Naiv UND pessimistisch gegenüber möglichen Jobs...
Auch wenn das reichlich eigenartig klingen mag: X ist zur Zeit zwanzig Jahre alt und im letzten Ausbildungsjahr zum Bürokaufmann. Allerdings, er wünscht sich mir nichts mehr als einen Beruf ohne Mitarbeiter. Die Tätigkeit an sich ist dabei angeblich nicht so wichtig wobei ich persönlich das mehr als kurzsichtig gedacht finde.. Er meint wohl Probleme mit Hierarchie zu haben. Hat vorher auch schon eine Lehre als Verkäufer auf Druck seiner Eltern hin angefangen und Bekannten angefangen diese aber abgebrochen, aufgrund eines mobbenden Teams und Chefs. Das hat ihn leider massivst geprägt.
Selbstständigkeit kann er sich sehr gut vorstellen - zum Beispiel ein eigenes Fitnessstudio, da er sehr gerne selber ins Fitnessstudio geht. Er meint selbst, dass er wisse, dass dies sehr schwer ist aber ich habe die Befürchtung seine gesamte Vorstellung von der Arbeitswelt ist so und so viel zu drastisch. Schwarzmalend wo es auch nett sein kann und blauäugig-naiv wo mehr rationale Planung erforderlich wäre.
Übrigens könnte man meinen er möge gar nichts mit Menschen zu tun haben aber es geht ihm da "nur" um Chef und Mitarbeiter - Kundenkontakt dagegen macht ihm nicht das Geringste aus. Wie gibt man dem Jungen etwas vom Glauben an ein positives Arbeitsleben einerseits zurück und bläut ihm andererseits etwas mehr Realitätssinn ein?
Ich denke der junge Mann sollte sich bewusst sein, dass Arbeit eben Arbeit ist. Unabhängig davon, ob man Hilfskraft, Azubi, Selbstständig oder Marktleiter ist. Letztendlich hat man es immer mit Menschen zu tun. Und nicht nur mit Kunden. Selbst in selbstständigen Jobs mit größter Freiheit muss man sich mit anderen Dienstleistern, Auftragnehmern, Handwerkern, Technikern, Beratern, Verkäufern oder Organisatoren beschäftigen.
Fitnessstudios gehören meist zu großen Ketten. Da gibt es also eine Unternehmenszentrale mit einem Vorstand und leitenden Abteilungen, die die Regeln aufstellen. Selbst wenn man als Franchisenehmer auf viele den Eindruck erweckt, man sei sein eigener Chef. Wenn die Unternehmensfarben in pink-gelb geändert werden sollen, dann macht man entweder mit oder man verlässt das Unternehmen. Und auch der selbstständige Fitnesstrainer, der vielleicht in seinen eigenen Kursen bestimmen kann, was wer wie mit wem trainiert, ist nicht immer nur sein eigener Herr. Wenn man seine Kurse nicht gerade in seinen eigenen Räumlichkeiten abhält, dann bestimmt jemand mit, wann man sie hält, in welcher Lautstärke, mit welchen Geräten, usw. Selbst wenn man sich als "Chef" auf einer Messe präsentieren möchte, gibt es dort Menschen, die die Regeln aufstellen. Dann dürfen vielleicht keine Flyer verteilt werden, man muss seinen Bedarf an bestimmten Dingen anmelden, um Erlaubnis fragen, wenn man Musik abspielen möchte und andere Dinge. Ich hoffe du verstehst, was ich meine?
Auf diese Art und Weise würde ich dem jungem Mann verdeutlichen, dass es überall Hierarchien gibt. Und selbst wenn man vermeintlich ganz oben auf der Hierarchiestufe steht, muss man sich mit anderen Menschen auseinandersetzen. Mit Mitarbeitern, die Forderungen stellen, Auszubildenden, die keine Lust mehr haben, Bewerbern, die ungeeignet sind, Abteilungsleitern, die sich gegenseitig mobben und den Chef als Streitschlichter wünschen. Wobei es durchaus auch Chefs gibt, die sich gemobbt fühlen.
Wo gearbeitet wird, kommen Menschen zusammen. Menschen haben gute und schlechte Tage, haben ihre Vergangenheit und ihre Eigenarten. Nur darüber zu schimpfen bringt nichts. Stattdessen sollte man lernen sich mit anderen auseinander zu setzen, sich zu positionieren und auch mal durchzuhalten.
Ganz ohne Mitarbeiter wird es wohl nicht gehen. Spontan würde mir da nur eine Laufbahn als OPL (one person librarian) einfallen, also ein Bibliothekar oder eine Bibliothekarin, die eine kleine Firmen- oder Behördenbibliothek ganz alleine schmeißt. Da kann man prinzipiell schalten und walten, wie man will, aber man ist natürlich nicht der einzige Mitarbeiter, sondern oft nur der einzige Bibliothekar, also wird das wohl nicht zählen.
Meiner Meinung nach ist es schwierig, gerade jungen und in mancherlei Hinsicht unerfahrenen Leuten durch Reden den Irrtum ihrer Wege aufzuzeigen. Manche Erfahrungen muss man selber machen, und dein Herr X wird sich auch nicht viel von "außen" einbläuen lassen. Vielleicht muss er wirklich noch mal auf die Nase fallen, bis ihm dämmert, dass die Welt da draußen sich seinen Ansprüchen nicht anpassen wird. Da wäre er nicht der Erste.
Andererseits hört man ja immer wieder Erfolgsstories von Leuten, die sich mit einer vermeintlichen Schnapsidee gegen den Rat ihrer Freunde und Familie selbständig gemacht haben und jetzt glücklich sind und/oder einen Haufen Kohle verdienen. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt, wichtige Lebensentscheidungen wie die Berufswahl nur auf Druck von Lehrern oder Eltern anzufangen, solange man selber gar nicht will. Als Bürokaufmann stehen einem doch relativ viele unterschiedliche Branchen offen? Ich würde X empfehlen, mal die ganzen Möglichkeiten in seinem Beruf auszuloten und eigene Erfahrungen zu sammeln. Vielleicht findet er ja eine Nische, die ihm zusagt.
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