Uninteressante abgeschlossene Ausbildung, was jetzt?
X hat leider mangels Interesse an seinem erlernten Beruf noch eine zweite Ausbildung angefangen, wo er allerdings am Ende der Probezeit die Kündigung bekommen hat. Seine erste Ausbildung hat er in einem Berufsbildungswerk gemacht, und zwar als Raumausstatter. Das wurde damals vom Arbeitsamt gefördert und war eine etwas kurzentschlossen Entscheidung von X. Danach hat er beschlossen auf der Fachoberschule die Fachhochschulreife zu bekommen, was dank einer Rechenschwäche von X leider daneben gegangen ist. Anschließend war er mehr als zwei Jahre lang arbeitslos, und hat schließlich eine neue Ausbildung zum Elektriker angefangen.
In dem Betrieb in dem er diese Ausbildung begonnen hat, hat er vorher bereits einige Monate als Aushilfe gearbeitet, so dass er jetzt insgesamt etwa ein halbes Jahr dort beschäftigt ist. Innerhalb dieses Zeitraumes hat er allerdings nicht wirklich etwas gelernt, sondern nur Zureich-Arbeiten und Botendienste erledigt. Dann kam es auch noch zu einem Arbeitsunfall der zu drei Wochen Krankenstand geführt hat. Kurze Zeit später ist X dann auch noch von einer schlecht gesicherten Leiter gestürzt, weitere zwei Wochen krank geschrieben, eine Woche später kam dann auch die Kündigung.
In seinem erlernten Beruf (und allgemein im Handwerk) will X auf keinen Fall mehr arbeiten, da auch ohne die besagten Arbeitsunfälle schon leichte gesundheitliche Beeinträchtigungen bestehen und auch in dem Bereich nicht viel Interesse besteht.
Die Ausbildung zum Raumausstatter war eben leider auch eine unbedachte Entscheidung, die sich nur aus der guten Gelegenheit ergeben hatte. X weiß - nicht zuletzt aufgrund der Schwäche in Mathematik - langsam wirklich nicht mehr was er jetzt noch machen soll. Die Arbeitsagentur hilft auch nicht mehr weiter, weil ja bereits eine Ausbildung von ihnen gefördert wurde. Was würdet ihr X raten?
Viele Möglichkeiten gibt es da nun wirklich nicht. Auf der einen Seite steht der Wunsch von X, nicht mehr im Handwerk arbeiten zu wollen. Ich gehe mal davon aus, dass damit alle körperlich anstrengenden Berufe gemeint sind. Also bleiben im Prinzip nicht mehr viele Jobs übrig.
Bürojobs fallen ja auch fast raus, wegen der Rechenschwäche. Hier stellt sich aber bei mir die Frage, inwieweit das wirklich ein "angeborenes" Problem ist und inwieweit man das behandeln kann. Ich gehe mal davon aus, dass man an diesem Punkt wirklich arbeiten kann. Dann stehen im Prinzip alle kaufmännischen Ausbildungen offen und selbst wenn sich die Rechenschwäche nicht ganz beheben lässt, kann man eine kaufmännische Ausbildung sicherlich irgendwie schaffen.
Ansonsten bleiben fast nur "einfache" Jobs übrig, wie zum Beispiel Kassierer oder eine ungelernte bzw. angelernte Tätigkeit in der Industrie. Letzteres ist meistens gar nicht schlecht bezahlt und man kann durchaus auch sich in Richtung eines Facharbeiters hocharbeiten. Die körperliche Anstrengung ist dort deutlich niedriger, ganz vermeiden lässt sie sich aber sicherlich nicht.
X seine Lebensgeschichte scheint ja wohl nicht so gut verlaufen zu sein, da bleiben wirklich nicht mehr viele Möglichkeiten, die X da hat, um etwas aus seinem Leben zu machen. Schön ist es zwar, dass er eine abgeschlossene Ausbildung hat, mit der, er aber persönlich nichts anfangen kann.
Das Einzige, was ich ihm jetzt raten würde, ist, dass er versucht sich einmal beruflich zu orientieren und dabei auch seine Schwächen berücksichtigt, sodass er doch noch seinen Beruf findet, den er gerne machen möchte und auch mit seinen Schwächen machen kann.
Da er anscheinend nicht so genau weiß, wie es weiter gehen soll, soll er doch zum Arbeitsamt gehen und dort solche Berufsorientierung mit machen, um herauszufinden, welcher Beruf ihn liegen würde und dann sollte er doch einmal in den vorgeschlagenem Beruf ein Praktikum machen, um dann auch zu schauen, ob der Beruf ihm liegen würde. Ansonsten hätte ich auch keine Idee.
Das Beste wäre, wenn X seine Wünsche herausfindet. Was möchte X machen, in welchem Bereich möchte er arbeiten. Dies sollte erstmal unter Außerachtlassung von etwaigen Problemen erfolgen. Also was würde X gerne machen, wenn diese Rechenschwäche nicht bestehen würde?
Ich kenne Leute die auch mit Rechenschwäche ihr Abitur gemacht haben. Es war ein ewiger Kampf, da Lehrer dies teilweise nicht akzeptieren wollte und sich die Person auch immer ihr extra zustehende Zeiten bei entsprechenden Klausuren erstreiten musste, obwohl ihr Problem ärztlich diagnostiziert war und sie sich auch selbst sehr anstrengte. Und was das bloße Rechnen angeht, so wird in der Oberstufe ein Taschenrechner verwendet, der ja viel Arbeit erleichtert.
Ich denke, dass sich für fast jeden Berufszweig Beispiele von Menschen finden, die bewiesen haben, dass es "trotzdem" möglich ist! Egal ob man nun das Alter "vorschiebt" (es gibt Menschen die noch mit über 50 ihr Abitur bestehen), die Rechenschwäche, mangelndes handwerkliches Geschick oder was auch immer. Wenn man etwas wirklich erreichen möchte, dann ist es möglich, wenn auch manchmal in abgewandelter Form. Mit 35 wird man nicht mehr Astronaut werden, aber vielleicht in einem Zentrum für Flugsimulation einen Job finden können. Erstmal ist die Frage, was X möchte und dann muss er sich sicher sein, diesen Weg auch gehen zu wollen, wenn er steinig ist.
Es ist ja noch nichts verloren und so sollte sich X einfach hinsetzen und darüber nachdenken, woran er Spaß finden würde. Generell kann er jetzt natürlich auch noch in ein paar Berufe hinein schnuppern, um zu sehen, ob es etwas ist oder nicht.
Zu spät ist es nie und man kann immer noch eine andere Ausbildung oder Weiterbildung anfangen. Ich hole gerade mein Abitur nach und habe einen in meiner Klasse, der 45 Jahre alt ist und noch mal studieren möchte. Das geht alles, man muss nur seinen Weg finden.
Man kann als Übergang auch erst mal als Aushilfe arbeiten oder als Helfer in einem Bereich, der einen interessiert. Das Abitur kann man immer noch nachholen, wenn man das möchte. Man kann es auch mit Rechenschwäche schaffen, auch wenn es einen ganz schönen Kampf bedeutet. Man kann sich von so etwas nicht negativ beeinflussen lassen.
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