Findet Ihr manche Verbrecher auch irgendwie sympathisch?

Der aktuelle Dschungelcamp-Kandidat Arno Funke ist jemand, den ich persönlich irgendwie sympathisch finde, weil er auch durch diese trickreiche Jagd, die er sich mit der Polizei damals geliefert hat, bekannt wurde. Auch medial wurde er eher als liebenswerter Gauner präsentiert. Das trifft durchaus noch auf andere Fälle zu; ich habe etwa mal eine Doku gesehen, wo es um ein Trio ging, das Geldtransporter überfallen hat und sich mit dem Geld dann - bis zur Verhaftung - ein schönes Leben machte. Da war auch eher ein bewundernder Grundtenor zu spüren und keine moralische Verurteilung.

Nun handelt es sich ja um Taten, die natürlich illegal sind und wo die Betreffenden auch meist ihre Strafe erhalten haben, aber es war meist nur ein finanzieller Schaden, der entstanden ist. Für viele solche Gaunereien haben Menschen eine gewisse Sympathie, weil es da mal jemand den „reichen Baken“ gezeigt hat oder die Polizei „ausgetrickst“ hat. Nicht umsonst waren Filme, wie die Olsenbande-Reihe, auch so erfolgreich, weil man eben irgendwie mit den Leuten sympathisiert, auch wenn es Unrecht ist und man das nicht selbst tun würde. Findet Ihr auch manchmal gewisse Verbrecher irgendwie sympathisch, weil sie so etwas Aufmüpfiges symbolisieren?

Verbrechen ist ja ein weitreichender Begriff. Es gibt zum Beispiel auch Menschen wie Paul Watson, mit dem ich durchaus sympathisiere, gegen die aus fragwürdigen Gründen immer wieder ermittelt wird. Oder sie werden aus unerfindlichen Gründen plötzlich nachdem sie viele Jahre durch die Welt gereist sind in Deutschland verhaftet.

Bei Überfällen, Raub, Erpressung und vielen anderen Straftaten sind in der Regel auch völlig Unbeteiligte betroffen. Auf jeden Fall aber Polizisten, die und deren Familien um ihr Leben fürchten, weil irgendein Irrer meint sich bereichern zu müssen. Und die Polizei macht es letztendlich auch nur ihren Job.

Ich verstehe was Du meinst, mir geht es bei Arno Funke genauso, ich finde ihn sehr sympathisch. Ich fand ihn schon damals gut, als er die Dagobert-Show gemacht hat, ich habe ihm irgendwie immer die Daumen gedrückt, dass er es schafft, die Polizei ein weiteres Mal aus zu tricksen.

Generell muss ich sagen, dass ich es nicht verwerflich finde, wenn man mit einem Verbrecher sympathisiert. Ein Kapitalverbrecher ist für mich ohnehin nicht automatisch ein böser Mensch, es sei denn, er bereichert sich an Menschen, die selbst nicht viel Geld haben. Den meisten Bankräubern, die Gewaltfrei agieren, drücke ich hingegen meist sogar die Daumen, dass sie es schaffen unerkannt zu bleiben.

Verbrecher sind auch nur Menschen und oft gibt es sogar nachvollziehbare Gründe, die zum Verbrechen geführt haben. Ich finde es ehrlich gesagt auch gut, dass man "Dagobert" nicht versteckt, sondern ihm sogar die Möglichkeit gibt, öffentlich im Fernsehen aufzutreten.

Ich finde Verbrecher absolut unsympathisch, natürlich nun nicht jemand, der seine Steuern hinterzieht, aber wenn jemand anderen Menschen Gewalt antut, dann kann ich so einen Menschen nicht mehr sympathisch finden und dazu gehört für mich auch Erpressung. Es hat jeder eine zweite Chance verdient, aber das muss ich dann auch sehen. Wenn man den Eindruck hat, dass sich nach der Haft nichts gebessert hat, dann ist der Mensch mir auch nicht sympathisch.

Sicherlich gibt es aber immer wieder Verbrecher, die gut reden können und so die Leute um den Finger wickeln können. Mir fallen da auch andere Verbrecher ein, nicht mal nur Herrn Funke. Schlimmer ist es da aber durchaus, wenn es sich dabei um Mörder handelt. Da quatschen ja auch viele und haben dann noch ihre Anhänger, obwohl man weiß was passiert ist. So etwas finde ich wirklich psychisch gesehen sehr bedenklich.

Der Dagobert-Verbrecher hat durchaus Angst und Schrecken und damit so etwas wie Terror verbreitet. Man mag es sich kaum vorstellen, wie es wäre, wäre man mit seinem Kind im September 1992 in dem Kaufhaus in Hannover, wo während der Öffnungszeiten eine Bombe im Fahrstuhl explodierte. Verletzt wurde niemand, lautet hier die lapidare und leichtfertige Meldung.

Was, wenn das ein Kind miterlebte und nun Angststörungen entwickelte. Wer so etwas miterleben muss, glaubt nicht an einen modernen Robin Hood. Nichtsdestotrotz lasse ich jedem Menschen seine eigene Meinung. Wer kriminelle Subjekte anhimmeln und sich deren Taten schönreden muss, soll das gerne tun. Ich verurteile diesbezüglich niemanden, zeige mich tolerant.

Ob ich manche Verbrecher sympathisch finde? Weiß ich nicht. Grundsätzlich haben Straftaten von anderen Menschen doch nichts mit mir als Person zu tun. Wenn jemand gegen das Gesetz verstößt, aber mir zuvorkommend, aufgeschlossen, freundlich und auch respektvoll ist, kann ich die Person auch sympathisch finden. Jemanden gezielt wegen seinen Straftaten sympathisch finden kenne ich jedoch nicht, das ist mir noch nicht passiert.

Für wirkliche und knallharte Verbrecher, da kann ich wenig Sympathie entwickeln. Ich glaube, man müsste sich auch etwas das Delikt des- oder derjenigen mal näher betrachten und wahrscheinlich auch zwischen Verbrechern und Ganoven unterscheiden. Denn gerade die genannte Olsenbande, das sind doch keine schlimmen Verbrecher, sondern eher tollpatschige Kleinkriminelle.

Ich finde diese Frage schwierig zu beantworten. Denn dazu müsste man ja einen Verbrecher einigermaßen "kennen", um ihn oder sie sympathisch oder unsympathisch zu finden. Ich persönlich bin kein Mensch, der einen anderen Menschen nur wegen einem Foto oder einer kurzen Szene in den Nachrichten in Kategorien wie "sympathisch" oder "unsympathisch" zu stecken. Dazu muss ich eine Person schon näher kennen, sie mehr beobachten können und auch mal mit ihr gesprochen haben.