Schulaufgaben für andere machen, moralisch vertretbar?

Ich bin ja nun bald mit der Schule fertig und habe im Rückblick festgestellt, dass es einige Dinge gibt, die meine Eltern niemals erfahren dürften. Wie zum Beispiel, dass ich meiner kleinen Schwester ab und zu Deutschtexte schreibe, die sie ja eigentlich machen muss, weil es schließlich ihre Aufgaben sind. Ich bin aber begabter als sie in formulieren, deswegen schreibt sie mir Stichpunkte auf, die ich dann für sie als Text formuliere.

Eigentlich ist das unfair gegenüber ihren Mitschülern, aber wenn sie mich fragt, schreibe ich ihr trotzdem die Texte. ich finde auch, dass da eigentlich nichts dabei ist, weil ich das ja auch nur etwa alle drei Wochen mal mache, und dann auch immer nur ein Text, sodass sie den Großteil der Texte auch selbst schreibt.

Kennt ihr das? Habt ihr schon einmal Hausaufgaben für andere gemacht oder andere für euch? Findet ihr, dass das moralisch vertretbar ist oder meint ihr, dass das total unfair und gemein ist?

Ich habe zu meiner Zeit auch Hausaufgaben für andere gemacht oder mit ihnen Hausaufgaben getauscht. Warum soll man sich das Leben auch unnötig schwer machen. Ich habe auch dem Sohn einer Freundin schon ausgeholfen und ihm englische Texte umgeschrieben, weil er sich schwer tat und im Abschlussjahr war und eine Ausbildungsstelle suchte, für die er eh kein englisch brauchte. Ich habe aber auch da gesagt, dass ich die Fakten haben will und maximal ausformuliere.

Das tut ja deine Schwester auch, was heißt, dass sie immerhin dran arbeitet und auch was dabei lernt. Im Grunde machst du ja nur ein wenig Kosmetik. Außerdem tut es den Mitschülern doch nicht weh, denn ihre Noten werden ja nicht schlechter, nur weil du deiner Schwester hilfst. Ich denke in zehn Jahren oder so, werden auch deine Eltern darüber lachen, wenn ihr es dann mal erzählt.

Ich finde das in Ordnung. Ich habe meiner Schwester früher auch ab und zu einmal die Aufsätze geschrieben, wenn sie stark genug gejammert hat und zu lange gebraucht hat. So waren wir schneller fertig und konnten ins Schwimmbad.

Meiner Banknachbarin habe ich regelmäßig bei Klassenarbeiten die Kommafehler verbessert, indem wir die Hefte heimlich ausgetauscht haben. Ich finde das nicht so schlimm, solange keiner damit unter irgendeinen moralischen Druck gesetzt wird. Schule soll man nicht so Bierernst nehmen.

Grundsätzlich finde ich es nicht unbedingt unmoralisch, die Hausaufgaben für Andere zu erledigen, auch wenn ich mich bei regelmäßiger Tätigkeit in diese Richtung ohne entsprechende Gegenleistung oder Vorteil vermutlich auch fragen würde, worin für mich der Sinn in diesem Mehraufwand liegt - das ist bei Geschwistern oder engen Freunden aber vermutlich außer Acht zu lassen. Wie dem auch sei, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, wer also meint, sich die Hausaufgaben regelmäßig von einem Anderen erledigen lassen zu müssen, trägt auch das das Risiko, in einer Situation, in der er auf sich alleine gestellt ist, die Früchte des Misserfolgs zu ernten. Unfair gegenüber den anderen Schülern in einer Klasse ist es auch nur bedingt, immerhin wird deren Note nicht schlechter, weil ein Schummler eine gute Leistung erzielen konnte.

Gerade in deinem Fall bin ich aber ein bisschen zwiegespalten. Ich weiß nicht, wie alt deine Schwester ist, je nach Alter wäre es aber angebracht, verantwortungsvoller zu handeln, und ihr auf die Dauer zu helfen, anstatt sie in dieser Komfortzone verweilen zu lassen. Wäre es nicht sinnvoller, wenn sie die Texte schreibt und du sie nur noch einmal durchsiehst? In deinem Beitrag klingt alles nach einem gelegentlichen Arrangement, das halte ich für weitgehend unproblematisch, ich bin aber grundsätzlich der Meinung, dass es besser ist, in solchen Fällen Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, anstatt aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft in die Bresche zu springen.

Oh ja, ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern. Meine Freundin sollte man ein Bild malen und ist da auch weniger begabt. Ich habe ihr es dann gemalt und sie war total glücklich über ihre 1. Die Lehrerin war irgendwie auch total überrascht, wie sie das gemacht hat. Aber das war nur das eine Mal.

Eigentlich darf man das nicht machen. Es geht ja darum, dass man selbst etwas lernt oder übt. Gerade wenn man nicht so begabt ist, sollte man erst recht üben. Aber dennoch wird es immer wieder passieren, dass Schüler ihre Hausaufgaben nicht selbst machen. Rechtlich gesehen ist es sogar strafbar, denn man darf fremdes geistiges Eigentum nicht als eigenes verwenden. Letztlich lernt man als Schüler aber daraus und solange man weiß, dass es nicht richtig ist, ist das das wichtigste. Es sollte auch im Rahmen bleiben, denn den Schulabschluss sollte man schon aus eigenen Kräften schaffen, später im Beruf hat man auch niemanden, der einem hilft.

Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn man seinen Geschwistern so hilft. Viele dieser Hausaufgaben wurden früher benotet oder man konnte sie abgeben und gerade in Physik hätte ich ohne die Lösungen meines Bruders, der mir das zwar immer aufgeschrieben und erklärt hat, so manche schlechte Note bekommen. Bei einer Hausaufgabe hatte ich als Einzige eine Lösung und konnte dann dank meinem Bruder eine 1 bekommen. Verstanden hatte ich es dank ihm auch viel besser und alleine wäre ich nie auf eine Lösung gekommen.

Übung ist schon wichtig, aber gerade bei so Sachen wie Aufsätze schreiben ist es eben eine Sache, ob man es kann oder eben nicht. Wenn man es nicht kann, wird man es nur schwer lernen können. Der Umgang mit Worten ist etwas, was nicht mal eben in der Schulzeit so nebenbei erlernt werden kann. Ein gewisses Talent gehört da nun mal dazu und da ist es ganz gut, wenn man eben ein bisschen Hilfe bekommt, wenn man das Talent nicht hat.

Ich selbst habe noch nie Hausaufgaben für andere gemacht. Genauso wenig hat jemand für mich Hausaufgaben gemacht. Ehrlich gesagt, wäre ich auch gar nicht auf die Idee gekommen, jemanden darum zu bitten, dass er meine Hausaufgaben für mich macht. Außerdem wüsste ich auch keine Person, die ich hätte fragen können. Immerhin fände ich es doch ziemlich blöd, meine Klassenkameraden darum zu bitten. Und Freunde, die älter waren als ich, hatte ich nicht. Von daher wäre das auch gar nicht gegangen, zumal ich auch keine älteren Geschwister habe.

Ich wurde ebenfalls noch nie gefragt, Hausaufgaben für andere zu machen. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich da auch gar nicht eingewilligt. Immerhin hatte und habe ich immer genug zu tun, so dass ich gar nicht die Zeit hätte, auch noch die Hausaufgaben für jemand anders zu machen.

Würde ich jedoch etwas dafür bekommen, dass ich die Hausaufgaben für jemand anders machen, würde ich mich vielleicht einverstanden erklären, obwohl ich selbst viel zu tun hätte. Dabei müsste aber eben auch genügend für mich selbst rausspringen, damit ich das auch wirklich machen würde.

Ich denke, dass es nichts Schlimmes ist, wenn man die Hausaufgaben für jemand anders macht oder jemand anders die Hausaufgaben für einen selbst macht. Immerhin haben so beide Seiten etwas davon. Der eine hat seine Hausaufgaben somit fertig und der andere bekommt eine Belohnung dafür.

Ich denke, dass es manchmal sogar ganz hilfreich sein kann, wenn jemand die Hausaufgaben für einen selbst erledigt. Immerhin ist es ja manchmal wirklich so, dass man die Hausaufgaben einfach nicht versteht und selbst nicht weiterkommt. Hat man jemanden, der die Hausaufgaben für einen selbst gemacht hat, sieht man so auch, wie die Lösung wäre und weiß so also auch, wie er beim nächsten Mal vorgehen muss.