Nimmt der Werteverfall innerhalb der Gesellschaft eher zu?

vom 09.01.2013, 14:57 Uhr

Die selbstverständlichen Werte in unserer Gesellschaft, wie Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Toleranz, Höflichkeit sind oft nicht mehr zu beobachten. Darüber habe ich mich neulich mit einer Freundin unterhalten. Wir haben darüber gesprochen, ob dieser Werteverfall innerhalb der Gesellschaft immer mehr zunimmt und fragten uns dann schon, wie weit es noch kommen soll.

Sicher soll man früher nicht mit heute vergleichen. Aber hat man früher nicht höflich einer älteren Person den Sitzplatz angeboten in öffentlichen Verkehrsmitteln? Wurden früher nicht die Ausländer in unserer Stadt akzeptiert und toleriert? Die Toleranz in der Schule war da sehr groß und ich kenne von damals keinen, der ausländerfeindlich gegenüber Schulkameraden war.

Denkt ihr, dass dieser Werteverfall eher zunimmt oder denkt ihr, dass es eher eine subjektive Auffassung ist?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke auch, dass der Werteverfall eher zu nimmt und es keine Ansichtssache oder subjektive Auffassung ist.

Heutzutage ist es doch so, dass man von ­niemanden mehr Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Toleranz, Höflichkeit und Freundlichkeit und desgleichen erwarten kann. Heutzutage ist es doch so, dass sich jeder nur für sich interessiert oder man seine eigenen Probleme hat, die man als wichtiger empfindet, als alles andere.

Es ist nicht nur die heutige Jugend, die von den Eltern nicht beigebracht bekommen hat, dass man sich freundlich, höflich, tolerant und vor allem ehrlich anderen Menschen gegenüber verhält. Sondern es sind meist die älteren Leute, die sich so benehmen und es der heutigen Jugend vorlebt, sodass das wohl kein Ende haben wird. Denn die heutige Jugend wird es deren eigenen Kindern nicht anders vorleben, sodass es im Endeffekt eine Endlosschleife wird.

Man bekommt doch in der Öffentlichkeit mit, wie die Leute wegschauen, wenn jemand etwas Schlimmes passiert und keiner eingreifen geschweige denn helfen will. Oder wie man alten Leuten in öffentlichen Verkehrsmitteln lieber stehen lässt und man als junger Spund lieber sitzt, anstatt mal aufzustehen und der älteren Person den Sitzplatz anzubieten.

Traurig ist es schon, aber ändern kann man im Allgemeinen daran nichts. Das Einzige, was ich dazu beitragen kann, um an der Situation etwas zu ändern und was jeder andere, dem das auch stört, dagegen unternehmen kann, ist, dass jeder helfen tut, wenn Hilfe benötigt wird und desgleichen das man seinen Kindern vorlebt, dass man helfen muss und ehrlich sein muss und desgleichen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es mag teilweise subjektive Auffassung sein. Aber ich denke, dass es da auch regionale Unterschiede gibt. Ich lebe in einem Stadtteil mit sehr geringer Ausländerquote. Aber die hier lebenden Ausländer sind auch voll in der Gesellschaft oder eher Nachbarschaft akzeptiert. Da gibt es weder in der Grundschule noch in der Öffentlichkeit irgendwelche Probleme.

Immerhin haben wir in der Grundschule bei über 200 Kindern nur ein Kind, welches einen afrikanischen Vater hat. Da könnte man jetzt denken, dass dieses Kind wegen seiner Einzigartigkeit auch entsprechende Probleme hat. Dem ist aber nicht so. Wobei es hier in der Stadt insgesamt recht tolerant zugeht. Auch wenn gewisse Gruppierungen hier seit Jahren versuchen gegen Ausländer das entsprechende Gedankengut zu verbreiten. Es gelingt ihnen nicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich bin bei solchen Pauschalurteilen, dass früher alles besser war, immer skeptisch. Die Gastarbeiter der ersten Generation damals wurden beispielsweise total ausgegrenzt arbeiten durften sie in Deutschland, aber für die Kultur und ihre Lebensweise der sogenannten "Spaghettifresser" hat sich die deutsche bürgerliche Mitte auch nicht wirklich interessiert oder engagiert. Und die paar wenigen Schwarzen im Deutschland der Sechziger können bestimmt interessante Anekdoten aus ihrer Jugend erzählen.

Auch die Erziehungsmethoden waren bis in die Generation meiner Eltern hinein noch erheblich rabiater, sodass es einfacher war, die jungen Leute zu Höflichkeit und Gehorsam zu bekommen, während Werte wie Aufgeschlossenheit und Toleranz keine allzu große Rolle in der Erziehung gespielt haben. Von der Tugend der "Ehrlichkeit" bemerke ich aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern damals auch nicht besonders viel, eher von meisterhaften Vertuschungsstrategien und dem tiefen Bedürfnis, eine "ordentliche" Fassade aufrecht zu erhalten.

Meine Meinung läuft also darauf hinaus, dass ich eher von einem Wertewandel sprechen würde und der Idee von einem Werteverfall nur bedingt zustimmen würde.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich sehe das ähnlich wie Gerbera. Wenn ich von älteren Menschen höre, dass früher alles besser war, kann ich auch nur die Augen verdrehen. Die Gesellschaft entwickelt sich eben und ich würde nicht pauschal behaupten, dass all diese Entwicklungen negativ sind.

Werte sind meiner Meinung nach auch etwas Subjektives. Immerhin sind jedem ganz andere Werte wichtig. Zwar gibt es ein allgemeines Bild, wie die Gesellschaft in etwa sein sollte und sich verhalten sollte, aber letztendlich hat jeder noch seine eigenen Gefühle und Gedanken dazu. Daher würde ich auch nicht von einem Werteverfall sprechen.

Ehrlichkeit wurde im Eingangspost auch genannt. Ehrlichkeit ist meiner Meinung nach eine ziemlich heikle Angelegenheit. Nicht immer ist es gut, wenn man ehrlich ist. Manchmal kann es auch besser sein, wenn man bewusst lügt, um höflicher und netter zu erscheinen. Das ist ja ein Dilemma, in dem wir uns öfters mal befinden. Ich werde von meiner Schwester zum Beispiel regelmäßig gefragt, wie ich ihr neues Outfit finde und dann lüge ich auch schon mal, um nett zu ihr zu sein. Gehöre ich deshalb auch zu den Leuten, denen Werte der Gesellschaft nicht wichtig sind? Ich glaube nicht.

Sowieso würde ich nicht sagen, dass Ehrlichkeit zu den Werten gehört, die nicht mehr so präsent sind. Klar erlebe ich täglich, dass ein Schüler irgendeinem Lehrer eine Lügengeschichte erzählt, aber das gab es früher sicherlich auch schon. In meinem Alltag fällt mir viel eher die Sache mit der Höflichkeit auf. Aber auch ich würde niemals, wie einige ältere Menschen es gerne tun, einen Satz wie "Die Jugend von heute ist ja so unerzogen" sagen, denn alle über einen Kamm scheren ist absolut nicht richtig und dafür kenne ich auch viel zu viele Gegenbeispiele, die beweise, dass dem nicht so ist.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Natürlich nimmt der Werteverfall in der Gesellschaft immer weiter zu. Das liegt aber einfach daran, dass die Jugend immer asozialer wird und Werte die wir von früher kennen gar nicht mehr lernen möchte. Es ist einfach nicht mehr "cool", einer alten Frau einen Sitzplatz anzubieten, heute zählt nur noch "laut, frech, unverschämt",.

Was die Ausländer angeht, klar die wurden früher zu den Zeiten als ich in die Schule ging auch noch mehr toleriert, aber die haben sich auch besser benommen. Ich habe schon von Fällen gehört, wo Deutsche gemobbt wurden, weil sie an Schulen in der Minderheit waren. Es ist nicht nur ein Toleranzproblem, sondern auch ein gehöriges Benimm Problem, denn viele Ausländer wollen sich nicht anpassend und benehmen sich katastrophal.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass diese Werte wirklich durch verschiedene Ursachen, wie unter anderem auch soziale Netzwerke, in Vergessenheit geraten sind. Im Internet und speziell auf Seiten wie Facebook muss man nicht höflich sein und einem drohen keine direkten Konsequenzen, wenn man jemand anderen beleidigt. Ein großer Faktor, der dazu beiträgt, dass solche Sachen häufig vorkommen, ist die Tatsache, dass man der anderen Person dabei nicht in die Augen schauen muss.

Dieses Verhalten überträgt sich aber nach und nach auch auf die richtige Gesellschaft, auf das reale Leben. So kommt es, dass die Werte nicht nur im Internet verloren gehen, sondern auch hier im realen Leben. Die Leute nehmen nichts mehr ernst, sind nicht mehr hilfsbereit (wozu auch?) und verändern ihr komplettes soziales Verhalten, was ich persönlich sehr schade finde.

Ich kann von mir selbst nur sagen, dass ich mich immer bemühe, anderen Leuten gegenüber freundlich, höflich und zuvorkommend zu sein. dass das nicht immer funktioniert, ist normal, und ich denke, dass es keinen Menschen gibt, der nicht auch schon mal unhöflich war oder anderen Leuten auf den Schlips getreten ist. So was lässt sich in einer so ausgeprägten Gesellschaft wie die unsere nicht vermeiden. Aber wenn man immer sein Bestes gibt, dann sollte das gut genug sein.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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