Schämen sich kleinere Kinder weniger?

Ich habe eine kleine Schwester und liebe sie über alles. Ich versuche jeden Tag mit ihr zu spielen und es macht auch wirklich sehr viel Spaß, wenn ich mit ihr spiele. Wir sind oft zusammen und unternehmen auch viel zusammen, wir verstehen uns einfach gut.

Wenn wir zusammen draußen sind, dann amüsieren wir uns auch immer köstlich. Das liegt Größtenteils daran, weil wir beide, wenn wir zusammen sind, jeden Unsinn machen und uns auch vor nichts schämen. Da ich der ältere von uns Beiden bin, ziehe ich manchmal die Grenze, da ich mich entweder zu sehr schäme oder es einfach zu weit geht. Meine Schwester ist aber meistens diejenige, die sich überhaupt nicht schämt und sie würde wirklich sehr viele Sachen machen. Sie ist momentan acht Jahre alt und manchmal habe ich das Gefühl, dass sie überhaupt keine Scham kennt. Ist das etwas Normales bei kleineren Kindern? Also das sie sich überhaupt nicht schämen oder nur sehr wenig.

Mich würde interessieren, welche Situationen du konkret meinst. Also in welchen Bereichen du eben findest, dass deine Schwester keine Scham kennt. Geht es darum, dass ihr irgendwelche Streiche machen wollt, indem ihr Leute erschreckt oder was auch immer, oder meinst du eher die Scham vor einem intimen Bereich? Im ersten Punkt denke ich, dass ein achtjähriges Mädchen durchaus eine eher geringe Schamgrenze hat im zweiten Bereich ist die Schamgrenze in diesem Alter eigentlich schon recht vorhanden.

Wenn Kinder zusammen sind, man Streiche spielt, davon gehe ich aus, wenn von draußen die Rede ist, ist es nun einmal so, dass es ab einem bestimmten Punkt beginnen kann, übermütig zu werden und somit Grenzen erst einmal egal sind. Mit Schämen hat es meiner Ansicht weniger zu tun, sondern ist eher ein typisch kindliches Verhalten, was einfach zur Entwicklung dazu gehört.

Ansonsten ist es grundsätzlich so, dass Kinder ja von Geburt an im Grunde in einer begrenzten Welt aufwachsen. Würde man sie so sein lassen, wie sie sind, sich von allein durch die Entwicklung lassen würde, hätten sie in der Tat kaum ein Schamgefühl. Scham entwickelt sich mit der Zeit und vor allem mit der Wirkung von außen, mit dem Einfluss von außen und durch das Setzen von Grenzen. Wie oft hört man als Kind Sätze wie "Das macht man nicht!" und auch andere Dinge werden ausgeblendet, nicht wahr beziehungsweise nicht ernst genommen werden und so weiter. Auch Dinge, was andere über das eigene Verhalten, also Moral, werden angesprochen, um einen Kind die Grenzen hin und wieder aufzuzeigen.

Scham ist etwas, dass meiner Meinung nach zum allergrößten Teil anerzogen ist. Sowohl die sexuelle Scham, als auch die Scham in unangenehmen Situationen. Kinder lernen von Geburt an stetig, was sich gehört und was nicht. Sie werden gemaßregelt, erzogen, getadelt und schauen sich vieles bei Erwachsenen ab. Manches davon ist sinnvoll, da man ab einem gewissen Alter natürlich seine Genitalien nicht mehr öffentlich zur Schau stellen sollte und es auch nicht darf. Ebenso machen gesellschaftliche Regeln Sinn, die einen lehren anderen nichts zu stehlen, nichts zu zerstören, andere nicht zu belästigen, zu beleidigen oder ähnliches.

In manchen anderen Bereichen hingegen wird Kindern auch oft ein falsches Schamgefühl anerzogen. Warum "muss" man sich schämen, wenn man auffälliger aussieht, einen Fehler macht oder sich nicht immer der Mehrheit anpasst?