Stören euch Anachronismen in Unterhaltungsliteratur?
Ich lese sehr viel zum Vergnügen, da kann auch mal ein nicht top recherchierter Mittelalter-Roman dabei sein, solange er halbwegs ordentlich geschrieben ist. Allerdings sind mir schon öfter kapitale Fehler aufgefallen, wenn Figuren im Buch mit Dingen umgegangen sind, die es damals entweder nicht gab oder die einer winzigen Oberschicht vorbehalten waren. Ich bemühe mich zwar, darüber hinweg zu lesen, aber meistens verdirbt mir derlei Schwachsinn schon ein bisschen den Spaß. Als Beispiele fallen mir Kartoffeln und Tomaten als Nahrungsmittel der alten Römer ein. Auch Baumwolle im Europa des frühen Mittelalters kann ich mir als Produkt für die breite Bevölkerung nicht vorstellen. Aber in manche Romane schleichen sich derlei Aussagen durchaus mal ein!
Ebenfalls genervt bin ich, wenn historischen Figuren moderne Motivationen und Sichtweisen sowie ein modernes Weltbild unterstellt werden, aber das kann ich noch eher verstehen. Es ist einfach unterhaltsamer, wenn Frauen stramm ihren eigenen Weg gehen, obwohl sie eigentlich in einer streng gegliederten Gesellschaft leben, in der es nur sehr wenig Möglichkeiten zur freien Gestaltung des eigenen Lebens gibt. Allerdings muss ich immer müde lächeln, wenn beispielsweise alles und jeder lesen und schreiben kann und Bücher besitzt, besonders in der einfachen Bevölkerung irgendwann um den Dreißigjährigen Krieg herum.
Wie geht es euch da? Lest ihr über solche Details hinweg oder bemerkt ihr sie gar nicht? Habt ihr euch schon öfter gefragt, wieso der Schinken überhaupt im Mittelalter spielt, wenn doch sowieso jeder macht, was er will? Habt ihr vielleicht noch weitere Beispiele für Anachronismen in Büchern, die auch Nicht-Historikern sofort ins Auge springen?
Natürlich stören solche "Ungereimtheiten", weil sie tatsächlich leicht zu korrigieren bzw. zu verhindern wären. Aber ehrlich gesagt fallen mir keine Beispiele von "erfahrenen" Autoren ein, in welchen solche Fehler eingebaut wären. Wobei man vielleicht entschuldigend dazu sagen kann, dass hier der Autor in erster Linie die Leser mit der Geschichte unterhalten und keinen historischen Exkurs geben wollte. Und wenn man sich ausschließlich auf die Handlung konzentriert, macht es eben nicht viel aus, solche Brüche zu überlesen.
Soweit ich weiß, sind mir keine oder nur wenige Anachronismen bisher untergekommen. Allerdings habe ich in den letzten Jahren wenig historische Unterhaltungsromane gelesen und davor wusste ich deutlich weniger über Geschichte als heute. Sofern mir Anachronismen auffallen, stören sie mich. Wenn sie aber die Motivation der handelnden Personen betreffen, bin ich nachsichtiger, obwohl ich mich frage, ob Geschichten vielleicht auch dann unterhaltsam wären, wenn man sie in der Hinsicht mehr historisch einfärbte. Das wäre natürlich keine einfache Aufgabe.
Bei allem ist natürlich die Frage, wie ernst sich der Roman selbst in seiner Historizität nimmt.
Ich lese auch gerne historische Romane, aber mir sind eigentlich keine groben Fehler bekannt. Zumindest in den Büchern, die ich bislang gelesen habe, sind mir keine Anachronismen aufgefallen. Natürlich kann es sein, dass ich darüber hinweg gelesen habe, weil ich auch immer recht schnell lese. Wenn mir aber mal etwas auffallen würde, was sicher nicht in die Zeit passt, dann würde es mich schon stören.
So manchen Fehler überlese ich bestimmt ohnehin, aber bei recht populären Sachen, wie die Beispiele mit Kartoffel und Tomate, würde es mich schon ärgern. Ich meine, ich habe großen Respekt vor der Recherchearbeit bei einem Historienroman; es gibt da ja so viele Dinge, sie man beachten und wissen muss und es kann immer passieren, dass mal eine Kleinigkeit nicht ganz korrekt ist.
Aber wenn es kapitale Fehler sind, macht das den Eindruck, der Autor habe sich da nicht gerade bemüht und es mit der Recherche sehr leicht genommen, wollte vielleicht hauptsächlich die Epoche als schöne Kulisse haben, ohne sich intensiv damit zu beschäftigen. Vor allem ist das Gefährliche, dass viele Leser diese falschen Details dann als authentisch abspeichern. Klar darf man historische Romane nicht wie Sachbücher behandeln, aber manchmal lernt man ja durch Historienromane durchaus dazu - und dann passiert es eben auch, dass man sich solche falschen Dinge einprägt.
Manchmal wird ja bewusst etwas verändert und dann im Nachwort vom Autor erklärt und richtig gestellt, das geht dann noch.
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