Kind will etwas basteln, was es gar nicht will!

Ja, die Überschrift klingt etwas widersprüchlich und genau so ist es auch. Mein Sohn ist knapp vier Jahre alt und ich bastle sehr gerne mit ihm. Ihm macht es in der Regel auch großen Spaß diverse Bastelsachen auszuprobieren und herum zu experimentieren. Ich versuche mir auch immer wieder etwas anderes einfallen zu lasen.

So habe ich mir gedacht, dass er vielleicht gerne mit Perlen etwas auffädeln möchte. Für Weihnachten haben ich da so Drahtgestelle in weihnachtlichen Formen gesehen und dazu habe ich ihm dann eben Perlen in bunter Farbmischung gekauft und die kann er dann eben auf diese Drahtgestelle aufperlen. So die Theorie. In der Praxis macht er das auch, aber ich fürchte, dass es entweder nichts für ihn ist oder es noch ein wenig zu schwer für ihn ist, da die Perlen zum Teil doch recht klein sind.

Nun ist es so, dass er sich selber wünscht, dass er da eben gerne die Perlen auffädeln möchte. Das Problem ist nur, dass es ihm währenddessen so überhaupt keinen Spaß macht! Im Gegenteil! Bereits nach ein paar Perlen fängt er zum Weinen an. Ich habe ihm dann gesagt, dass er das nicht machen muss und wir gerne was anderes machen können, aber er wollte unbedingt weiter machen. Er wollte auch nicht, dass ich ihm helfe oder so. Und dieser ganze Zirkus hat sich nun schon öfters widerholt. Da ich mir dieses Szenario selber ersparen wollte, habe ich die Perlen extra weg geräumt, damit er sie gar nicht sieht, aber nein, er fragt trotzdem jeden Nachmittag danach, weil er möchte unbedingt wieder Perlen auffädeln, und weint dann nach ein paar Perlen wieder.

Etwas widersprüchlich, aber so ist es. Es ist auch nicht so, dass er eben nur ein Stück fertig machen möchte, nein, wenn er mit einem Drahtgestell fertig ist, möchte er ein weiteres machen. Was macht man in so einer Situation? Irgendwie geht es mir ja selber auf die Nerven, wenn ich da jeden Nachmittag diese Weinerei und diesen Zirkus habe, aber wenn ich es ihm generell verweigere, dann habe ich auch die Heulerei.

Ja, der Titel und die Beschreibung klingen etwas widersprüchlich. Ich habe versucht, mir diese Situation vorzustellen und ich bekam den Eindruck, dass dein Sohn eventuell zum einen angespornt ist, weil die Aufgabe ihn wirklich fordert - und zum anderen ist er frustriert, weil er es einfach noch nicht so richtig schafft. Falls das die Ursache ist, kannst du sie recht gut nutzen, um ihm beizubringen, mit Frust umzugehen, wenn etwas nicht richtig klappt, denn das kommt ja immer mal wieder im Leben vor.

Ich würde versuchen, mit ihm ein wenig zu reden, warum er genau weint. Ob er traurig ist, weil es so schwierig ist und so langsam geht. Und ihm dann erklären, dass das ganz normal ist, dass es immer mal wieder solche Situationen gibt und es dir auch manchmal so geht. Und dass man dann vielleicht am besten erst einmal aufsteht und etwas trinken geht oder ähnliches - und dann langsam weiter macht. Dass man sich auch am besten nicht so viel vornimmt für den Tag - vielleicht immer nur einen kleinen Abschnitt, den man gut schaffen kann.

Ich vermute, dass er weint, weil er mit den Perlen noch überfordert ist. Ich habe versucht ihm wenigstens größere Perlen zu geben, aber er wollte dann unbedingt die kleineren Perlen haben, weil er mit denen eben angefangen hat. Sonst macht ihm Basteln eben wirklich Spaß, nur bei den Perlen haben wir dieses Theater und ich wollte ihm eben nur unterschiedliche Sachen anbieten, er muss das in keinster Weise machen.

Ich finde das eigentlich nicht besonders widersprüchlich und ich denke auch nicht, dass man sagen könnte, dass dein Sohn da etwas macht, was er eigentlich gar nicht machen will. Nur weil er weint heißt es ja noch lange nicht, dass er nicht machen will, was er da gerade macht und dass er gar keine Freude dabei hat. Hin und wieder gibt es Tätigkeiten, die einem gleichermaßen gefallen, einen aber auch frustrieren können, weil sie zum Beispiel etwas anspruchsvoll sind. So könnte es ja auch bei deinem Sohn sein.

Aber gerade dieser Kampf, der macht einem ab und an doch Spaß. Ich bin auch schon vom Pferd gefallen und habe geweint, vor Schmerz, Wut und Enttäuschung über mich selbst, als ich noch ein Kind war. Trotzdem muss ich sagen, dass es mir immer Spaß gemacht hat, wenn ich gefallen bin. Irgendwie habe ich das immer gerne gemacht und für mich ist es auch heute noch ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ich von einem Pferd falle. Das kommt nicht mehr so häufig vor und ich weine dabei auch nicht, aber ich mache es gerne, obwohl ich darüber schimpfe und es mich ärgert. Ärger und Spaß sind meiner Meinung nach keine gegenteiligen Emotionen. Spaß und Langeweile, das sind gegenteilige Emotionen. Aber niemand wird aus reiner Langeweile anfangen zu weinen, auch ein Kind nicht. Und schwierige Aufgaben können definitiv auch Spaß machen!

Ich an deiner Stelle würde dem Kind weiterhin ab und an erlauben, sich mit dieser Tätigkeit zu beschäftigen. Aber ich würde auch ganz klar einen Schlussstrich ziehen, wenn ich selber zu sehr von seinem benehmen genervt wäre. Das muss ja nicht sein, dass du dann die Leidtragende bist und Kinder müssen einfach auch irgendwann lernen, dass sie nicht immer alles machen können, was sie machen wollen. Daran ist nichts Schlimmes zu finden, aber da muss er dann einfach durch!

Ich denke, dass dein Kind wirklich gerne etwas selber schaffen möchte, es aber seine Feinmotorik noch nicht zulässt, dass er das auch schafft. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als meine Tochter in dem Alter war. Sie wollte alles ausprobieren, war aber mit den Händen noch ziemlich tollpatschig, weshalb ihr vieles nicht gelang. Kinder müssen außerdem erst noch lernen, mit dem Misserfolg (für den sie ja noch nichts können, weil sie ja noch in der Entwicklung sind) umzugehen. Ihre Frustrationsgrenze ist noch sehr klein.

Ein Tipp für dich ist es deshalb, dein Kind zu fördern, aber nicht zu überfordern. Stelle ihm Aufgaben bereit oder biete ihm Bastelideen an, bei denen du weißt, dass sie leicht für ihn zu meistern sind. Bastle mit ihm mit Fingerfarben oder lass ihn vielleicht einfach mit dem Bastelmaterial etwas selber probieren. Lege Stifte, bunte Blätter, einen Kleber und eventuell noch eine Schere bereit. Du wirst staunen, was Kinder alles basteln, wenn sie keine Vorlagen haben, sie sind sehr kreativ!

Das Problem ist echt nicht leicht zu lösen. Da würde ich ein wenig nachhelfen. Wenn er gerade schläft, oder etwas anderes macht, und daher abgelenkt ist, würde ich heimlich einfach ein paar mehr Perlen drauf stecken. Dann wäre er ja irgendwann fertig, und alles wäre gut. Da er aber noch ein weiteres Machen möchte, wäre das Problem aber noch nicht gelöst.

Ich würde die kleinen Perlen dann einfach verstecken, und nur noch größere verwenden, und es auch selbst so machen, und sagen das die anderen leer sind. Vielleicht gibt das dann erstmal Protest, aber wenn du dann vielleicht auch mal was mit den großen Perlen machst, ich er zufriedener. Denn kleine Kinder orientieren sich ja gerne nach dem was die Eltern machen. Das ist aber echt eine interessante Situation, in die man sich schwer hineinversetzen kann. Ich hoffe meine vorgeschlagenen Lösungen klappen.