4 Jahren auf eine fast 50 jährige Lehrerin an meiner Schule, die das erste Jahr bei uns war. Ich habe sofort ein ganz merkwürdiges Gefühl bei der Sache gehabt. Ich mochte die Frau nicht wirklich, weil sie auf den ersten Blick so ganz anders wirkte als ich. Sie ist ein eher lauter Mensch, der viel redet - nicht immer wirklich gehaltvolle Dinge - ein Mensch, der wenig Taktgefühl besitzt und auf mich erstmal total unsympatisch wirkte. Ich bin eher ruhig und auch sensibel. Aber dennoch war es da, das seltsame Gefühl.

Der ganz breite Korridor war voller Schüler und Lehrer kurz nach dem Klingeln, aber irgendwo sah ich diese Frau in der Menge und hatte das Gefühl, dass wir einander "magisch anziehen" und alle anderen Köpfe zwischen uns keine Rolle spielten, weil das unsichtbare Band zwischen uns solche "Kräfte" besaß, dass es dennoch zueinander führt. Einmal setzte sie sich in der Pause auch neben mich, um mit meiner Freundin und mir über irgendetwas Schulisches zu plaudern. Ihr Knie berührte ganz leicht mein Knie und mir war, als könnte ich so ihre und sie meine Gedanken lesen. Ich sah in ihre Augen und wusste plötzlich, dass sie innerlich ein ganz scheuer, zerrissener Mensch war und das alles, was sie von sich preisgab, nur Fassade war. Und ich dachte mir auch, dass sie mir wohl doch ähnlicher ist, als ich zunächst vermutete, dass sie vielleicht sogar genauso mit Vornamen heißt wie ich.

Ich war mir ganz sicher, dass wir zusammengehörten, bis ich mich plötzlich für verrückt hielt. Die Lehrerin wurde sehr krank und ich dachte, ich sehe sie nie wieder. Ich dachte, ich hätte mir alles nur eingebildet, als sich unsere Wege nach einigen Monaten doch wieder durch das Internet kreuzten.

Heute sind wir seit 3 Jahren eng miteinander befreundet. Es kracht manchmal sehr heftig, beinahe wäre es auch vorbei gewesen vor ein paar Wochen. Wir kamen aber nicht aneinenader vorbei und fanden wieder zusammen. Die ganze "Sache" hat seine Vor - und Nachteile, ist Fluch und Segen, weil sie einerseits unheimlich schön ist diese Freundschaft, andererseits unheimlich Kräfte zehrend, weil wir zwar beide ungeheur viel gemeinsam haben, aber doch irgendwie auch wie Tag und Nacht sind. Uns haben schon so viele Leute gesagt, dass wir den Kontakt zueinander abbrechen sollen, aber es führt einfach kein Weg am anderen vorbei.

Kennt ihr das nun auch? Ist Euch so etwas irgendwie Unerklärliches, nahezu Unheimliches schon mal passiert? Denkt ihr, dass es so etwas geben kann, oder ob man sich das am Ende doch einbildet - und wozu das Ganze überhaupt sein soll? Von woher kommt es, wer will, dass 2 Menschen so zusammengehören?

Ach so, übrigens hatte ich Recht mit meiner Vermutung und sie trägt tatsächlich denselben Vornamen. (genau wie unsere Väter, unsere Brüder und unsere Schwestern, es ist bis auf den Namen der Mutter und die Tatsache, dass ich eine weitere Schwester habe, alles identisch.)

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mir ist etwas ähnliches passiert wenn auch nicht so extrem wie bei dir. Ein Mitschüler von mir, mit dem ich schon 2 Jahre zusammen Unterricht hatte und ich entwickelten recht plötzlich ein solches Band. Zuvor hatte ich nie viel mit ihm geredet aber an dem Tag wurden wir im Deutschunterricht einander zugeteilt. Wir sollten einander von unseren Hobbys und Interessen erzählen. Ich erfuhr das der seltsame Typ mit dem ich sonst nie etwas zu tun hatte sich für die selben Dinge interessiert wie ich.

Von diesem Zeitpunkt an verstanden wir uns praktisch blind. Wenn wir uns unterhalten mag das manchmal für Außenstehende wie Schwachsinn klingen aber wir beide verstehen uns. Weder ich noch er waren bis dahin besonders beliebt aber seitdem wir "zueinander" gefunden hatten waren wir es. Als wären wir beide unvollständig gewesen und der jeweils andere wäre das Gegenstück. Jetzt sind wir unzertrennliche Freunde streiten zwar manchmal aber das beruhigt sich immer ganz schnell wieder.

» OmarShamshoon » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,80 »


Für mich ist Seelenverwandtschaft absoluter Humbug, den sich Menschen ausdenken um mit dem Leben bessern klar zukommen oder sich Sachen erklären zu können. Der Gedanke, dass zwei Menschen füreinander bestimmt ist, kommt vermutliche einfach daher, dass sie sich gegenseitig aufgrund vom Äußeren, Interessen oder ähnlichem einfach anziehend finden.

Das Interesse ist dann einfach so groß, dass sie gleich alle möglichen Ähnlichkeiten sehen, obwohl diese gar nicht vorhanden sind und sie sich nur einbilden. Es gibt dann Leute in ihrem Bekanntenkreis die weit aus mehr Ähnlichkeiten mit einem selbst haben, aber man sieht das einfach nicht, denn man findet die Leute nicht annähernd so interessant, wie diese eine Person.

Seelenverwandtschaft ist also in meinen Augen reine Einbildungssache. Ich habe auch einige gute Freunde und sogar Lehrer, mit deinen ich befreundet bin und mich auch auf Anhieb gut mit ihnen verstanden hab, aber ich erkläre das nicht durch Seelenverwandtschaft.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meiner Meinung nach gibt es keine direkte Seelenverwandschaft in dem Sinne, dass zwei Seelen komplett verwandt sind und es vorbestimmt ist, dass sie zueinander finden. Es gibt höchstens eine Seelenverwandtschaft in dem Sinne, dass zwei Leute sich sehr ähneln, also die gleichen Ineteressen haben und die gleiche Meinung zu etwas. Das würde ich jedenfalls als Seelenverwandtschaft bezeichnen. Man kann auch mehrere Seelenverwandte hat. Das sind dann Leute, mit denen man sich einfach nur gut versteht, mit denen einem nie der Gesprächsstoff ausgeht.

» Ewariane » Beiträge: 319 » Talkpoints: -2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich störe mich irgendwie am Begriff Seelenverwandtschaft. Ich kenne diese Liebe auf den ersten Blick aber auch und kenne auch das Gefühl, dass man sich schon ewig kennen würde.

Als ich meinem Partner zum ersten Mal sah, haben wir uns beide verliebt. Als wir dann zusammen kamen, gab es eine sehr lustige Situation beim gemeinsamen Einkaufen. Dort war zwar Musik, aber absolut nichts, was wir beide gekannt hätten und auch nichts, was dem, was kam, ähnlich war.

Mein Verlobter dachte an ein Lied und genau in dem Moment summte ich es und so ist es heute immer noch. Wir verstehen uns auch ohne Worte. Ich denke, dass es das eben nicht sooft gibt und man das Glück dann auch festhalten muss. Wir sind uns sehr ähnlich und ich würde sagen, dass er mein Gegenstück ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Eines vorweg: Normalerweise zähle ich zu den Menschen, die eine eher wissenschaftliche Denke haben, die alles bewiesen haben müssen und an nichts einfach so glauben können. Dennoch bin ich von der Existenz von Seelenverwandtschaften absolut überzeugt, da ich selbst bereits eine solche erlebt habe (und noch immer erlebe). Wenn es allerdings an die Beschreibung dieser Bindung geht, stoße ich immer wieder an meine Grenzen.

Vielleicht kann man eine Parallele zur eben genannten "Liebe auf den ersten Blick" ziehen... aber auch das trifft es eigentlich nicht wirklich. Ich sehe es auch nicht als eine Verwandtschaft im Sinne von "Seelenfamilien", sondern einfach als eine ganz extreme Form von gleicher Wellenlänge, die eben noch weit über alles hinausgeht, was man als die normale Freundschaft auf Anhieb kennt. Für mich ist die Bindung in einer Seelenverwandtschaft auch stärker als eine Liebe, aber eben völlig unabhängig davon, weil sie auf einer ganz anderen "Ebene" stattfindet.

Für mich ist Seelenverwandtschaft ohne Frage eine Form von Liebe - aber eine ganz eigene. Wie es die Liebe in Beziehungen, zur Familie, zu Freunden etc. gibt, .so gibt es eben auch die Liebe zum Seelenverwandten ... als etwas Eigenständiges, das anderen Bindungen überhaupt nicht im Wege steht. Aber ich glaube, dass man das niemals so wirklich in Worte fassen kann. Es ist, als wollte man einem Kleinkind erklären, wie Verliebtsein ist - man kann sich den Mund fusselig reden, aber so wirklich verstehen wird das Kind es erst, wenn es selbst einmal verliebt ist. Fakt ist jedenfalls, wer einem Seelenverwandten begegnet, merkt das.

Selbst in großen Gruppen erkennt man jemanden, der einem so nahe steht, oft sofort. Und oft findet das gleichzeitig, bei beiden Personen, statt, auch wenn das erstmal ganz schön beängstigend ist, sich einem wildfremden Menschen plötzlich so "ausgesetzt" zu fühlen. Ich kenne es übrigens auch, dass so eine Art Gedankenverbindung besteht - ich habe es schon mehrfach gehabt, dass, wenn es meinem Seelenverwandten schlecht ging, das aus heiterem Himmel auch bei mir der Fall war und sich erst gab, wenn ich die Situation geklärt und so weit geholfen hatte, wie es in meiner Kraft stand.

Es klingt wirklich alles sehr esoterisch, das ist mir bewusst und nervt ein wenig. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich es besser formulieren soll.

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» JaJaVogel » Beiträge: 74 » Talkpoints: 42,09 »


Ich denke daran, dass sich zwei Menschen sehr ähnlich sind und sich überdurchschnittlich gut verstehen ist nichts mythisches. Ich glaube nicht an Seelenverwandtschaft, aus dem selben Grund aus dem ich auch nicht an ein Leben nach dem Tod oder auch nicht daran glaube, dass "zwei Menschen füreinander bestimmt" sind. Das hat für mich irgendwie so etwas "pseudo- religiöses", irrationales.

Ich glaube an dieser Anziehung, die du empfunden hast, beziehungsweise immer noch empfindest ist nichts magisches. Beziehungen zu anderen Menschen können jede emotionale Form annehmen. Das Spektrum reicht von extremer Liebe bis zur Selbstaufgabe bis zu grenzenlosem Hass mit Mordphantasien. Die Erfahrung, die du beschreibst ist daher nichts wirklich Ungewöhnliches, weil ich selbst auch schon einiges erlebt habe.

Die Freundschaft zu deiner ehemaligen Lehrerin ist anscheinend sehr intensiv und setzt dich dadurch auch manchmal emotionalem Stress aus. Das kenne ich nur allzu gut aus Beziehungen. In dem einen Moment glaubt man, dass man nicht glücklicher sein könnte und im nächsten ist man am Boden zerstört. Du musst wissen, ob es dir das wert ist. Und wenn du dich dafür entschieden hast, dann bleib dabei und leb damit, dass es manchmal "kracht".

Meiner Meinung nach solltest du dich aber nicht in eine diese Vorstellung von "Seelenverwandtschaft" stürzen. Es ist keinesfalls bewiesen, dass es so etwas wie eine Seele überhaupt gibt. Versuch einfach ein wenig vernünftiger an die Sache herangehen. Ich weiß, dass man manchmal das Gefühl hat, dass das Schicksal einen mit irgendwem zusammenführt, aber in meinem Fall hat sich das Schicksal dann auch schon das ein oder andere Mal geirrt. :wink:

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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