Werbung in ADAC Zeitschriften

Schon damals, als ich im ADAC war, ist mir aufgefallen, dass die Werbung in der Mitgliederzeitung fast ausschließlich für Treppenlifte oder Badewannenlifte ist. Kaum eine Autowerbung oder Autozubehörwerbung. Auf jeder Werbeseite sind diese Werbungen für Hilfen im Alter zu sehen. Das ist mir besonders aufgefallen, als ich neue ADAC Zeitschriften beim Zahnarzt durchgeschaut habe.

Welchen Sinn hat eine solche Werbung in einer Automobilzeitschrift? Warum wird nicht für Dinge geworben, die mit Autos zusammenhängen. Ist der Mitgliederkreis beim ADAC denn so alt und gebrechlich, dass diese Werbung über Treppenlifte und Badewannenlifte eher ankommt als andere Werbung?

Die Werbung ist tatsächlich Zielgruppenorientiert. Es hat sich wohl herausgestellt, dass diese Mitgliederzeitschrift in erster Linie von älteren Mitgliedern intensiv gelesen wird. Aber ist ja sicher nicht so, dass nicht auch andere Dinge beworben werden. Hier fällt mir ein Versandhandel ein, der mit Computer- und Elektroartikeln sein Geld verdient und regelmäßig in der ADAC Zeitung Werbung schaltet.

Was nun die Werbung mit Autos oder Autoteilen angeht, wäre es wohl mit Vorsicht zu genießen. Der ADAC ist ja bekannt, Tipps und Tricks im Bereich Auto und Autokauf zu geben. Es werden Pannenstatistiken veröffentlicht und regelmäßig werden Hersteller genannt, die bestimmte Fehler offensichtlich nicht abstellen, obgleich sie bekannt sind.

Zum einen wäre ich als Hersteller eher zurückhaltend, Werbung in einer Zeitung zu finanzieren, in der ich nicht wenigstens als Top-3-Hersteller gepriesen werde und stattdessen die Konkurrenz gelobt wird. Wie wäre es denn, wenn Hersteller A mit seinem Auto im direkten Vergleich mit dem Auto des Herstellers B nach einem Test des ADAC schlechter abschneidet? Wie glaubwürdig oder sinnvoll wäre dann eine Werbung eben in der Zeitschrift?

Außerdem wäre ich als Testberichte-Leser skeptisch, wenn in einer (vorgeblich unabhängigen) Zeitschrift ein bestimmter Hersteller laufend positiv erwähnt wird und gleichzeitig die Zeitschrift Werbung für den Hersteller machen würde (weil der Hersteller eben seine Werbekampagne hier schaltet und was für die Zeitung Einnahmen bedeutet). Da kämen mir Zweifel an der objektiven Einschätzung - und zwar zu Recht.

Beispiele aus anderen Bereichen bestätigen die Vermischung bzw. den Verlust der Objektivität: Computerspiele Hersteller ziehen Werbung aus Spiele-Zeitschriften ab, wenn deren Spiele bei Tests eine gewisse Mindestpunktzahl nicht erreicht. Das wieder hätte fatale Folgen für die Zeitschrift, weil - anders als bei der ADAC Zeitschrift - keine alternativen Kunden hier Werbung schalten (vielleicht noch PC Verkäufer). Die Folge ist, dass die Testberichte entsprechend ausfallen!

Ich habe in der Uni gelernt, dass die ADAC Mitgliederzeitschrift, diejenige mit den meisten Lesern ist, weil die ja jeder, der im ADAC ist, kostenlos bekommt. Somit ist die Zielgruppe halt auch sehr breit gestreut. Die Zeitung bekommen ja nicht nur Leute, die an Autos interessiert sind, sondern alle, die beim ADAC versichert sind. Deshalb ist wohl auch die Werbung sehr breit gestreut.
Die ADAC Zeitschrift ist übrigens auch diejenige, in der eine Werbeanzeige am teuersten ist. Gerade weil sie fast jeder bekommt und sie für Mitglieder kostenlos ist.

Die Kundenzeitung das ADAC spricht sehr viele Menschen, aller Altersgruppen, an. Deshalb erachte ich diese Werbungen in den Kundenzeitungen schon für sinnvoll. Wie kann man sonst, möglichst viele Menschen zu dem Thema ansprechen?

Als der Cousin meiner Freundin vor drei Jahren schwer verunglückte und seit dem nun schwer behindert ist, erinnerten wir uns auch an die Werbungen in den ADAC- Kundenzeitschriften. Sicherlich makaber. Aber wir hatten sonst nirgends so eine breite Masse an Anbietern von Hilfsmitteln für behinderte Menschen gefunden und so wurden im Freundeskreis die Anzeigen mal durchgesehen und geprüft und der Cousin unserer Freundin war über die Hilfe auch sehr dankbar.