Direkt um etwas bitten - unhöflich?

Diese Diskussion hatte ich neulich mit einer Freundin: Manche Menschen scheinen Probleme damit zu haben, ihre Bedürfnisse und Präferenzen klar auszudrücken. Bestimmt kennt ihr auch solche Fälle. Wenn solche Verwandte oder Freunde zu Besuch sind, sagen sie garantiert niemals Dinge wie: "Könnte ich bitte ein Glas Wasser haben, ich vertrage leider kein Cola light." oder machen vergleichbare Aussagen, mit denen man als Freund oder Gastgeber arbeiten kann. Statt dessen kommen Andeutungen, eine Litanei von Vorschlägen, Fragen und ausweichende Antworten, bis am Ende keiner zufrieden ist.

Auch bei Verabredungen und Treffen sind diese Zeitgenossen oft ein Albtraum: Nie haben sie Präferenzen, immer heißt es: Ich hätte schon ein bisschen Appetit, aber wenn ihr keine Lust habt, gehen wir halt nicht essen..., gefolgt von einem leidgeprüften Seufzer.

Meine Theorie ist es, dass manche Leute es als unhöflich, direkt oder zu fordernd ansehen, wenn sie klare Ansagen machen. Diese Meinung teile ich nicht - wenn der Tonfall und die Wortwahl sich nett und freundlich anhören, ist es doch nicht verkehrt zu sagen: Für mich bitte keinen Apfelkuchen!, oder?

Wie verhaltet ihr euch? Bemüht ihr euch um klare Ansagen, ohne fordernd zu klingen? Habt ihr auch daheim gelernt, dass Andeutungen und Umschreibungen höflicher sind als direkte Bitten und Vorschläge? Wie geht ihr mit den Mitmenschen um, die sich ums Verrecken nicht festlegen oder direkt um etwas bitten können oder wollen?

Ich sehe darin nichts unhöflich wenn mir ein Gast klar sagt, was er trinken möchte. Ich kann doch nicht davon ausgehen, dass alle gerne das Getränk zu sich nehmen, was für mich üblich ist. Umgekehrt sage ich aber auch, dass ich schon was sage, wenn ich etwas möchte. Da muss ein Gastgeber nicht gleich auftischen noch bevor ich die Schuhe ausgezogen habe.

Und wenn die entsprechende Ansage, wie du es nennst, höflich und sachlich formuliert ist, dann ist es doch in Ordnung. Wenn ich mich nicht so klar ausdrücken könnte, dann wäre schon manches in der Küche nicht möglich gewesen, weil eine Zutat fehlte und ich bei Nachbarn nicht hätte darum bitten können.

Ich kenne es auch von meiner Mutter, die lieber etwas umschreibt, als darum zu bitten. In meinen Augen ist das aber auch nicht immer so höflich, wie sie es macht, aber das ist ja sicherlich auch vom Menschen abhängig. Sie versucht dann schon etwas höflich zu sein, aber eine klare Ansage ist mir da schon lieber.

Ich frage selber nach Dingen, wenn ich diese möchte. Höflichkeit steht dabei aber auch immer im Vordergrund. Ich würde also nichts einfordern, sondern höflich darum bitten. Ich finde es nicht besonders schön, wenn man immer alles umschreibt und nicht klar danach fragen kann.

Ich sage meistens direkt, wenn ich etwas brauche oder eben nicht möchte. Vorher habe ich immer ein wenig Skrupel, weil ich eigentlich nichts erklären möchte und mich auch nicht in den Mittelpunkt drängen möchte, aber wenn das nun einmal so ist, dann muss das auch gesagt werden. Und um Missverständnisse zu vermeiden sage ich dann einfach geraderaus, was zu sagen ist.

Ich kenne auch einige, die bei so etwas immer ewig "herumhühnern" und nicht klar sagen, was los ist. Mich stört das ziemlich, sodass ich sie dann meistens direkt frage, was sie denn jetzt wollen oder nicht wollen. Wenn sie dann immer noch komisch herumdrucksen, entscheide ich, dann haben die selbst schuld.

Ich finde es eigentlich eher unhöflich, wenn man eben nicht direkt und ganz klar das sagt, was man eigentlich meint, sondern stattdessen um den heißen Brei herum redet. Das finde ich deswegen unhöflich, weil man eben als Gastgeber oder generell als Gegenüber das Problem hat, dass man nicht genau weiß, was man mit den Aussagen anfangen soll und man kann sie auch mal falsch verstehen oder es so auffassen, dass man sich selber persönlich angegriffen fühlt. Wer will das schon?

Wenn man aber ganz direkt und ehrlich das sagt, was man auch meint, dann gibt es diese Probleme nicht. Gut, sein gegenüber kann sich auch dann schon ab und an einmal angegriffen fühlen, obwohl es dazu eigentlich gar keinen Grund gibt. Aber das hat man eben einfach in jeder sozialen Interaktion. Auf jeden Fall kann man mit ehrlichen und direkten Aussagen viel besser etwas anfangen als mit wagen Andeutungen, aus denen man selber wieder Vermutungen ableiten muss.

Ich habe von Hause aus gelernt, dass man das sagen soll, was man denkt. Und das, wenn es geht, dann auch immer und nicht nur in bestimmten Situationen. Das so etwas unhöflich ist, das habe ich bis zum heutigen Tage noch von niemanden direkt zu hören bekommen. Aber vielleicht auch nur nicht, weil man es mir bislang immer nur angedeutet hat.

Mit Menschen, die mir nie genau sagen, was sie meinen, gehe ich ganz einfach so um, dass ich sie direkt darauf anspreche, dass sie mir doch bitte ganz genau sagen sollen, was sie denn eigentlich meinen. Dann klappt es in der Regel auch und man teilt mir seine Wünsche direkt mit.

Ich war früher sehr schüchtern und habe auch nie direkt Wünsche geäußert oder eben gesagt, wenn ich etwas nicht mag. Damals bin ich auch davon ausgegangen, dass es unhöflich ist, wenn man seine Wünsche zu direkt äußert. Mittlerweile sehe ich es genau anders. Ich finde es eher höflich, wenn man z.B. dem Gastgeber direkt mitteilt, wenn man etwas nicht mag oder eben nicht so gerne. Dann weiß man wenigstens direkt, woran man ist und kann sich darauf einstellen.

Also mir persönlich ist es sogar lieber wenn ein Gast sagt was er gerne hätte und das einfach klar heraus und nicht umständlich umschreiben. Denn oft kriegt man bei den Umschreibungen ja gar nicht mit was der Gast wirklich möchte und ist dann erst wieder zu umständlich. Ich mag das selber auch nicht wenn ich etwas möchte das ich es erst mal umständlich umschreiben muss sondern sage immer alles klar heraus. Und alle die mich kennen wissen das und keiner findet es unhöflich.

Ich denke auch, dass es nicht unhöflich ist, wenn man sein Anliegen direkt anspricht und nicht um den heißen Brei herum redet. Ich mag es auch nicht, wenn Leute nur etwas andeuten und man am Ende überhaupt nicht weiß, was die jetzt von mir wollen und am Ende auch wirklich alle unzufrieden sind. Anstatt ­man sagt "Pass mal auf, ich mag das nicht oder ich möchte bitte nicht" oder desgleichen. Nein, da wird dann lieber hinten herum geredet und nicht einem direkt gesagt.

Ich finde, solange man wirklich nett und freundlich ist und die Tonwahl stimmt, kann man doch das sagen, was man denkt. Ich sage auch meist, dass was ich denke. Wenn ich etwas nicht möchte, dann sage ich es auch. Oder wenn ich eine Bitte habe, dann spreche ich meine Bitte auch aus, sodass der Gastgeber auch weiß, was ich möchte und was ich nicht möchte. Und ich kann sagen, dass sich bis jetzt noch keiner beschwert hat, dass ich so direkt bin und ich kam auch noch nicht unhöflich herüber.