Nach Rechtsstreit wieder beim alten Vermieter einziehen.
Derzeit ist ja Wohnraum in vielen Städten zunehmend knapp. Ich hatte mich neulich mit Bekannten über deren Wohnungsproblem unterhalten und weiß auch nicht, wie ich mich in so einem Fall positionieren würde, wenn ich direkt betroffen wäre. Deshalb interessieren mich eure Meinungen.
Vor einiger Zeit wurde ja das Mietrecht erneuert. So wurden auch einige Klauseln in den Mietverträgen als unwirksam erklärt. Solche Formulierungen, wann man nach wie vielen Jahren die Wohnung wie zu renovieren hätte fallen zum Beispiel unter diese Neuerung.
Meine Bekannten waren damals umgezogen und die Wohnungsvermietungsgesellschaft bei der sie Kunden waren, konnten ihnen keine passende alternative Wohnung in der gewünschten Größe bieten. So haben sie ihren Mietvertrag nach weit über zehn Jahren problemlosem Wohnen in dieser Wohnung gekündigt. Nach den drei Monaten hatten sie die Wohnung einmal komplett rund herum weiß gestrichen, alles gesäubert und in anständigem Zustand hinterlassen. Klar saht man am Bodenbelag zum Beispiel die über zehn Jahre Wohnzeit, denn das PVC war offensichtlich benutzt worden, was aber auch normal sein dürfte.
Bei der Übergabe an den Vermieter kam es dann bei den Bekannten zu dem unerklärlichen Eklat. Die Bekannten hatten bei Einzug die Wohnung unrenoviert und noch mit Ofenheizung übernommen. Obwohl die Bekannten in all den Jahren nach deren Angaben stets pünktlich gezahlt haben entschied sich der Mitarbeiter der Vermietungsgesellschaft zu zicken. Das Weiß an den Wänden war ihm nicht weiß genug. In den unterschiedlichen Räumen war die Rauhfasertapete unterschiedlich stark gekörnt, was dem Vermieter missfiel. In einem Raum war eine abgehängte Decke angebracht gewesen, die meine Bekannten übernommen hatten, als sie einzogen. Damals war vereinbart gewesen, dass die Decke bei Auszug entfernt werden müsse. Das erledigten die Bekannten auch. Nun missfiel also dem Vermieter, dass die Winkel an den Wänden zu der Decke hin irgendwie anders gestaltet waren, was aber erst nach Entfernung der Paneele sichtbar wurde, aber nicht von den Bekannten verursacht wurde.
Kurz und gut, der Vermieter bestand darauf, dass der Mieter, also die Bekannten die Wohnung total zu sanieren hätten, da sie über zehn Jahre darin gewohnt hätte. Es ging zum Rechtsanwalt, der eben die unwirksamen Klauseln im Mietvertrag entdeckte und der Rechtsanwalt machte der Wohnungsvermietung klar, dass die nicht mal einen Anspruch darauf gehabt hätten, dass meine Bekannten die Wohnung streichen und sogar das als reine Kulanz zu werten war. Der Vermieter gab klein bei. Meine Bekannten gehen davon aus, dass so eine Vermietungsgesellschaft gewusst haben muss, dass die Klauseln im Vertrag unwirksam waren und sind natürlich über so einen Umgang mit guten Mietern wenig erfreut.
Nun ist es so weit, dass die aktuelle Wohnung der Bekannten zu klein geworden ist, da sie vor einer Weile Familienzuwachs bekommen haben und das Kind langsam in einem Kinderzimmer schlafen sollte. Die Bekannten würden nun gerne eine Wohnung mit einem Zimmer mehr anmieten. Aber leider sind in ihrer Region Wohnungen in dieser Größe extrem knapp. Von Privat ist kaum ein Wohnungsmarkt vorhanden (und wenn dann nur sehr teuer und damit nicht erschwinglich) und einige wenige Firmen teilen sich den Markt. Der einzige Anbieter, der ein paar Wohnungen in der passenden Größe hätte ist eben der Ex-Vermieter, von dem man sich in dem eben beschriebenen Rechtsstreit getrennt hat. Nun fragen mich meine Bekannten, ob ich lieber in einer zu kleinen Wohnung weiter wohnen würde und auf die unwahrscheinliche Sache warten würde, dass eine andere Wohnung von einem anderen Vermieter frei wird (worauf sie nun schon ein Jahr vergeblich gehofft haben) oder ob ich wieder zu dem alten Vermieter ziehen würde. Ich würde da gerne mal hören, wie ihr in so einer Zwangslage handeln würdet? Warum würdet ihr so oder so handeln? Käme bei euch eine Rückkehr in Frage oder würdet ihr lieber die Zähne zusammen beißen? Hättet ihr Angst vor einer Racheaktion des Vermieters?
Das klingt nach einer sehr komplizierten Situation, der ich mich hoffentlich niemals stellen muss. Denn Streits zwischen Mieter und Vermieter können doch stark ausarten, für beide Parteien belastend sein und am Ende kommt es ja doch zu einem Ergebnis, das einer der Seiten nicht gefallen kann.
In dem von dir geschilderten Fall denke ich, dass ich mich diesem Stress nicht aussetzen würde und weiterhin auf engerem Raum, dafür aber unter dem Wissen, einen anständigen Vermieter zu haben, weiterleben würde. Denn es ist nur sehr unwahrscheinlich, dass der alte Vermieter sich nicht an den Vorfall erinnert und wahrscheinlich würde es am Ende und im Laufe der Wohnzeit dort nur wieder zu unangenehmen Auseinandersetzungen kommen, die nun wirklich nicht sein müssen.
Ich würde also abwarten, bis ein anderes Angebot auf dem Markt auftaucht, und dort vielleicht auch auf die Dringlichkeit der Lage hinweisen. Oft erreicht man bei einem Appell an die Menschlichkeit doch erstaunlich viel. Und außerdem steht auch in Frage, ob der ehemalige Vermieter die Familie überhaupt wieder annehmen würde, nachdem es zu einem solchen Vorfall kam.
Diesen Rechtsstreit würde ich auf keinen Fall so dramatisieren und glauben, dass auch in Zukunft mit dem Vermieter wieder ein ähnlicher Fall eintreten könnte. Es handelt sich um eine Vermietungsgesellschaft, die ihre Angestellten natürlich in ihrem Sinne geschult hat. Bevor wir in die jetzige Wohnung zogen, hatten wir auch eine sehr schöne Wohnung gemietet von einer Wohnungsgesellschaft. Beim Auszug haben wir keine Renovierung vorgenommen. Trotzdem zahlte man uns die Mietkaution sofort zurück.
Genauso gut wie ein Wohnungsverein einen Rechtsanwalt einschalten würde, muss er damit rechnen, dass auch der Mieter sein Recht durch einen Anwalt vertreten lässt. Von daher hätte ich keine Bedenken, erneut eine Wohnung bei dieser Gesellschaft zu mieten. Allerdings würde ich alle Makel einzeln in den Vertrag aufnehmen lassen, damit es bei erneutem Auszug keine Probleme mehr gibt. Im Grunde genommen wird eine Gesellschaft, die Mieter bereits mehrere Jahre kennt, diese lieber nehmen, weil sie wissen, dass in der Vergangenheit pünktlich die Miete gezahlt wurde, was nicht immer der Fall ist. Eine Racheaktion muss nicht befürchtet werden. So eng sieht das heute niemand mehr.
Bevor das Kleinkind ohne eigenes Zimmer heranwächst, da eine geeignete Wohnung nicht in Aussicht ist, würde ich mich überwinden und beim Wohnungsverein nachfragen, wenn die Wohnung wirklich schön ist.
Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass der Vermieter, auch wenn es eine Wohnungsgesellschaft ist, einem erneuten Einzug zustimmen würde. Persönlich würde ich niemanden wieder in mein Eigentum einziehen lassen, der dieses nicht zu meiner Zufriedenheit verlassen hat. Ich würde auch nicht wieder für ein Unternehmen arbeiten wollen, von dem ich mich im Streit getrennt habe und ich würde auch nicht wieder zu einer Wohnungsgesellschaft ziehen mit der es beim letzten Mal Stress gab.
Ich kann mir auch nicht recht vorstellen, dass es in einer ganzen Region nur eine einzige Wohnungsgesellschaft mit großen Wohnungen gibt, von denen einige frei sind, während private Vermieter viel höhere Preise nehmen. Selbst in einer kleinen Ortschaft kann ich mir so etwas kaum vorstellen.
Im Zweifel würde ich eher einen etwas größeren Radius ins Auge befassen, bzw. Alternativen suchen anstatt nur zu hoffen. Der Wohnungsmarkt ist schließlich riesig und die wenigsten Leute bleiben heutzutage zehn Jahre in einer Wohnung. Und wenn es eine sehr große Wohnung sein soll, so käme vielleicht auch ein kleines Haus in Frage.
Wie groß der Wohnungsmarkt ist, das hängt ja von vielen Faktoren ab. In der Wohngegend meiner Bekannten ist nach der Wende ein guter Teil der Bevölkerung abgewandert. Manche leer stehende Blocks wurden dann nach Jahren abgerissen, um Leerstand und Vandalismus zu vermeiden. Mittlerweile steigen die Einwohnerzahlen wieder und Wohnraum wird knapp.
Da es in der DDR nicht als favorisiertes Modell vorgesehen war, dass Mietwohnungen in privater Hand sind und auch dort nach dem Krieg vieles neu gebaut wurde gibt es zumindest für die Nachkriegsbauten keine Alteigentümer. So gingen eben viele Wohngebäude an die Kommunen oder an Treuhandgesellschaften über. Manche Wohnungen wurden dann an eine große börsennotierte Immobilienfirma verkauft, die man im Volksmund auch Heuschrecke nennt. Deshalb teilen sich einige wenige Gesellschaften den Markt in dieser Region. Privateigentümer die im kleinen Stil vermieten gibt es kaum.
Es gibt nicht, wie Trisa vermutet, eine einzige Gesellschaft mit großen Wohnungen, aber die Realität ist nahe dran. Die eine Gesellschaft mit der die Bekannten im Rechtsstreit auseinander gegangen sind hat einige große Wohnungen. Dann gibt es noch eine weitere Gesellschaft, die einige wenige größere Wohnung hat. Da gibt es aber eben diese Warteliste. Allerdings sind derzeit keine Mieter dieser Gesellschaft gewillt, aus den größeren Wohnungen auszuziehen und das geht nun schon seit einem Jahr so, dass sich auf dieser Warteliste nichts tut.
Dann gibt es noch die oben erwähnte Firma, die oft Heuschrecke genannt wird. Wie in einem anderen Thread schon erwähnt ist es auffällig, dass diese Firma zwar einige große Wohnungen besitzt und verwaltet, diese aber nicht alle auf dem Markt ankommen. Diese Firma hat nämlich viele Wohnungen leer stehen und vermietet sie nicht. Offensichtlich ist das irgendwie rentabler als Wohnungen zu renovieren und zu vermieten. Offiziell wird das natürlich nicht zugegeben. Wenn man aber als Einheimischer im Winter sieht, dass abends um acht ganze Blocks komplett dunkel sind, obwohl die Lichtverhältnisse draußen eine Beleuchtung erfordern würden und nicht mal das Flackern von Fernsehern zu sehen ist, dann macht das schon stutzig, vor allem auch, wenn das über Wochen so geht.
Dann gibt es noch zwei weitere Möglichkeiten, die auch ausfallen. Das eine ist das Segment der Luxuswohnungen. Dort sind auch einige größere frei, aber das ist für die Bekannten als Familie nicht bezahlbar. Außerdem handelt man sich als Familie mit kleinen Kindern in so einer Luxusanlage vermutlich schnell wegen der kindertypischen Geräuschkulisse einige Feindschaften ein., so dass das auch nur begrenze eine Option wäre, wenn die finanziellen Mittel gegeben wären.
Die andere Möglichkeit ist das recht prekäre Viertel, in dem sich viele Einwohner sammeln, die Probleme mit dem finanziellen haben und neben Leuten wohnen, die teils gewaltbereiter als die Durchschnittsbevölkerung sind und teilweise sogar zu politisch extremistischen Handlungen neigen. Auch die Polizei bestätigt, dass dort mit erhöhten Kriminalitätsraten zu rechnen ist. Dass man als Familie da auch nicht unbedingt hinziehen möchte, das dürfte klar sein. Vor allem würde für einen Teil der Kinder ein Schulwechsel ins Haus stehen, wenn sie in dieses Viertel ziehen, da die Familie dann in einem anderen Einzugsgebiet wohnt. Dann würden für die Kinder alte Freundschaften abbrechen, was die Eltern gerne vermeiden wollen. Zudem erzieht das Umfeld und Freundschaften die Kinder ja in enormen Maße mit. Und wer möchte schon riskieren, dass die Kinder wegen Wohnraum unter verstärkt schlechten Einfluss geraten, wenn die neuen Freundschaften dann vermutlich mit Kindern aus dem Viertel geknüpft werden? Das mag spießig klingen, aber die Eltern hier können das sicher nachvollziehen, dass man seinen Kindern so einen sozialen Abstieg nicht wünscht.
Und bei der Heuschrecke genannten Wohnungsgesellschaft könnte die Familie problemlos wieder einziehen? Angst vor Rache hätte ich dabei nicht, gerade bei den Wohnungsgesellschaften sitzen in den Büros doch auch nur Leute, die ihre Jobs machen. Außerdem- wie sollte man sich rächen?
Doch auf der einen Seite ist von zwei großen Wohnungsgesellschaften die Rede, auf der anderen Seite lese ich "mehrere". Es scheint also doch noch andere zu geben. Und anstatt Fensterscheiben auf der Suche nach Fernsehflimmern zu beobachten (es soll auch Menschen und sogar Familien geben, die ohne solche Gerätschaften zurecht kommen), würde ich einfach das direkte Gespräch suchen. Ebenso wie mit kleineren Gesellschaften. Und auch wenn es Privateigentum kaum geben mag, so scheint es doch einige zu geben,. dann muss man sich eben darauf konzentrieren.
Oder man zieht das "Problemviertel" ohne eine Schulwechsel und Pendelfahrten in Betracht. Oder man sucht sich einen zusätzlichen Job, verdient ein bisschen mehr und leistet sich eine teurere Wohnung. Oder man denkt über die Möglichkeit eines anderen Ortes nach. Oder man nimmt sich zwei kleinere Wohnungen nebeneinander. Alternativ kann man sich auch mit seiner aktuellen Wohnung arrangieren und etwas zusammenrücken. Es gibt durchaus auch Kinder, die sich zu zweit oder dritt ein Zimmer teilen.
Ich würde mich nicht auf Dauer in eine Situation begeben, die ich selbst als Zwangslage betrachte. Möglichkeiten gibt es ganz viele, das oben genannte sind nur einige. Natürlich kann man überall gleich etwas negatives sehen und einfach weiter warten und hoffen. Oder man sucht sich Wege und geht diese, auch wenn es nicht alles unbedingt sofort ganz einfach ist.
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