Film: Die Altkleider-Lüge- wie Spenden zum Geschäft werden

vom 14.01.2013, 22:18 Uhr

In einem anderen Thread ging es kürzlich um Altkleider. Dort und auch allgemein in der Bevölkerung scheinen viele Leute der Meinung zu sein, dass Altkleider-Sammlungen dazu dienen Bedürftigen die Kleidung zur Verfügung zu stellen. Die Realität sieht jedoch anders aus, wie zum Beispiel der Film "Die Altkleider-Lüge - wie Spenden zum Geschäft werden" zeigt.

Es fängt in der Regel damit an, dass die Kleidung aus den Spendencontainern der Wohlfahrtsverbände niemals jemand von den Mitarbeitern (bzw. Ein-Euro-Jobbern) dort in die Hände bekommt. Es sind professionelle Firmen, die sich um die Betreuung und Leerung der Container kümmern. Diese zahlen zwar eine geringere Gebühr an das RoteKreuz, Samariterbund und ähnliche Organisationen, die ihr Logo auf den Container platzieren, doch im Vergleich zu dem was später mit der Kleidung verdient wird, ist das äußerst gering.

Die Realität der Kleiderspenden sieht dann so aus, dass diese nach Qualität, sowie Bekleidungsart sortiert wird und dann säckeweise verkauft wird. Wer nun meint, dass Kleiderspenden, die in Sozialkaufhäusern vor Ort abgegeben werden anders aussieht, dem kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass auch dort Überschüsse weiterverkauft werden. Ebenso wird nicht mehr brauchbare Ware schonungslos vernichtet.

Man kann nun natürlich meinen, dass auch in Osteuropa und Afrika Menschen von den Kleiderspenden leben, doch das sind nicht die Armen sondern Unternehmen, denen die arme Bevölkerung ziemlich egal ist. Zudem zerstören Altkleider die einheimische Produktion. Ganz abgesehen davon, dass die Welt und Umweltverschmutzung durch unseren großen Konsum auch nicht besser wird.

Ist euch dies alles bewusst? Vermeidet ihr deshalb Altkleidercontainer? Oder ist es euch egal und die Container sind eine kostenlose Möglichkeit alte Klamotten los zu werden ohne die eigenen Mülltonne zu belasten?

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Den oder einen anderen habe ich auch gesehen. In Afrika heißt die Waren MITUMBA und dort geht die Textilindustrie zu Grunde, weil sie zu teuer produziert. Was passiert ist, dass die Leute keine Arbeit mehr haben und kein Geld. So, der Preis war weniger das Problem, sondern die Qualität. MITUMBA, oder Altkleider aus Deutschland, sind oft teure Marken, aus denen die Besitzer herausgewachsen sind. Sie werden unter dem Preis der afrikanischen Textilien verkauft und erregen schnell das Interesse. Kurz gesagt, Deine Altkleiderspende, ruiniert den dortigen Produktionsstandort und macht die Leute zu arbeitslosen, aber anspruchsvollen Luxusmarkenkäufern.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich weiß das seit einigen Jahren, dass die Kleidung aus dem Container andere Wege geht, als man meinen mag. Allerdings kommt da von mir gar nichts rein. Ich selbst nutze aussortierte Kleidung noch für andere Dinge und wenn sie nur als Putzlappen enden. Dazu macht die Schule meiner Töchter nun jährlich eine Altkleidersammlung, was ja Geld einbringt.

Da wissen wir aber, dass gute Kleidung noch weiterverkauft wird. Was nicht mehr als Kleidung genutzt werden kann, kommt in die Industrie über Dämmstoffe. Ich habe dabei auch kein schlechtes Gewissen, da wir in Deutschland genug eigene Probleme haben, um die man sich kümmern muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich nutze diese Altkleidercontainer eigentlich recht oft, wenn ich ehrlich bin. Ich habe so viele Klamotten, die echt noch gut in Schuss sind und die ich daher ungerne wegwerfen möchte. Ich habe zwar auch schon davon gehört, dass die Altkleider eigentlich nicht wirklich den Bedürftigen zugute kommen, aber irgendwie habe ich das Thema dann auch immer wieder verdrängt und dachte mir, dass es immerhin besser ist, als die Sachen wegzuwerfen. Ich gebe auch öfter Kleidung in einer Kleiderbörse für sozial schwache Familien an. Dort habe ich aber auch gesehen, dass die Kleidung dann auch wirklich weitergegeben wird.

Dass durch das Benutzen der Altkleidercontainer die einheimische Produktion zerstören, war mir bisher aber echt noch nicht bewusst. Ich habe mir jetzt auch den Titel der Reportage aufgeschrieben und werde den Film auf jeden Fall bei Gelegenheit mal anschauen. Zukünftig werde ich mir dann wahrscheinlich mehr Gedanken darüber machen, wohin ich meine alten Kleider gebe, die ich nicht mehr tragen möchte. Ich denke, dass diese Umstände den meisten Leuten echt nicht bewusst sind. Der Großteil ist fest davon überzeugt, mit der Kleiderspende etwas gutes zu tun und anderen damit zu helfen.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



@MeL.G Den Film findest du bei youtube. Ist auch nicht allzu lang. Die Altkleider werden in Säcken aus Deutschland für kleinste Beträge verkauft. Dann verdienen natürlich auch in Afrika und Osteuropa Menschen daran, indem sie die Sachen teurer weiterverkaufen. Letztendlich unter dem Produktionswert für neue einheimische Kleidung, so dass es auf Dauer billiger ist, gebrauchte Kleidung einzukaufen. Das zerstört natürlich auch Arbeitsplätze. Und so werden die Armen immer Ärmer und die Länder bleiben weiterhin von der westlichen Welt abhängig.

Es gibt auch in Deutschland genügend Menschen, die gebrauchte Kleidung tragen. Dafür muss man gar nicht mal in soziale Einrichtungen gehen. Meistens gibt es in seinem Umfeld sogar entsprechende Freunde, mit denen man zum Beispiel tauschen kann. Alternativ könnte man auch einfach zum nächsten Asylbewerberheim gehen.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe mich darüber gerade vor Kurzem mit einer Freundin unterhalten. Der Anlass war eine Meldung im Radio, über die Festnahme einer Bande, die eine ganze Menge illegaler Kleidercontainer aufgestellt hatte. Wir haben uns schon gewundert, dass man mit alten Kleidern anscheinend so viel Geld verdienen kann, dass sich die Anschaffung von Containern und die kontinuierliche Überwachung der Container (man will ja nicht, dass der illegale Container auffällt weil er überquillt und sich jemand deshalb bei der Stadt beschwert) lohnt. Die legitimen Anbieter haben ja Möglichkeiten das erst mal durch Spenden zu finanzieren und mit billigen oder gar kostenlosen Arbeitskräften zu betreiben, das fällt bei den illegalen Anbietern ja sicher weg.

Dass das Ganze ein reines Geschäft ist und, dass man nicht erwarten kann, dass der gute Mantel, den man in den Kleidersack gesteckt hat, einem armen, frierenden Menschen zu Gute kommt, ist mir schon lange klar. Ich habe vor einigen Jahren mal eine Firma für Dämmstoffe besichtigt und da standen in einer Halle massenweise Kleidersäcke herum. Diese Säcke kauft die Firma vom roten Kreuz und sie werden tatsächlich erst geöffnet wenn die Kleidung auf ein Fließband gelegt wird, das sie zu einem Reißwolf transportiert.

Ich sehe Kleidercontainer und Kleidersammlungen deshalb einfach als fachgerechte Entsorgung, genau wie ich eine Plastikflasche eben in den Plastikmüll stecke oder das Altpapier sammle, bis es wieder abgeholt wird. Wenn jemand ein paar Cent an meinem alten T-Shirt mit Loch verdient finde ich das in Ordnung, schließlich ist die Entsorgung für mich ja kostenlos, während für den Anbieter erst mal Kosten entstehen.

Für Kleidung, die noch schön und tragbar ist, suche ich im Bekanntenkreis neue Besitzer oder ich suche dafür einen anderen Verwendungszweck. Bevor ich Kleidung im Kleidercontainer entsorge entferne ich auch schon mal Knöpfe oder solche Sachen. Die werden beim Recycling eh weggeworfen und da ich Nähe kann ich sie eventuell für ein Projekt gebrauchen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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