Menschen, die die Straßen putzen = dümmer?

vom 03.01.2013, 16:12 Uhr

Als erstes möchte ich feststellen, dass ich nicht die Meinung vertrete, dass Menschen "dumm" sind, nur weil sie einen bestimmten Beruf oder eine bestimme Tätigkeit ausführen. So etwas möchte und kann ich niemanden unterstellen und möchte mich von solchen Aussagen absetzen.

Ich fahre jeden Morgen mit dem Bus zur Schule oder zum Training. Wenn ich zur Schule fahre, dann fahre ich mit einem Freund zur Schule und wir reden dann über allgemeine Sachen oder hören Musik. Gestern waren wir an der Bushaltestelle und ein Mann hat sauber gemacht. Er hat seinen Job gemacht und ist danach weiter gegangen. Mein Freund meinte dann, dass er zum Glück nicht so werden wird, da er ja nicht dumm sei. Ich habe ihn dann verwundert angeguckt und ihn gefragt, warum er so eine Aussage gemacht hat. Er gab mir darauf die Antwort, dass solche Leute doch immer "dumm" seien und sowieso nichts im Kopf haben. Ich fand diese Aussage sehr unüberlegt von meinem Freund und habe versucht, ihm meine Meinung zu erklären.

Also ich finde, dass solche Leute nicht immer gleich "dumm" sind oder nichts im Kopf haben. Es kann doch sein, dass diese Leute etwas Schlimmes im Leben erlebt haben und sich nicht mehr aufrappeln konnten, vielleicht hatten sie gar keine Möglichkeit zur Schule zu gehen oder es ist einfach nur der Beruf, der sich dieser Mann gewünscht hat. Also ich finde nicht, dass man gleich dumm ist, nur weil man so ein Beruf ausübt. Was sagt ihr zu diesem Thema? Denkt ihr eher wie mein Freund oder denkt ihr auch wie ich?

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass solche Menschen, die solch intolerante Einstellungen wie dein Kollege haben, "dumm" sind. Und mit "dumm" meine ich nicht einen niedrigen IQ, sondern einfach ein wenig einfältig. Eine solche Meinung zeugt sowohl von Intoleranz als auch wenig Weitblick.

Heutzutage muss man froh sein, wenn man überhaupt einen Job hat. Da macht es keinen Unterschied, ob man Straßen fegt, Toiletten putzt oder Autos verkauft. Auch Manager, Geschäftsführer und Menschen in "höheren" Positionen haben kein Anrecht auf eine lebenslange Anstellung. Ein Job kann schneller weg sein,als man denkt. Und da haben manche Menschen eben die Einstellung, dass sie lieber unbeliebte Jobs erledigen als sich vom Staat finanzieren zu lassen. Das hat auch etwas mit Stolz zu tun.

Dass ein "Straßenfeger" zwangsläufig eine geringere Bildung oder einen weniger hohen Schulabschluss hat, kann man so auch nicht pauschal sagen. Leider kommt es immer häufiger vor, dass selbst studierte und diplomierte Menschen, die jahrelang gelernt haben, einen Job annehmen müssen, für den sie weit überqualifiziert sind. Aber wer sich und seine Familie ernähren will/muss, kann sich eben manchmal nicht auf Eitelkeit oder höhere Qualifizierung berufen.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich rege mich immer wieder auf, wenn manche Menschen so primitiv sind, alle in einen Topf zu werfen. So muss es doch überhaut nichts heißen, wenn jemand beruflich sie Straße kehrt oder irgendwo sauber macht. Immerhin muss ich das auch hin und wieder machen, da ich als Nebenjob in einem Restaurant arbeite, welches Fastfood führt. So muss ich auch hin und wieder Frühmorgens mit einem Müllsack durch die Gegend laufen und allen Müll aufsammeln, der von unserem Restaurant stammt, wenn ich Frühschicht habe. Leider gibt es nämlich viel zu viele Leute, die ihren Müll nicht ordnungsgemäß in einen Mülleimer schmeißen können, sondern meinen, die Gegend zumüllen zu können. Von daher bin ich immer eine halbe Ewigkeit unterwegs, um den Müll aufzusammeln. Dabei habe ich aber Abitur uns studiere im Moment und mache den Job eben nur nebenbei, um mir ein wenig Geld zu verdienen.

Leider merke ich immer wieder, dass ich von vielen Leuten komisch angeschaut werde und sie mir manchmal sogar mitleidige Blicke zuwerfen. Da würde ich ihnen am liebsten an den Kopf knallen, dass ich Abitur habe und sicher höher gebildet sind, als sie.

Dass jemand die Straßen sauber macht, kann ja viele Gründe haben, wie eben bei mir. Man muss nicht zwangsläufig dumm sein, um solch einen Job auszuüben. Vielmehr finde ich diese Leute dumm, die über andere behaupten, dass sie dumm seien. Immerhin kann es eben sein, dass die Leute das auch nur nebenberuflich machen. Möglicherweise haben sie auch einen guten Schulabschluss, finden aber keinen anderen Job, weshalb sie darauf zurückgreifen müssen. Das finde ich aber um Welten besser, als arbeitslos zu Hause herumzusitzen, weshalb ich es bemerkenswert finde, dass es solche Leute gibt, die sich nicht zu schade dafür sind, den Müll anderer aufzusammeln.

Möglicherweise ist es aber auch der Traumberuf dieser Menschen. Jeder hat ja einen anderen Geschmack, weshalb man nicht ausschließen kann, dass diese Leute das auch wirklich gerne machen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Dummheit ist an sich schon schwer zu definieren. Vermutlich meinte den Schulkollege, dass man mit besserer Bildung auch bessere Jobs bekommt. Das kann möglich sein, aber auf dem Weg dorthin stehen meistens auch niedere Tätigkeiten, um sich sein Studium zu verdienen. Es sei denn Mami&Papi bezahlen alles. Dann kann es jedoch passieren, dass man irgendwann in seiner eigenen Wohnung steht und zu "dumm" ist die Waschmaschine zu bedienen.

Manch einer der Straßen reinigt, hat sich dies vielleicht auch bewusst ausgesucht. Ich habe auch mal jemanden kennenlernt, der gar keine Lust hatte, große Verantwortung zu tragen oder sich irgendwelchen gesellschaftlichen Normen zu unterwerfen. Ihm reichte ein kleines Einkommen und ein bescheidenes Leben. Auch möchte nicht jeder drinnen arbeiten, sondern manche Leute sind froh draußen an der Luft arbeiten zu können.

Und andere suchen einen Ausgleich zum Hauptjob. Und nicht jeder möchte im Nebenerwerb eine anspruchsvolle Tätigkeit ausüben, sondern manche sind froh, sich mit einer einfachen Arbeit etwas dazu verdienen zu können. Und was auch immer dein Freund später werden möchte, ohne den Straßenreiniger wäre sein Leben um einiges schwieriger. Denn wenn niemand sauber machen würde, würde er irgendwann in Dreck und Gestank versinken.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Welt wird größtenteils von "dummen" regiert, dazu gehören nach meinem Empfinden aber keine Personen die als Straßenreinigungskräfte arbeiten. Ich finde es total daneben, wenn man einen Menschen so aburteilt und den Job gleich mit einer minderen Intelligenz gleichsetzt. Nicht jeder Mensch hatte das Glück, dass die Eltern eine umfassende Schulbildung finanzieren konnten und manch einer musste mangels Geld bereits mit 15 oder 16 Jahren anfangen zu arbeiten.

Ich denke, dass dein Freund einfach leichtfertig daher geplappert hat, leider gibt es aber viele Menschen die so denken. Die Intelligenz eines Menschen wird von oberflächlichen Personen sehr oft am Beruf oder am Einkommen festgemacht, solche Leute, die nach diesem Schema urteilen, habe ich auch schon kennenlernen müssen.

Ich glaube viel eher, dass Menschen die sich hinstellen und die Straße sauber machen, auf menschlicher Ebene sogar viel klüger sind, als solche, die beispielsweise in einer Bank arbeiten. Wenn ich mir die hochnäsigen Fräuleins und jungen Männer bei meiner Bank anschaue, wie sie ihre Freundlichkeit danach dosieren, wie hoch der Kontostand des Kunden ist, dann weiß ich, was nach meiner Definition "dumm" ist.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin mit solchen Pauschalurteilen auch immer sehr vorsichtig. Nicht alle Menschen haben den gleichen Bildungshintergrund, aber auch Abitur, Studium und super Noten garantieren nicht automatisch diese gewisse "Lebensklugheit", die oft unabhängig vom Bildungsgrad existiert.

Ich habe in meinem Leben auch Akademiker kennen gelernt, die als Briefträger gearbeitet haben, weil ihnen der Job Spaß macht und die Kohle reicht. Außerdem finde ich, dass man sich für ehrliche Arbeit nicht schämen muss und dass man jeden Job gut oder schlecht machen kann. Ein engagierter Straßenkehrer nützt der Gesellschaft in mancherlei Hinsicht bestimmt mehr als ein Linguistik-Professor, der sich einen schönen Lenz macht. Dazu kommt noch die soziale Ungerechtigkeit, die völlig einfältige Kreaturen an die Unis schwemmt, während durchaus clevere Menschen in "niederen" Jobs landen, weil ihr sozialer Hintergrund nicht stimmt oder sie einen Schicksalsschlag erlitten haben.

Ob dein Freund "so enden" wird, hängt meiner Meinung nach somit weniger von seiner Intelligenz als vom Geldbeutel seiner - vermutlich deutschstämmigen - Mittelschicht-Eltern ab. Ich distanziere mich also ebenfalls von seiner, wie ich finde, etwas überheblichen Einstellung.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich beurteile Leute nicht nach dem Job, den sie haben, sondern wie sie den Job erledigen, den sie haben. Was hilft einem ein Taxifahrer mit Orientierungsproblemen oder ein Koch, der lieber Tüten aufmacht und kein Feeling für guten Geschmack und Würze hat. Wenn man seinen Job gut erledigt, dann gehört auch schon eine gewisse. Es gibt eben auch Biografien, die einen das Schaudern lehren.

Erst neulich habe ich an einer Schule einen Fall erlebt, wo ein Kind dringend Förderunterricht gebraucht hätte, die Lehrkräfte haben sich engagiert, damit das Kind auf der normalen Grundschule bleiben kann und alle Bildungschancen offen bleiben. Die Eltern haben das Kind auf die Sonderschule versetzt. Die Begründung lautete, dass sie selbst auch nicht mehr Schulbildung hätten und die Eier nicht klüger als die Hühner sein müssen. Wie soll so ein Kind mit solchen Felsen und nicht nur Steinen im Weg dann noch Karriere machen? Bei besserer Förderung hätte es sicher auch beruflich was erreichen können, denn die Lernprobleme dieses Kindes sind nach Ansicht der Lehrer nicht durch mangelnde Intelligenz sondern nur durch die nicht vorhandene Förderung des Kindes zu Stande gekommen. Wenn man als Kind permanent vor der Glotze abgestellt wird, lernt man eben nicht viel, auch wenn man es eben könnte.

Auch wenn man vielleicht durch schlechten Einfluss in der Jugend oder Adoleszenz eine Vorstrafe hatte, fasst man viel schwieriger Fuß im Berufsleben und viele Berufe sind von Anfang an unerreichbar und viele Chefs haben dafür kein Verständnis. Dann muss man eben sehen wie man arbeitet und über die Runden kommt. Auf jeden Fall habe ich vor einem Straßenkehrer mehr Respekt als vor einem Sozialschmarotzer.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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