Kann man mit Schafwolle heutzutage noch Geld verdienen?

Ich sehe hier immer einige Schäfer, die mit ihren Schafen immer weiter wandern. In den letzten Jahren ist es zwar weniger geworden, aber es sind immer noch einige Herden, die gerade im Frühjahr und im Sommer unterwegs sind. Im Winter gehen sie meist in die Ställe. Aber heute habe ich auch eine Herde sehen können.

Es sind meist ältere Schäfer, die sich um die Herde kümmern und ich frage mich, ob man heutzutage noch Geld mit der Schafwolle der kleineren Herden verdienen kann oder ob die Schafwolle wohl eher aus dem Ausland kommt, die hier verkauft wird. Denn die wenigen Herden, die es noch in Deutschland gibt, können ja nicht den Markt abdecken. Denkt ihr, dass sich heutzutage hier in Deutschland noch eine Schafherde lohnt und dass die Schäfer von der Wolle noch leben können?

Eine Freundin von mir hat eine Schafherde mit 96 Schafen. Diese Schafe sind aber nicht die Hauptverdienstquelle sondern dienen eher als Nebenverdienst. Mit der Schafwolle machen sie gar nichts. Ich habe erst unlängst mit ihnen gesprochen, weil ich selber sehr gerne filze und immer wieder gute Schafwolle brauchen kann. Als ich sie das letzte Mal bei der Schafherde besucht habe, lag auch ein großer Haufen Schafwolle herum. Ich habe dann eben auch die Bemerkung gemacht, dass ich so eine Wolle teuer einkaufe und hier liegt sie einfach herum.

Sie meinte dann, dass ich davon haben kann, soviel ich will. Sie machen aus der Wolle nichts. Ich habe mir das dann sogar kurz ernsthaft überlegt, aber im Endeffekt würde da viel Arbeit dahinter stecken, wenn ich daraus Filzwolle machen wollen würde. Zum einen muss man sie zunächst einmal reinigen, dann kämmen und so weiter. Meine Freundin hat auch gemeint, dass sich das nicht wirklich lohnen würde. Deswegen verzichten sie darauf. Ich verzichte auch, obwohl sie sogar einige australische Merinoschafe haben.

Sie selber nutzen die Schafherde eher zur Zucht und wegen der Milch. So machen sie dann diverse Schafmilchprodukte, aber auch davon können sie wie gesagt nicht wirklich leben. Ich glaube sie haben die Herde eher aus Freude als wegen dem Verdienst. Arbeit machen sie jedenfalls genug.

Wenn man sieht wie teuer Schafwolle zum Stricken verkauft wird, dann wundert es einen schon, dass die meisten Schäfer ihre Wollen nicht verkaufen. Selbst wenn man nur sehr wenig dafür bekommt, wäre es mir lieber, als sie komplett zu entsorgen. Ich kann das absolut nicht verstehen und würde die Wolle sogar selbst soweit verarbeiten, dass man sie verkaufen kann.

Aber Schafe haben hier einen anderen wirtschaftlichen Faktor und dienen eben nicht mehr der Wollproduktion. In manchen Regionen sind sie sogar nur noch wegen der Landschaftspflege vorhanden, weil sie eben auch junge Sträucher so weit runter fressen, das wieder Wiesen vorhanden sind.

@Punktedieb: Ganz so einfach ist das nicht mit der Schafwolle. Wenn es einfach wäre, würden wohl auch mehrere Schafbauern die Wolle mehr nutzen. Wobei ich mit "einfach" nun in erster Linie den Arbeitsaufwand meine. Zunächst einmal braucht man dazu Geräte, die die Arbeit erleichtern und zum Kämmen der Wolle brauchst du auf jeden Fall eine Kämmmaschine. So eine Anschaffung lohnt sich aber eben nur, wenn man auch dementsprechend in Produktion gehen möchte und ist im übrigen auch nicht gerade klein. Also wenn man aus der Wolle eine Wolle zum Stricken oder machen möchte, braucht man auch Platz, den wohl nicht jeder hat.

Ja, so eine Schafwolle ist wenn man sie kauft teuer, aber das hat eben auch seine Gründe, weil eben die Verarbeitung sehr aufwändig ist. Ich selber filze ja wie gesagt gerne. Ich kaufe mir die Wolle bei einem tiroler Schafbauern, der sie eben verkauft. Ich finde es toll, dass es solche Bauern noch gibt, aber ich muss auch zugeben, dass es mir persönlich viel zu aufwändig wäre. Wenn man sich da einen Stundenlohn oder wie auch immer ausrechnen würde, dann merkt man, dass man davon nur schwer bis gar nicht leben kann.

Na irgendwo machen dann in meinen Augen die Schäfer einen Fehler. Denn ich weiß, dass sie die Wolle sogar verschenken, um sie nicht entsorgen zu müssen. Die Beschenkten machen sich halt die Arbeit und bereiten die Wolle so auf, dass sie dann zum verstricken verkauft werden kann. Wobei mir niemand sagen kann, dass es sich nur mit geschenkter oder billiger Wolle lohnt.

Immerhin gibt es auch genug Angebote, wo wirklich die Rohwolle teuer eingekauft und dann erst entsprechend verarbeitet wird. Und auch diese noch wesentlich teurere Wolle wird ja vom Endkunden gekauft. Wobei noch mehr Kunden lieber die fertigen Strickwaren daraus kaufen und eben auch bereit sind dafür entsprechend hohe Preise zu zahlen.

Ich würde die Schafwolle von meiner Freundin auch geschenkt bekommen, wenn ich wollen würde. Ich habe mir das sogar wie gesagt ernsthaft überlegt, aber es würde sich zumindest für mich definitiv nicht rentieren, einmal ganz davon abgesehen, dass ich gar nicht den Platz dafür hätte. Da würde ich zumindest einen größeren Garten mit einer freien Scheune brauchen. Und die Anschaffung dieser Geräte ist auch nicht gerade das Billigste und von dem Arbeitsaufwand danach möchte ich gar nicht erst reden.

In meiner Nähe gibt es nirgends eine Einkaufsmöglichkeit für so Filzwolle. Das ist meiner Freundin auch durchaus bewusst. Sie ist eine der wenigen die hier im weiteren Umfeld Schafe züchtet, aber dennoch hat sie gemeint, dass es sich selbst für sie als Schafbauern mit 96 Schafen nicht rentieren würde. Wird wohl wie gesagt auch seine Gründe haben, warum sich niemand diese Arbeit antun möchte. Schade, dass du nicht in meiner Gegend wohnst, weil du könntest sonst gerne die Schafwolle dieser Schafe haben.