Pseudo-Experten in der Werbung

Es gibt ja viele Werbesports, in denen jemand als Experte auftritt und ganz fachmännisch etwas erklärt. Etwa bei den Zahncreme-Spots, wo der angebliche Zahnarzt im weißen Kittel in das Bild kommt und erläutert, warum nur Marke XY für ihn empfehlenswert ist. Das Prinzip ist ja, dass die Zuschaue daraus eine Seriösität des Produkts ablesen sollen.

Aber es gibt ja auch Produkte, da ist das irgendwie schief gegangen, weil der Experte nicht zum Produkt passt. Ich denke da beispielsweise an die WC-Stein-Werbung, wo auch jemand im weißen Kittel daneben steht und etwas erklärt. Aber das passt doch gar nicht. Soll der Herr im weißen Kittel ein Arzt sein und was genau haben Ärzte mit WC-Steinen zu tun? Da würde doch eher ein Sanitärinstallateur passen, aber der müsste doch, um echt zu wirken, eher eine Handwerkerhose tragen, keinen Arztkittel.

Ist Euch diese Semi-Professionalität auch schon aufgefallen oder achtet Ihr bei Werbung gar nicht darauf? Es ist ja eigentlich witzig, wenn man mal darüber nachdenkt, dass sich sicherlich viele über diesen Spot Gedanken gemacht haben, bevor der veröffentlicht wurde und trotzdem geht es so schief

Ich denke bei diesem Spot haben die Hersteller um die Ecke gedacht. Der Mensch im weißen Kittel sollte womöglich einen Wissenschaftler oder auch einen Arzt darstellen, damit dieser glaubwürdig erläutert, dass die Toilette von Bakterien befreit wird, wenn der entsprechende WC-Stein benutzt wird. Damit wäre der Weißkittel um fünf Ecken gedacht ja wieder sinnvoll.

Ich glaube allerdings nicht, dass es vielen Menschen auffällt, wenn die Werbung nicht stimmt. Ein Großteil aller Fernsehschauer werden bei der Werbung ohnehin wegschalten.

Generell finde ich diese Pseudo-Seriosität aber bedenklich, denn ich halte es für eine bewusste "Hinters-Licht-Führung" der Zuschauer. Nicht jeder Zuschauer ist klug genug, die Tücken der Werbung zu hinterfragen, kauf ein Produkt weil es angeblich von Medizinern empfohlen wurde und wundert sich, warum der beworbene Effekt nicht eintritt.

Warum Semiprofessionalität? Entwickelt der Handwerker die Klosteine? gehört es zu seinem Fachwissen, welche Bakterien, wieviele Bakterien und dass überhaupt Bakterien vom Stein beseitigt werden?

Es geht immerhin jeweils nicht um die Installation einer Toilette oder ähnlichem. Der PC-Installateur muss auch nicht zwingend wissen, warum ein bestimmtes Betriebssystem besser ist als ein anderes. Dafür muss ein Softwareexperte her, der Entwickler solcher Systeme oder der Verkäufer. Der Verkäufer wiederum fällt aber schon deshalb raus, weil der einem ja nur das verkauft, worauf er am Ende die höchste Spanne bekommt.

Der weiße Kittel zeigt dir natürlich an, dass derjenige der Wissenschaftler ist, der solche Sachen hinter der Plexiglasscheibe auf Herz und Nieren geprüft hat mit seinen Reagenzgläsern und Kolben. Bei mir funktioniert diese Assoziation, allerdings fällt mir kaum eine jüngere Geschichte ein, die diesen Rollentypus verwendet. Die Fernsehserie "Fringe" wäre da vielleicht ein Beispiel.

Allerdings glaube ich auch hier nicht, dass der Marketingstreich funktioniert. Er kann ja gar nicht funktionieren, wenn man "Dr. Best" oder "Meister Propper" heißt. Solche sprechenden Namen wirken ja schon plaziert und zeigen einen Bruch mit der Realtiät. Man merkt also, dass die Empfehlung nur eine künstliche ist. Wo ist da die Wirkung?

Die meisten Experten, welche dort vorgestellt werden, sind nicht immer das, was man dort zu glauben sieht. Zum Beispiel heißt Dr. nicht gleich, dass derjenige für dieses Fachgebiet ausgebildet ist. Es kommt darauf an, in welcher Fachrichtung der Doktor arbeitet. Zum Beispiel gibt es den Doktor der Jura oder den Doktor für Naturwissenschaften. Da muss man immer ganz genau hinschauen, wer sich da in der Werbung zeigt!

Meistens sind die sogenannten Experten sogar aus demselben Unternehmen, aus welchem das Produkt stammt. Inwieweit dass dann noch verlässlich für den Endverbraucher ist, möchte ich jetzt hier nicht kommentieren. Ich verlasse mich grundsätzlich nicht auf diese Experten, sondern lieber auf Wertungen von Fachzeitschriften.

Diese haben wie zum Beispiel die Stiftung Warentest oder Ökotest meiner Ansicht nach eine viel höhere Aussagefähigkeit. Genauso lese ich das Handelsblatt, wenn ich irgendwelche Finanzprodukte kaufen will oder Aktien im Depot haben will. Da würde ich auch nicht einfach auf irgendwelche Experten hören.

Die meisten Leute, die etwas in der Werbung erklären, sollen wohl Wissenschaftler darstellen. Und dass Wissenschaftler weiße Kittel tragen, sollte ja klar sein.

Ich denke, dass diese Werbungen einfach so glaubwürdig wie möglich verkauft werden sollen, weshalb sich die Schauspieler auch einfach weiße Kittel anziehen und einen auswendig gelernten Text aufsagen. Das ist ja auch ganz in Ordnung so, da man ja wohl kaum für eine Werbung echte Wissenschaftler heranzieht, die auch noch gute Schauspieler sind. Von daher habe ich a nichts zu meckern.

Lustig finde ich es nur, wenn ich die Schauspieler, die in der Werbung solche Wissenschaftler darstellen, aus Serien kenne. So war ein sogenannter Zahnarzt aus der Werbung ein Schauspieler, den ich von meiner damalig liebsten Sendung kannte. Das wirkte dadurch dann natürlich doch etwas unprofessionell und unglaubwürdig. Immerhin hatte man ihn so auf den ersten Blick enttarnt und konnte sofort erkennen, dass es sich nicht um einen echten Zahnarzt handelt. Und obwohl eigentlich jeder weiß, dass die Leute in den Werbungen einfach nur Schauspieler und keine echten Ärzte oder Wissenschaftler sind, finde ich, dass trotzdem neutrale Personen dafür verwendet werden sollten, die man noch nicht vom Fernsehen kennt. Das erscheint so einfach um einiges glaubwürdiger.