Welche Erziehungsratgeber lohnen sich?

vom 03.01.2013, 21:15 Uhr

Ich habe mir die Tage ein Buch über die Kommunikation mit Kindern gekauft und hoffte, in diesem Buch eine Lösung zu finden, die mir weiterhilft. Nun habe ich dieses Buch komplett durchgelesen, aber eine Lösung habe ich nicht gefunden. Die Beispiele in diesem Buch klingen so einfach und setzen auch darauf, dass man mit Kindern zu tun hat, die sich auf eine Kommunikation einlassen können oder wollen. Es ist wie im Bilderbuch beschrieben, wie das Kind sich verhält, fühlt, aber jedes Kind ist nun anders und mag auch anders reagieren.

Letztendlich war dieses Buch zumindest in Bezug auf eine bestimmte Situation eine Fehlinvestition, aber allgemein betrachtet war es schon so, dass mir bereits Bekanntes wieder ins Bewusstsein gerufen wurde. Das kann ich also wiederum nicht als Fehlinvestition bezeichnen, aber ich hätte mir gerade in den Fallbeispielen auch mehr erwartet und mehrere Lösungswege gewünscht.

Welche Erziehungsratgeber lohnen sich wirklich und waren auch für Euch hilfreich gewesen? Gibt es einen Ratgeber, der sich auch mit Situationen und Fallbeispielen beschäftigt, bei denen es nicht so glatt ausgeht, bei dem man vielleicht auch mit eher unorthodoxen Ausgängen konfrontiert wird?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Der beste Erziehungsratgeber ist, sich gar nicht erst einen Beziehungsratgeber anzuschaffen. Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls sehr große Probleme mit meinem Kind und seinem Verhalten. Daraufhin habe ich mir gleich drei Erziehungsratgeber gekauft, sehr viel Geld dafür ausgegeben und keiner der drei hat mir weiter geholfen. Die Reaktionen, die bei meinem Kind auftraten, wurden erst gar nicht beschrieben, also konnte das Buch nicht darauf eingehen und mir war also nicht geholfen.

Man hört am besten immer auf seinen Instinkt. Auch wenn man denkt, das Falsche getan zu haben, hat man meistens doch das Richtige getan. Es ist jedes Kind anders und ich behaupte, dass die eigenen Eltern oder Erziehungsberechtigten das Kind am besten kennen und so am besten abschätzen können, was es gerade in diesem Moment für eine Konsequenz braucht. Da darf man sich auch keine Vorwürfe machen lassen oder sich gar von anderen fertig machen lassen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Da es sich bei mir nicht um eine elterliche Beziehung zu einem Kind handelt, komme ich mit meinem Instinkt allein nicht weiter. Es geht vielmehr um eine Beziehung zu einem Kind, das nicht zur Familie gehört, und daher kann ich mich nicht allein auf den Instinkt verlassen. Wie gesagt, vieles, was ich in diesem Buch nachgelesen habe, wusste ich schon noch, aber das ließ sich nicht auf meinen Fall umsetzen. Mit meinem Instinkt allein kann ich mir auch keinen Ausgang vorstellen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wenn es sich nicht um dein eigenes Kind, sondern um ein anderes Kind handelt, dann tust du dich gut daran, dich in der Pädagogik etwas weiterzubilden. Du lernst dort bestimmte Verhaltensmuster, die bei den jeweiligen Beziehungsmustern auftreten, lernst auch etwas über die verschiedenen Arten der Konsequenzen, über Angst und deren Ursprung, über die Bindung zwischen Kind und Eltern etc.

Vielleicht leihst du dir einfach ein Sachbuch über die Pädagogik aus, die vom Alter her zum Kind passt. Es gibt ja frühkindliche Pädagogik, Kindergartenpädagogik etc.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Als ich den Ausgangsthread oder eigentlich schon die Überschrift gelesen habe, ist mir auch nur spontan wie bei wirreszeug eingefallen, dass der beste Erziehungsratgeber schlicht und einfach der eigene Instinkt ist. Das gilt meiner Meinung nach sowohl bei den eigenen Kindern als auch bei fremden Kindern. Auch bei "fremden" Kinden kann man seinem Instinkt vertrauen.

Als Beispiel: Ich habe Lehramt studiert. Am Ende der Studienzeit musste ich auch unter Beobachtung eines Betreuungslehrers Stunden in einer Schulklasse abhalten. Soweit so gut. Der Betreuungslehrerin hat mein Stil eigentlich sehr gut gefallen, sie hat mir jedoch den Ratschlag gegeben, dass ich am Anfang der Stunde das Klassenbuch auf den Tisch knallen soll, damit die Klasse mit bekommt, dass der Unterricht beginnt. Im übrigen war das auch ihre Art und Weise wie sie die Stunde begonnen hat und bei ihr hat das interessanter Weise sogar wirklich geklappt. Mein Stil ist das so ganz und gar und überhaupt nicht. Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich vor der Klasse einen Lachanfall bekommen, weil ich es einfach nur lächerlich finde, wenn man so eine Unterrichtsstunde beginnt.

Da ich bei meiner Diplomarbeit als Thema "offenes Lernen" hatte, wollte ich auch diese Unterrichtsstunden ein wenig dazu nutzen um diesen Unterrichtsstil auszutesten. Das hat auch sehr gut geklappt, oder sagen wir es einmal so: es hat sehr gut zu mir gepasst. Es ist wahrlich wie im Bilderbuch abgelaufen. Auch die Betreuungslehrerin, die eigentlich nicht so viel von dieser Methode gehalten hat, war positiv überrascht und es war dann im Endeffekt so, dass ich ihr Ratschläge gegeben habe, wie man nach diesem Stil unterrichtet. Sie wollte es nämlich zumindest ansatzweise auch ausprobieren.

Gesagt, getan. Sie hat es dann auch mehr oder weniger nach meinem Stil gemacht und siehe da: es ist komplett schief gegangen. Dieser Unterrichtsstil hat einfach nicht zu ihr gepasst. Da hat einfach jeder seinen eigenen Stil und genau so ist es ja auch in allen anderen Erziehungsfragen. Da gibt es kein "richtig" oder "falsch". Das muss jeder für sich entscheiden und jeder Weg (wenn man mal von Misshandlungen und dergleichen absieht) kann der richtige Weg sein. Wenn das mit der Beschreibung der Erziehung so einfach wäre, dann würde wohl jeder zur Geburt des Kindes gleich eine Gebrauchsanweisung dazu geschenkt bekommen. Würde ja sehr viel erleichtern, aber das geht so eben leider nicht. Welcher Erziehungsstil nun am besten zu dir passt, musst du schlichtweg durch learning by doing step by step herausfinden.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nun ja, mir geht es nicht darum, verschiedene Erziehungsstile kennenzulernen und dann allesamt auszutesten, sondern wirklich darum, wie ich bestimmten Situationen begegnen kann. Dass ich kein Allheilmittel finden werde, ist mir natürlich auch bewusst und Kinder handeln sowieso anders, als so, wie man es vielleicht erwartet oder kennt. Mir geht es wirklich darum, wie man eine bestimmte Situation so lösen kann, dass ich nicht wie machtlos davor stehe.

Man braucht auch als Betreuungs- oder Erziehungsperson ja auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen und am besten ist es auch, eine gewisse Schlagfertigkeit zu haben, die aber dann doch fehlt. Um dieser Schlagfertigkeit etwas mehr Substanz zu verleihen, ist mir ein gewisses theoretisches Wissen schon recht lieb. Mir geht es also nicht darum, ein Handbuch für den richtigen Umgang, die richtige Erziehung zu haben, mit dem ich jedes Detail nachlesen kann. Das denke ich, möchte keiner, weil es schon wie oftmals erwähnt, vieles vom Bauchgefühl her kommt.

Als Bezugs- oder Erziehungsperson benötigt es durchaus einem individuellem Handeln, man kann es aus dem Ratgeber oder Handbuch nicht auswendig lernen, weil auch das eigene Leben, die eigene Persönlichkeit, die eigene Erziehung einfach dafür mit prägend sind und wenn einem ein bestimmter Erziehungsstil nicht passt, ist es für das Kind, den Jugendlichen auch unecht und nicht authentisch, was man vermeiden möchte.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich habe vor meiner Karenz mit schwer erziehbaren Jugendlichen gearbeitet. Sprachliche Schlagfertigkeit war da oft auch sehr gefragt und notwendig. Die kann man aber nicht wirklich von einem Buch aus lernen, ist zumindest meine Meinung. Der Bereich der Erziehung ist derart groß und umfassend, dass es vermutlich notwendig sein wird, dass du hier konkrete Beispiele nennst, weil dann ist es natürlich auch leichter eventuell Buchempfehlungen abzugeben.

In meiner Arbeit mit den schwer erziehbaren Jugendlichen bin ich vor zahlreichen erzieherisch schwierigen Situationen gestanden. Die Erfahrung und das learning by doing waren da bei mir am lehrreichsten. Gewisse Situationen habe ich auch mit meiner Vorgesetzen oder mit meinen Arbeitskollegen besprochen um ein konkretes Feedback oder eine konkrete Hilfestellung zu bekommen. Oft ist man ja auch von gewissen "Hausregeln" abhängig, zumindest wenn du für eine Institution arbeiten solltest.

Des weiteren wäre es auch nützlich, wenn du eine Altersgruppe nennen könntest. Es wird wohl ein großer Unterschied sein, ob du von Kleinst- bis Kleinkindern sprichst und du Tagesmutter oder so bist, oder ob du mit älteren Kindern bis hin zu Jugendlichen arbeitest.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ja, die Erfahrung und auch die Konzeption, der Umgang macht da schon einiges aus, aber ich möchte aus diversen Gründen die Situation hier nicht näher beschreiben und bitte dies auch zu berücksichtigen. Ein Austausch mit einer anderen Person wird noch hinzugezogen werden, sodass es daran allein nicht scheitern wird, allerdings sehe ich diese Person immer nur recht unregelmäßig, weshalb es mir schwierig fällt, da abzuwarten und später zu entscheiden. Ich finde den Austausch auch grundsätzlich schon recht wichtig, aber auch nicht verkehrt, wenn man etwas theoretisches Wissen in petto hat, das man doch noch abrufen kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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