Wie definiert ihr den Begriff asozial?

vom 03.01.2013, 08:52 Uhr

Das Wort asozial ist in aller Munde, wie schnell wird ein Mensch als asozial abgestempelt, weil er ein bestimmtes Klischee erfüllt oder eine außergewöhnliche Verhaltensweise an den Tag legt. Auch ich selbst gestehe mir ein, sehr schnell den Begriff asozial zu verwenden, wenn es um die Bezeichnung einiger Menschen geht. Doch was bedeutet das eigentlich, wenn man sagt, jemand ist asozial?

Asoziale Fernsehsendungen, asoziale Politiker, asoziale Nachbarn oder asoziale Fußballfans, diese und andere Begriffe habe ich in den letzten Tagen so häufig aufgeschnappt, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, was es bedeutet asozial zu sein. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen, denn mir ist aufgefallen, dass diese Bezeichnung häufig dann verwendet wird, wenn sich ein Mensch nicht der Norm entsprechend verhält oder irgendwie auffällig ist. Auch ich selbst verwende das Wort schnell, lärmende Jugendliche bezeichne ich fast immer als Asoziale, genauso Menschen die auf die Straße spucken und anderes.

Was bedeutet für euch die Bezeichnung asozial? Habt ihr schon einmal Menschen, Situationen oder Dinge als asozial bezeichnet und könnt erklären, in welcher Hinsicht ihr das gemeint habt? Seid ihr vielleicht selbst schon einmal als asozial bezeichnet worden oder bezeichnet euch selbst so? Findet ihr auch, dass dieser Begriff viel zu häufig verwendet wird oder gibt es eben so viele asoziale Dinge und Menschen in der heutigen Gesellschaft?

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das Wort asozial wird heute in dem Sinne verwendet, dass jemand nicht zur Gesellschaft im Staat oder in der Gemeinde dazu gehört oder gehören will, oder der Gemeinschaft sogar aktiv schadet.

Ich finde den Begriff generell problematisch, weil er gewissermaßen den "Asozialen" selbst die Schuld dafür zuschiebt, dass sie nicht bei den "Reichen und Schönen" mitspielen, sozusagen. Dabei gibt es viele Faktoren, die Menschen an den Rand der Gesellschaft geraten lassen, z.B. auch Krankheiten, sodass nicht jeder "Asoziale selber schuld ist und vielleicht gar nicht anders leben will als auf Kosten der braven, Steuern zahlenden Bürger.

Ich finde nicht ,dass in meinem Umfeld dieses Wort allzu inflationär verwendet wird. Von asozialen Politikern oder Fernsehsendungen habe ich noch nie gehört, auch wenn ich weiß, was damit gemeint ist. Ich würde nie jemanden laut als asozial bezeichnen, verwende den Begriff aber "intern" durchaus hin und wieder generell für Leute, die sich schlecht benehmen, keinerlei Rücksicht auf andere nehmen und glauben, die Welt schuldet ihnen etwas.

Dabei spielt der Geldbeutel oder der Preis ihrer Klamotten nur eine untergeordnete Rolle. Für mich können auch geschniegelte Anzugträger mittleren Alters sich "asozial" benehmen, wenn sie z.B. sich in der Straßenbahn breit machen und laut über ihre letzten Exzesse aller Art prahlen, während eine Schwangere, ein alter Mann mit Gehwagen und ein Dutzend kleine Kinder stehen müssen.

Allerdings bin ich ebenso der Meinung, man sollte dieses Urteil nicht allzu schnell fällen und auf jeden herabblicken, der das sichere bürgerliche Dasein ablehnt. Solange niemand anders belästigt wird, können einige meiner Mitmenschen gerne als Aussteiger im Bauwagen wohnen und Kunstobjekte verkaufen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Tatsächlich werden im allgemeinen Sprachgebrauch die Begriffe „asozial“ und „antisozial“ ständig verwechselt. Das, was wir so schnell als „asozial“ bezeichnen, ist in Wirklichkeit nämlich „antisozial“. Asozial ist jemand, der nicht sozial ist, wohingegen jemand, der der Gemeinschaft schadet, antisozial ist. Wenn wir uns also vor Augen halten, was einen sozialen Menschen kennzeichnet, nämlich vor allem wohl seinen friedfertigen Umgang mit allen möglichen anderen Menschen, eine freundliche und positive charakterliche Komponente, die er mit sich bringt und ein gewisses Maß an Hilfsbereitschaft anderen gegenüber, egal, ob diese schwächer sind als er selbst oder nicht, dann bedeutet der Begriff „asozial“ also genau das Gegenteil hiervon. Insofern kann ich mir vorstellen, dass schon ein egoistischer Mensch als asozial bezeichnet werden könnte, weil ich in einem egoistischen Verhalten keine soziale Verträglichkeit finden kann.

Den Begriff „asozial“ verwende ich deutlich häufiger als das eigentlich gemeinte „antisozial“, ich habe mich dem allgemeinen Sprachgebrauch also angepasst. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass die meisten Menschen nicht wissen, was „antisozial“ genau bedeutet und es insofern falsch verstehen würden, wenn ich jemanden als „antisozial“ bezeichnen würde, den sie einfach „asozial“ nennen, obwohl sie die Bedeutung dieses Wortes gar nicht meinen. Manchmal betone ich allerdings, dass ich jemanden als asozial empfinde und damit auch wirklich die eigentliche Bedeutung dieses Wortes meine, also das Gegenteil eines sozialen Verhaltens bei demjenigen erkennen kann. Dennoch muss ich zugeben, dass ich den Begriff „asozial“ tatsächlich in den meisten Fällen ebenfalls anwende, obwohl ich eigentlich „antisozial“ meine.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^