Philosophische Gedanken zum Thema Gottesbeweise
Sicher haben einige von euch (oder zumindest diejenigen, die sich ab und an mal mit theologischen Themen beschäftigen) schon von philosophischen Gottesbeweisen gehört. Schließlich ist die Existenz Gottes Voraussetzung für die Beschäftigung mit der natürlichen Theologie. Zu dieser Erkenntnis und zur Kenntnis Gottes erlangt der Mensch nur über die Welterfahrung, über die Erkenntnis der materiellen Welt und die Erfahrung der sinnlich wahrnehmbaren Dinge. Das war zumindest die Meinung Thomas von Aquins.
Er verwarf den ebenfalls populären ontologischen Gottesbeweis (von Canterbury, Descartes). Dieser beschreibt Gott als ens necessarium: Das Dasein Gottes ist notwendig als Ursache für die Existenz der Welt.
Ich finde es sehr spannend, wie verschiedenste Philosophen und Theologen im Laufe der Weltgeschichte immer wieder versuchten, die notwendige und zwanghafte Existenz Gottes zu beweisen. Der ontologische Gottesbeweis etwa hört nicht schon nach einem Argument auf. Descartes, einer der Mitbegründer dieser Beweisführung, sagte, Gott unterliege einfach nicht der Möglichkeit, nicht sein zu können. Allein sein Wesensbegriff setze untrennbar sein Dasein voraus. Außerdem sei die Gottesidee dem menschlichen Verstand und der menschlichen Vernunft nicht ohne Grund angeboren.
Dies sind in der Tat interessante Herangehensweisen an die Problematik. Jedoch denke ich, dass der Herr schon versucht, Gleiches mit Gleichem zu belegen (so wie wenn man Gott mit der Bibel zu beweisen versucht o.Ä. – ihr wisst, was ich meine). Trotz allem hielt sich der ontologische Gottesbeweis ziemlich standhaft in der Geschichte der natürlichen Theologie.
Was haltet ihr davon? Gibt es für euch überhaupt DEN Gottesbeweis, der so eindeutig ist, dass man kaum daran zweifeln kann? Gibt es für euch Theologen oder Philosophen, die die Beweisführung eurer Meinung nach erst recht ad absurdum geführt haben? Oder habt ihr vielleicht eure ganz eigenen Ideen zum Thema philosophische Gottesbeweise? Ich würde mich über anregende Gedanken und Ideen sehr freuen.
Übrigens - falls jemandem der ontologische Gottesbeweis so aus dem Nichts gegriffen vorkommt: Grundlage desselben ist selbstverständlich das kosmologische Argument. Dies schließt von der Zufälligkeit der Weltdinge auf eine Ursache derselben, die keiner anderen bedarf, also notwendigerweise diese Ursache das Dasein als Wesensbegriff ausmacht. Eine Ursache (Gott) existiert also notwendigerweise, unabhängig von aller Erfahrung.
Die Existenz Gottes wird als Axiom hingenommen, so dass weitere Beweise nicht notwendig sind bzw. von denjenigen nicht gefordert werden, welche Glauben. Es ist doch letztlich auch in der Mathematik so, dass wir Axiome haben, welche angenommen werden, weil sie zweckmäßig sind - nicht weil man sie beweisen kann. Jetzt bleibt jedem selbst überlassen, was er auf Grund der Zweckmäßigkeit in seinem Leben glauben mag oder nicht.
Würde man wirklich jedes Detail im Leben beweisen wollen, wäre die Lebenslust wohl längst hinüber. Nicht nur, weil die Wissenschaft noch nicht so weit ist, sondern weil es tatsächlich Bereiche gibt, die nur durch grundlegende Annahmen in der Folge erschlossen werden können.
Wir haben vor kurzem erst Gottesbeweise in der Schule behandelt. Wir haben jeweils auch immer die kritische Würdigung durch gesprochen und sind bei jedem Gottesbeweis einzeln zu demselben Schluss gekommen, nämlich das, was bereits im Eingangspost geschrieben wurde: Man muss erst einmal an die Existenz von Gott glauben, damit die Gottesbeweise Sinn machen.
Demnach machen die Gottesbeweise für mich nicht wirklich viel Sinn. Bei mir ist die Grundlage, der Glaube an Gott, nicht vorhanden und somit kann ich den Beweisen auch nicht viel abgewinnen. Daher gibt es für mich auch keinen Gottesbeweis, der mich wirklich überzeugen kann und es wird wohl auch nie einen geben, zumindest nicht in nächster Zeit.
Es gibt auch Gottesbweise, die ganz einfach auf der Wahrscheinlichkeit beruhen. Mir ist der Name entfallen, aber ein Philosoph hat auf jeden Fall gesagt, dass der Beweis für die Existenz Gottes ist, dass es wahrscheinlicher ist, dass die Welt durch Gott geschaffen wurde, als durch einen großen Knall oder was auch immer die Naturwissenschaft für eine Theorie hat. Das mag vielleicht stimmen, aber es bestätigt noch lange nicht, dass Gott tatsächlich existiert. Denn wir wissen alle, selbst wenn in einer Schüssel zehn rote Kugeln sind und eine schwarze, ist es nicht unmöglich, dass man bei einem Zufallsexperiment schwarze heraus zieht.
Dann gibt es natürlich noch den Gottesbeweis, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss und am Anfang aller Wirkungen eben eine Ursache stehen muss. Und am Anfang dieser Kette soll Gott sein. Aber beweist mir das wirklich, dass es Gott gibt? Ich denke nein, denn am Anfang dieser Kette könnte alles mögliche sein. Ob es der Urknall, Gott oder etwas ganz anderes ist, wissen wir nicht.
Schön, dass es noch mehr Menschen gibt, die sich darüber Gedanken machen. Auch ich bin kein religiöser Mensch, sondern Agnostikerin. Dennoch finde ich, liebe *sophie, dass es durchaus spannend sein kann, sich mit der Thematik der Gottesbeweise auseinanderzusetzen.
Einer meiner Lieblinge, was das angeht, ist Kirchenvater Thomas von Aquin. Der gute Mann wählte fünf Wege zum Beweis der Existenz Gottes. Als Erstes benannte er den Gottesbeweis der Bewegung: Alles Bewegte muss durch etwas Anderes bewegt werden. Zweitens schließt er vom Auftreten einer Wirkursache auf eine erste Wirkursache. Ohne ein erstes Glied würde alles in sich zusammenfallen. Die Zufälligkeit der endlichen Dinge führt außerdem zu einer notwendigerweise durch sich selbst existierenden Ursache der Welt. Und da Dinge in unterschiedlichen Graden der Vollkommenheit existieren, muss es auch etwas geben, was das Vollkommenste ist und somit als Maßstab der allgemeinen Vollkommenheit genutzt werden kann.
Besonders den vierten seiner Gottesbeweise finde ich sehr interessant zu lesen. Den letzten, Nummer fünf, benannte er als physikotheologischen Beweis und teilt ihn sich mit Kant: Allein schon die Ordnung der Natur lasse auf einen intelligenten Urheber schließen.
Die ersten beiden Punkte wurden allerdings schnell als Gottesbeweis verworfen. Denn etwas Erzeugtes kann auch dann noch bestehen, wenn der Erzeuger selbst schon längst nicht mehr existiert.
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