Geschwister, die wie Einzelkinder aufwachsen?
Der Altersunterschied zwischen meiner Schwester und mir beträgt fünf Jahre. Wenn man mich heute fragt, wie wir uns in unserer Kindheit und Jugend verstanden haben, dann sage ich eigentlich immer, dass von Verstehen nicht wirklich die Rede sein kann und wir an sich eher aufgewachsen sind wie zwei Einzelkinder. Der Altersunterschied war teilweise sehr schwierig, wir hatten völlig andere Interessenlagen und Freunde, befanden uns auf völlig unterschiedlichen Stufen der Entwicklung und hatten entsprechend wenig Interesse am Spiel mit dem Geschwisterkind, wobei meine kleine Schwester meist schon interessiert an mir war, ich das aber eher abblockte, weil ich nicht viel mit ihr anzufangen wusste.
Neben den Altersdiskrepanzen kamen auch noch Unterschiede in unserem Verhalten und Charakter hinzu, sie war eher der kleine Wirbelwind, während ich eher ruhig war und meist Dinge spielen wollte, bei denen es mehr auf Fantasie und Geschick, als auf Beweglichkeit und Schnelligkeit ankam. Wie dem auch sei, das Einzige, was wir hin und wieder konnten, war ausführliches streiten über Kleinigkeiten, ansonsten dürften wir die Kindheit des jeweils Anderen nicht wirklich bereichert haben.
Kennt ihr das auch, dass zwei Geschwister aufwachsen wie Einzelkinder? Wie war das mit euren Geschwistern? Und wie erlebt ihr das bei euren Kindern? Könnt ihr euch neben dem Alter weitere Punkte vorstellen, die derlei begünstigen? Wie würdet ihr vorbeugen, wenn ihr diese Schwierigkeiten bei Geschwistern beobachten könntet?
Ich kenne das aus meiner Kindheit auch. Mein Halbbruder ist fast elf Jahre älter als ich und obwohl wir in meiner frühen Kindheit teilweise im gleichen Haus aufgewachsen sind, war der Altersunterschied eben doch sehr groß. Ich nehme mal an, dass er mich als Baby schon irgendwie niedlich fand, aber so als präpubertärer Junge war sein Interesse an einem Kleinkind eben begrenzt und ich habe da natürlich in dem Alter auch nicht speziell nach gedrängt.
Später kam dann hinzu, dass er mit achtzehn ausgezogen ist und dann mehrere Jahre keinen sehr engen Kontakt mit meinen Eltern hatte. Zwar gab es durchaus Telefonate und er war auch bei Feiertagen und Familienereignissen anwesend, aber als Kind hatte ich eben auch noch keine Möglichkeit oder den Wunsch, unabhängig von meinen Eltern Kontakt zu ihm zu haben.
Als dann bei mir die Pubertät einsetzte, habe ich mich dann Ratsuchend an ihn gewendet, halb in der Hoffnung, er könnte mir in meinem Identitätsfindungsprozess helfen. Heute kann ich sagen, dass er, obwohl er durchaus bemüht war, den Kontakt aufrechtzuerhalten, er hat sich zum Beispiel ab und zu alleine mit mir getroffen und zu meinem Geburtstag immer liebe Päckchen geschickt, er als Mittzwanziger wohl einfach nicht so viel intime Verbundenheit mit einem Teenagermädchen empfand, was ja irgendwie auch nachvollziehbar ist.
Einen wirklich guten Kontakt haben wir dann erst ein paar Jahre später, als wir beide erwachsen waren, aufbauen können. Er besuchte mich und meinen Freund zusammen mit seiner Freundin übers Wochenende und es wurde ein wirklich schöner Besuch, bei dem wir uns alle gegenseitig als Erwachsene kennenlernten. Heute leben wir in verschiedenen Ländern, aber sprechen regelmäßig miteinander und besuchen uns gegenseitig so oft es geht.
Abgesehen von einem doch sehr signifikanten Altersunterschied spielte bei uns wohl auch eine große Rolle, dass wir eben unterschiedliche Mütter hatten. Zwar steht sich unsere Familie außergewöhnlich nahe zu seiner Mutter hatten wir zum Beispiel all die Jahre auch viel engeren Kontakt als zu ihm, aber wir haben eben doch nur teilweise im gleichen Haus gelebt. Hinzu kommt natürlich, dass Kinder einfach auch im Charakter unterschiedlich sein können. Ich kenne große Brüder, die komplett in ihre kleinen Schwestern verguckt zu sein scheinen, aber mein Bruder war das eben überhaupt nicht und konnte mit einem kleinen Mädchen als Jugendlicher wenig anfangen.
Ich weiß nicht, ob man solchen "Schwierigkeiten" unbedingt "vorbeugen" muss. Man kann Kinder nicht dazu zwingen, sich gut zu verstehen, selbst wenn es sich um Geschwister handelt. Natürlich ist es wichtig, dass innerhalb der Familie ein gewisser Hausfrieden herrscht und man sich gegenseitig mit Respekt und auch mit Verbundenheit behandelt, aber ich finde es nun nicht so schlimm, wenn Geschwister nicht die besten Freunde sind. Jedes Kind ist eben anders und nicht jeder findet zu jeder Zeit sein Glück in geschwisterliche Liebe. Das Beispiel von mir und meinem Bruder zeigt doch, dass sich diese Dinge später im Leben auch ändern können.
Meine Schwester und ich sind drei Jahre auseinander. Wir haben in unserer Kindheit miteinander gespielt und uns gezofft, so wie das sicherlich bei allen Geschwistern der Fall sein wird. Wir hatten teilweise die gleichen Interessen, teilweise ganz andere, so unterschiedlich wie unsere Charaktere eben auch sind. Im Teenialter wurde das dann schwieriger, mehr als einmal haben wir uns fast geprügelt und uns "gehasst" bis auf's Blut. Eine Zeitlang sind wir uns wirklich nur zu Hause über den Weg gelaufen, und das war oft schon zu viel.
Als Erwachsene verstehen wir uns heute wirklich gut, ich würde sagen, wir sind eigentlich mittlerweile die besten Freunde und können uns aufeinander verlassen, wir sind ehrlich zueinander, wohlwissend, dass die andere da mitunter auch mal was hört, das ihr nicht so gut gefällt. Alles in allem würde ich sagen, eine ganz normale Kindheit und Jugendzeit mit Höhen, Tiefen und allem, was dazu gehört.
Meine beiden Kinder trennen nicht nur 6 Jahre, sondern auch das Geschlecht. Eine große Schwester mit einem kleinen Bruder. Die beiden spielen an für sich gern zusammen, sie balgen sich, spielen ab und an friedlich miteinander, meistens ist es aber recht laut bei uns, und es wird viel getobt. Sie hat typische Mädcheninteressen wie Barbies, tanzen und solche Sachen, er liebt Autos und Spiderman über alle Maßen. Dennoch finden die beiden ein gemeinsames Level, af dem sie sich verstehen. Hat die Große Besuch, ist der Kleine nicht so gern gesehen, was aber auch verständlich ist. Wenn die Mädchen dann in ihrem Kinderzimmer Schminksalon spielen, hat der kleine Bruder nichts dabei verloren. Das wird aber umgekehrt irgendwann genauso sein.
Nur weil Kinder ein paar Jahre Altersunterschied trennen, heit das nicht zwangsläufig, dass sie aufwachsen wie Einzelkinder. Genauso wenig kann man zwingend davon ausgehen, dass Kinder, die fast gleichaltrig sind, unbedingt viel miteinander spielen müssen. Das hat wohl eher was damit zu tun, inwiefern zwei Kinder bereit sind, auf die Interessen des jeweils anderen einzugehen oder sie gar teilen.
Ein Teenie wird jetzt wahrscheinlich eher selten mit einem dreijährigen Geschwisterkind spielen wollen, aber eine bald Zehnjährige und ein bald Vierjähriger können das noch ganz gut miteinander. Zumindest bei uns klappt das.
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