Schrecken euch Bilder von Toten ab, z.B. in einem Bildband?

Letztens war eine Bekannte bei mir zu Besuch, die insgesamt ein eher weicher und zartbesaiteter Mensch ist. Sie sah, dass bei mir das Buch „The Travelers“ von Elizabeth Heyert auf dem Schrank liegt und hat es sich sogleich angesehen. Nach wenigen Seiten klappte sie es entsetzt zu und ich musste schon grinsen, als ich ihren Gesichtsausdruck sah. Für diejenigen, die das Buch nicht kennen: es handelt sich um ein Buch mit Fotografien von toten Menschen. Kein einziges Foto zeigt irgendwelche halb verwesten Leichen oder grausam entstellte Personen. Auf den Bildern sind ausschließlich hübsch zurechtgemachte tote Menschen unterschiedlicher Altersgruppen zu sehen. Fast alle haben eine dunkle Hautfarbe, so dass sie auch nicht fahl wirken und Leichenflecken sieht man da mit einer Ausnahme auch nicht.

Meine Bekannte meinte, dass sie es gruselig findet, tote Leute so abzulichten. Auch wenn die Leute nicht unheimlich aussehen, fand sie die Vorstellung schlimm, dass sie sich Bilder von Toten ansieht, einfach weil es sich um Tote handelt. Ich weiß, dass viele Leute eine besondere Scheu vor Leichen haben, aber so richtig verstehen kann ich es nicht.

Wie geht es euch damit, wenn ihr Bilder von Toten seht? Findet ihr solche Fotos schlimm oder einfach nur interessant? Macht es euch grundsätzlich etwas aus, tote Menschen zu sehen, unabhängig davon, ob ihr sie auf Bildern oder live seht? Falls ihr ein Problem damit haben solltet, interessiert mich, was euch genau an diesem Anblick stört. Wie groß ist in einem solchen Fall für euch der Unterschied zwischen Bild und Realität? Wie schaut es aus mit der künstlerischen Bearbeitung des Themas? Sind Fotografien von toten Menschen für euch etwas, das einfach nicht geht?

Ich kann deine Bekannte verstehen, ich hätte auch große Probleme damit, mir einen Bildband mit toten Menschen anzuschauen. Nun weiß ich nicht, ob die Verstorbenen explizit gewünscht hatten, in dieser Form ab gelichtet zu werden, aber irgendwie finde ich die Vorstellung eines Fotoshootings mit Leichen doch sehr makaber.

Der Tod ist etwas, womit ich möglichst wenig konfrontiert werden möchte, er bringt Leid, Unglück und Schmerz. Das als eine Form der Kunst zu sehen oder entsprechend zu gestalten, halte ich für grenzwertig. Hinsichtlich deiner Frage zu Live und Bild kann ich sagen, dass es mich mehr belasten würde, eine Leiche live zu sehen, ich aber auch schon unangenehm berührt bin, wenn im TV mal ein Toter zu sehen ist.

Der Tod hat für mich nichts mit Kunst gemein und ich stehe einer solchen Verarbeitung des Themas sehr kritisch gegenüber. Genauso wie ich mich frage, was einen Menschen dazu treibt, einen solchen Bildband zu produzieren, frage ich mich auch, aus welchem Grund jemand ein solches Buch kauft?

Jess0708 hat geschrieben:Genauso wie ich mich frage, was einen Menschen dazu treibt, einen solchen Bildband zu produzieren, frage ich mich auch, aus welchem Grund jemand ein solches Buch kauft?

Da man dem Tod nicht ewig aus dem Weg gehen kann, bin ich prinzipiell dafür, auch respektvoll gestaltete Bildbände mit Verstorbenen zu veröffentlichen. Ich würde so einen Bildband durchaus auch durchblättern und mir Gedanken zu den Menschen machen, deren Zeit hier vorbei ist. Ich würde mir so einen Bildband zwar nicht kaufen, aber das liegt daran, dass ich Bildbände aller Art nur einmal durchblättere.

Dennoch sollte man sich meiner Meinung nach gelegentlich mit dem Gedanken konfrontieren, dass keiner ewig lebt und der Tod nicht immer schrecklich aussehen muss. Natürlich setze ich voraus, dass die Bilder mit Einverständnis des Toten oder der Angehörigen gemacht wurden. Außerdem gibt es auch genug Leute, die sich Ausstellungen mit lustig posierenden, teilweise zerlegten Leichen anschauen - das finde ich wiederum geschmacklos.

Fotos von Toten haben übrigens durchaus Tradition - früher, also bis ins 20. Jahrhundert hinein, hatten die einfachen Leute weniger Gelegenheit, den Tod zu verdrängen und nur selten Geld für professionelle Fotografien. Deshalb hat man Tote im Sarg oft abgelichtet, um ein Erinnerungsstück an die Ehefrau oder den Vater zu haben. Zu Lebzeiten waren Fotos bei den ärmeren Bevölkerungsschichten eher ein Luxus.

Ich finde solche Bilder nicht schlimm und sehe auch durchaus einen künstlerischen Wert in solchen Bildern. Es ist ja auch nicht so, dass solche Bilder ohne Einwilligung stattfinden. Meistens wurde das vorher ausgemacht oder mit den Verwandten besprochen.

Niemand kann ewig leben und da sind solche Bilder eben eine Erinnerung dran. Viele Menschen schieben diesen Gedanken so weit weg, dass die Konfrontation mit solchen Bildern dann eben Gedanken an das eigene Ableben auslösen und das verkraften manche Menschen eben nicht.

Ich kann solche Bilder schon sehen. Ich finde das Thema an sich auch sehr interessant. Bildbände muss ich deswegen trotzdem nicht in meiner Wohnung haben. Mein Verlobter studiert Medizin und da sehen meine Bücher neben seinen schon schlimm genug aus.

Aber irgendwie gibt es bei dem Thema Kunst mit Toten immer 2 Meinungen. Ich finde, dass man sich nicht verschließen sollte und eben auch daran denken muss, dass diese Menschen es so wollten. Kann man das verstehen, kann man den Aspekt der Kunst auch annehmen und betrachten.

Ich sehe immer wieder Bilder von Menschen, bei denen die Menschen überhaupt nicht mehr lebendig wirken. Einfach steif eingefangen. Sollte man solche steifen Bilder auch verbieten und abartig finden? Nein, diese Bilder werden ins Album geklebt.

Es macht aber sicherlich auch Unterschied, ob man das schon mehrmals oder eben nur ein Mal gesehen hat. Deine Bekannte hatte da vielleicht bisher keinen Bezug zu und daher findet sie es abstoßend.

Danke für die Information, nun kann ich zumindest nachvollziehen, warum Menschen solche Bücher kaufen. Ich würde das nicht verurteilen, denn Geschmäcker sind nun mal verschieden und auch die Art mit Dingen umzugehen. Vermutlich kann jemand, der sich mit dem Tod auf diese Weise befasst, sogar besser damit umgehen, als jemand der wie ich, das Thema Tod nach Möglichkeit meidet.

Mich interessiert allerdings wirklich, wie solche Bildbände produziert werden. Sind die Verstorbenen bereits vorher damit einverstanden und erlauben dem Fotografen den Bildband zu erstellen oder entscheiden das die Verwandten?

Ich selbst habe überhaupt keine Probleme damit, mir Bilder von toten Menschen anzusehen. Solange ich die Menschen nicht persönlich kannte, finde ich es sogar sehr interessant, solche Bilder zu sehen. Ich finde es sehr spannend, wie sich tote Menschen halten und wie sie nach einiger Zeit aussehen. Immerhin ist es ja wirklich so, dass nicht alle toten Menschen gleich gruselig und halb auseinandergefallen aussehen. Vielmehr gibt es doch einige, die so gut konserviert wurden, dass sie nun wie normal aussehen. Auch gibt es Menschen, die sich tot einfach gut halten. Von daher finde ich es interessant, so etwas zu beobachten.

Ich habe in meinem Leben wirklich sehr viele Horrorfilme gesehen, in denen ständig Morde, Leichen und andere Sachen vorkommen. Von daher ist es für nichts anderes, echte tote Menschen auf Bildern oder im Fernsehen zu sehen, als tote Menschen in einem Horrorfilm zu sehen. Immerhin sind Horrorfilme ja auch echt gut gemacht, weshalb die Leichen da ja auch ziemlich realistisch aussehen. Von daher sind diese Bilder also nichts Neues für mich und ich finde sie auch nicht gruselig, oder eklig. Wenn es denn so wäre, könnte ich mir ja überhaupt keine Horrorfilme anschauen.

Anders wäre es natürlich, wenn ich eine echte Leiche auf der Straße sehen würde, oder es sich bei den Bildern um eine Person handeln würde, die ich gekannt habe. So etwas könnte ich mir wirklich absolut nicht anschauen, sondern fände es auch einfach schrecklich. Immerhin wüsste ich auch keine Person, die nicht losschreien würde, wenn sie einen echten toten Menschen irgendwo draußen sehen würde. Auch würde es wohl auch niemand komplett emotionslos sehen, wenn man ein Bild von einer bekannten Person, mit der man viel zu tun hatte, als Leiche sieht.

Bei unbekannten Personen jedoch, mit denen ich nichts zu tun hatte, in Büchern oder im Fernsehen habe ich jedoch, wie bereits geschrieben, keine Probleme.

Ich und der Tod haben es nicht so sehr miteinander. Von daher meide ich meistens alles, was damit zu tun hat, auch wenn es sich leider nicht immer vermeiden ist. Mir ist bewusst, dass der Tod zum Leben dazugehört, aber ich weigere mich irgendwie, mich damit auseinanderzusetzen. Es reicht doch schon, dass man früher oder später in irgendeiner Form damit konfrontiert wird. Deshalb versuche ich alles, um dem Thema so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Von daher würde ich mir niemals so ein Bildband kaufen oder anschauen. Aber mich interessiert dennoch, warum man sich so etwas kauft? Was ist so toll daran, sich Bilder von toten Menschen anzuschauen, auch wenn sie noch so schön zurechtgemacht sind?

Bei uns in der Familie ist es so, dass bei der Beerdigung, wenn sich alle von dem Verstorbenen verabschieden, der Sarg offen ist. Da werden auch Fotos gemacht, was ich nicht wirklich schlimm finde. Dennoch mag ich mir die Fotos nicht anschauen. Für mich gibt es nämlich keinen Unterschied zwischen Bild und Realität. Tot und tot und meistens tut es weh. Auch wenn es Bilder von Verstorbenen sein sollten, die ich nicht kenne, so waren es trotzdem Menschen, die andere wahrscheinlich vermissen und um sie trauern. Dass all diese Dinge, wie Tod, Schmerz und Verlust zur Kunst dazugehören, ist richtig. Aber ich denke, dass man es anders ausdrücken sollte anstatt mit Fotos von verstorbenen Menschen.

Zusammengefasst - ich habe kein Problem damit, wenn man Fotos von Verstorbenen macht. Allerdings verstehe ich nicht, warum man sich solche Fotos anschauen muss.

Ich finde es auch nicht schlimm, dass es ganze Bildbände mit Fotos toter Menschen gibt und ich würde einen solchen Bildband auch auf jeden Fall durchblättern und mir die Fotos auch ansehen. Ich habe mittlerweile auch kein großes Problem mehr mit dem Tod. Das war aber auch mal ganz anders. Früher habe ich alles vermieden, was irgendwie mit Sterben und Tod zu tun hatte. Ich hatte einfach Angst davor. Mittlerweile kann ich durch meinen Glauben auch ganz gut damit umgehen und daher fände ich einen solchen Bildband sogar eher interessant als abstoßend.

Man sollte sich eigentlich immer vor Augen halten, dass es jederzeit vorbei sein kann und wir alle auch nicht ewig leben. Die Leute, die sich nicht mal Fotos von toten Menschen ansehen können, haben meiner Meinung nach schon ein Problem, denn sie versuchen, etwas zu verdrängen, was nun mal zum Leben dazu gehört und der Tod wird unweigerlich kommen. Es bringt also gar nichts, das Thema immer tot zu schweigen. Ich habe auch schon einige Leichen gesehen und war auch nicht unglaublich schockiert darüber - laut geschrieen habe ich schon gar nicht.