Sollten kleine Kinder eigene negative Erfahrungen machen?

vom 27.01.2013, 00:41 Uhr

Im Thread Ab wann darf sich ein Kind die Kleidung selbst aussuchen? wurde unter anderem vorgeschlagen, ein fünfjähriges Mädchen auch mal im Winter im Sommerkleidchen nach draußen zu lassen, damit sie begreift, was Kälte bedeutet. Ich halte das durchaus auch für richtig, bin mir aber bewusst, dass viele Eltern das anders sehen.

Ebenso verhielt es sich bei einem Bekannten, dessen kleine Tochter ständig jammerte, weil sie nicht genug Süßigkeiten bekommen hat- ihrer Meinung nach. Er hat dann irgendwann vorgeschlagen bzw.. gefragt, ob sie nur noch Süßigkeiten essen möchte. Natürlich wollte sie. Daraufhin bekam sie bei jeder Mahlzeit Süßigkeiten vorgesetzt, während sich ihre Eltern alles andere sichtlich schmecken ließen. Nach zwei oder drei Tagen hatte sie genug von ihren Süßigkeiten und war froh endlich wieder richtiges Essen zu bekommen. Soweit ich weiß gab es danach auch nie wieder eine Diskussion über Süßes.

Natürlich kann Kälte, ebenso wie ungesunde Ernährung für Kinder schädlich sein. Aber ist es nicht oft besser, Kindern einmal zu zeigen, wie es ist ihren Willen zu bekommen und sie selbst feststellen zu lassen, wie daneben sie mit ihren Wünschen liegen? Grade bei kleinen Kindern kann man dabei ja durchaus tricksen und zum Beispiel einen besonders kalten Wintertag wählen oder Süßigkeiten die in Massen einfach nicht schmecken und beim eigenen Essen übertrieben genießen.

Bei älteren Kindern kenne ich es, dass manche Eltern ihnen bewusst eine Zigarette geben und sie diese dann auch wirklich ganz rauchen sollen. Dann können sie mitreden bei ihren Freunden und haben selbst in sicherer Umgebung bemerkt, wie eklig Rauchen eigentlich ist. Auch beim ersten Alkohol halte ich ähnliches für sinnvoll. Es ist doch besser, wenn man nüchtern dabei ist, wenn der Sprössling sich so betrinkt, dass er nicht mehr weiß wie er ins Bett gekommen ist und am nächsten Tag die Nebenwirkungen spürt, als wenn man sein Kind irgendwann in der Notaufnahme abholen muss.

Wie seht ihr das? Lasst ihr euren Kindern auch manchmal ihren Willen und sie bewusst schlechte Erfahrungen machen? Oder haltet ihr so etwas für unverantwortlich?

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich sehe das in gewissem Maße genauso wie du. Kleine Kinder sollen ruhig eigene (auch negative) Erfahrungen machen, um die vorgegebenen Regeln und Verbote der Eltern überhaupt nachvollziehen zu können. Allerdings natürlich alles in einem gewissen Rahmen. Mit ein paar Tagen übermäßig Süßigkeiten und ein bisschen Kälte schadet man niemandem. Auch mal verletzen durch zu viel Risiko beim Spielen oder dem Fassen auf die heiße Herdplatte ist in gewissen Maßen in Ordnung. Der Erwachsene muss dabei aber immer die Situation überblicken können.

Bei dem Rauchen und dem Trinken ist das schon so ein Diskussionsthema. In dem Alter, in dem Kinder so etwas ausprobieren, ist es meist uncool, so etwas mit den Eltern zu besprechen. Da sollte man die Kinder auch langsam wirklich selbst ihre Wege gehen lassen. Die Elternrolle ist hier meiner Meinung nach, beim ersten Vollrausch trotzdem für das Kind da zu sein und beispielsweise anzubieten, es jederzeit irgendwo abzuholen. Trotzdem halte ich es bei den Themen Rauchen und Alkohol für richtig, dass die Eltern auf die Risiken hinweisen und es nicht unterstützen.

» Sunaika » Beiträge: 323 » Talkpoints: 3,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Natürlich sollten Kinder auch selbst schon negative Erfahrungen machen, sie müssen es sogar. Einiges begreift man eben nur dann, wenn man es auch selber schon erfahren musste. Man sollte dabei aber auch ganz klar Grenzen setzen, die Gesundheit und Unversehrtheit geht dabei vor. Das mit dem rauchen und trinken finde ich aber sehr gut. So etwas eskaliert ja häufig in Komatrinken und endet dann leider in der Intensivstation des Krankenhauses. Da ist es doch viel besser, wenn der erste richtige "Absturz" kontrolliert und unter Aufsicht erfolgt. Es kann nichts passieren und wenn die Kinder dann mal mit ihren Freunden unterwegs sind, dann werden sie doch verstärkt den Alkoholkonsum etwas reduzieren.

Schlechte Erfahrungen gehören mit zum Leben dazu, um daraus zu lernen und die Zukunft besser gestalten zu können, und deswegen halte ich es für sehr gut die Kinder auch mal mal schlechte Erfahrungen machen zu lassen. Quasi als Schutzfunkton und nur zu ihrem besten. Das darf dann allerdings nicht aus dem Ruder laufen.

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» marc25341 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich finde auch, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen müssen, auch Negative! Als Eltern kann man seine Kinder nicht vor allem Negativen bewahren und ich finde es auch nicht richtig, dieses zu versuchen.

Wichtig ist es meiner Meinung nach jedoch, dass man immer für die Kinder da ist und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht und unterstützt. So können sich Kinder entfalten ohne Angst haben zu müssen, dass sie alleine sind, wenn sie mit den negativen Erfahrungen nicht klar kommen. Außerdem empfinde ich es als sehr wichtig, dass in der Familie viel kommuniziert wird.

Wenn Kinder die ersten Erfahrungen mit Alkohol und Zigaretten machen, dann machen die meisten dies im Freundeskreis und ohne es die Eltern wissen zu lassen. Für mich als Mama, wäre es dann wichtig, mit dem Kind über seine Erfahrungen und Gefühle, nach dem Konsum (wenn ich davon erfahre), in ruhigem sachlichem Ton zu reden.

» Moira24 » Beiträge: 80 » Talkpoints: 1,97 »



Wenn sie die sammeln sollten, dann nur im harmlosen Bereich und nichts, wo sie zu Schaden kommen könnten. Manche Kinder stürzen aus dem offenen Fenster oder verbrühen sich mit heißem Öl. Das ist keine Erfahrung sammeln, sondern kann schnell einen letalen Ausgang haben. Ich denke, am besten ist, als Elternteil mit den Kindern viele mögliche Gefahren durchzuspielen und mündlich zu erklären. Auch kann man den Kindern das offene Fenster zeigen und sagen, wenn sie dort hinaufklettern, dass sie auch sehr tief hinunterfallen könnten. Aufklärung auf jeden Fall, aber keine körperlich-schmerzhafte Eigenerahrungen sammeln lassen. :twisted:

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Natürlich sollte man sein Kind weder mit heißen Öl übergießen noch aus dem Fenster klettern lassen, um zu demonstrieren was heiß und hoch bedeutet. Es ging mir auch nicht darum, dass man Kinder ins offene Messer laufen lässt, sondern das man auch bei kleinen Kindern den Wünschen der Kindern nachgibt, wenn sie etwas anders sehen als man selbst. Wie in dem Beispiel im anderen Thread mit der Sommerkleidung im Winter. Dabei würde ich auch morgens entsprechend Zeit einplanen, um doch wieder in die Wohnung zu gehen und sich umzuziehen und das Kind dann nicht zwingen länger so herumzulaufen.

Ich habe es einige Male von kleinen Kindern erlebt, dass sie aufgrund von eigenen Erfahrungen etwas entschieden haben und dies durchaus vernünftig war. Dahinter standen eigentlich immer Eltern, die nicht nur gesagt haben, dass etwas heiß, kalt, glatt, süß, ungesund oder gefährlich ist, sondern ihren Kindern auch ermöglicht haben diesbezüglich eigene Erfahrungen zu machen. Aber natürlich gehört auch vernünftiges Zeigen und Erklären hinzu.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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