Scheidung - schlechtes Gewissen als Christ?
Viele Leute heiraten, stellen aber nach einiger Zeit fest, dass sie nicht mehr miteinander glücklich sind. So lassen sich viele wieder scheiden. Darunter sind natürlich auch Menschen mit christlichem Glauben. Eines der zehn Gebote besagt aber, dass man die Ehe nicht brechen darf. Ich frage mich, wie gläubige Christen die Situation empfinden, wenn sie einsehen müssen, dass ihre Ehe keinen Sinn mehr macht. Auf der einen Seite steht die Vernunft, die für die Trennung spricht. Auf der anderen Seite steht der Glaube und das Wissen, mit der Scheidung gegen die zehn Gebote zu verstoßen.
Habt ihr euch als gläubiger Christ schon scheiden lassen? Wie seid ihr damit umgegangen? Habt ihr euch Gedanken über den christlichen Hintergrund gemacht? Hattet ihr vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, weil ihr gegen eines der zehn Gebote verstoßen habt?
Offenbar siehst du die Sache etwas einseitig. Denn die Ehe mag in der katholischen Lehre ein Sakrament sein, bei den Protestanten hingegen ist sie es nicht! Und hier wird schlicht unterstellt, dass die Ehe VOR und nicht VON Gott geschlossen wird. Und weil Menschen auch irren (dürfen), ist das Recht auf Scheidung auch von der christlichen Religion bei Protestanten eben erlaubt, ohne eine Sünde zu begehen. Und ich bin mir nicht mal sicher, wie streng die Regelauslegung im katholischen Glauben genommen werden muss und ob es nicht hier ebenfalls Möglichkeiten gibt (außer der Trennung durch ein Ableben), sich "regelkonform" scheiden zu lassen.
Bzgl. der zehn Gebote (es ist hier in dem Fall das siebte Gebot) ist es ja letztlich so, dass die Scheidung allein nicht den Bruch der Ehe bedeutet, wenn eine ausweglose Situation aufkommt. Der Bruch der Ehe wird ja nur dann betrieben, wenn willendlich gegen die Vereinbarungen (Monogamie) verstoßen wird.
Die Regel „Du sollst nicht Ehe brechen“ kann man sehr unterschiedlich interpretieren, denn es ist in der Bibel ja nicht genau angegeben, was nun alles unter Ehebruch fällt. Meint das Fremdgehen oder meint das Scheidung? Man könnte in Kombination mit einigen anderen Bibelstellen auch alles so deuten, dass mit Ehe nicht unbedingt das Konstrukt gemeint ist, was wir heute als Ehe bezeichnen, sondern jede Form von sexueller Beziehung und dass ein Ehebruch demnach dann vorliegt, wenn man mit mehr als einer Person sexuellen Kontakt hatte. Danach leben auch einige Christen.
Also man kann wirklich ganz verschiedene Aussagen darunter verstehen. Ich halte es für mich selbst so, dass ich erst dann jemanden heirate, wenn ich mir wirklich ganz sicher bin, dass ich es mit dem auch den Rest meines Lebens aushalten werde und dazu gehört für mich eine lange, wirklich lange Zeit, in der ich mit demjenigen vielleicht vorher schon zusammen bin, und schaue, ob ich mir da eine Ehe vorstellen kann, wobei ich ohnehin erst mit Mitte 30 heiraten möchte. Vielleicht auch nie, mal sehen.
Ich wüsste nun ehrlich gesagt auch nicht, weshalb ich mich vor der katholischen Kirche in irgendeiner Weise schuldig fühlen sollte, wenn ich mich scheiden lassen würde, zumal ich aus Sicht der Kirche ohnehin nicht verheiratet bin, denn ich habe nur vor dem Standesamt die Ehe geschlossen und das zählt für die katholische Kirche nicht. Allerdings weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass man auch kirchlich geschlossene Ehen für nichtig erklären lassen kann, was allerdings wohl etwas aufwendiger und mit einigen finanziellen Aufwendungen verbunden ist, aber auch dann möglich sein soll, wenn nicht einer der beiden Ehegatten verstorben ist, sondern beide sich noch ihres Lebens erfreuen.
Schon aufgrund dieser Tatsache, aber auch aufgrund meiner eigenen Sicht auf die katholische Kirche bin ich der Meinung, dass ich eigentlich keine Rechenschaft schuldig bin, wenn ich mich scheiden lassen möchte. Jedenfalls habe ich kein schlechtes Gewissen der katholischen Kirche gegenüber, wenn ich meine geschlossene Ehe auflösen möchte, wobei die katholische Kirche mich wohl weiterhin als verheiratet ansieht, sobald ich die kirchliche Trauung vollzogen habe und mich lediglich standesamtlich scheiden lasse. Ich würde wohl auch nicht so weit gehen, meine kirchliche Trauung für nichtig erklären lassen zu wollen, weil es für mich in Ordnung gehen würde, wenn die Kirche eine solche Sicht auf meine persönliche Situation haben sollte.
Ich bin eigentlich durchaus der Meinung, dass ich mir Mühe gebe, stets ein guter Mensch zu sein, der sicherlich Fehler macht und auch nicht immer so gehandelt hat, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Dennoch muss ich die Konsequenzen meines Handelns stets selbst tragen und kann leider auch nicht behaupten, dass mir die Kirche dabei in irgendeiner Weise jemals geholfen hätte, auch nicht im Rahmen meiner Beichte damals, zu der ich gehen musste, als ich noch ein Kind war. Ein schlechtes Gewissen finde ich also fehl am Platz und ich mache mir tatsächlich auch keine Gedanken darüber, ob die katholische Kirche ein Problem damit haben könnte, wenn ich kirchlich verheiratet wäre und mich scheiden lassen würde, zumal, wie gesagt, meine Scheidung von dort zunächst gar nicht berücksichtigt werden würde, solange ich diese vor einem Familiengericht erlebe.
Innerhalb enger Grenzen kann meines Wissens auch eine kirchlich geschlossene Ehe für nichtig erklärt, und damit quasi geschieden werden. Aber sonst steht klar der Vorrang der Ehe im Vordergrund. Aus meiner Sicht sind für die Kirche aber nicht die Scheidungen das größte Übel, sondern die Wiederverheiratung. Da die Ehe als kirchliches Sakrament üblicherweise nur einmal erteilt werden kann (es sei denn es liegt ein Dispens in engen Grenzen vor), wird bei der Wiederverheiratung, die dann auch nur standesamtlich erfolgt, die Person an den Rand gestellt. So werden wieder verheiratetete Geschiedene unter Umständen sogar aus ihren Arbeitsstellen in kirchlichen Einrichtungen entlassen.
Ich finde das allerdings auch okay - wenn man sich zur Ehe entschließt, dann sollte es für immer sein. Zudem besitzt man ja auch die freie Wahl, ob man sich wirklich der katholischen Kirche zugehörig fühlen möchte. Und wenn man das tut - dann sollte man die Regeln akzeptieren - und das umfassend. Ohnehin wird die Ehe heutzutage viel zu leichtfertig eingegangen, daraus resultieren auch die hohen Scheidungsquoten. Eine Rückbesinnung auf den wahren Sinngehalt der Ehe, bis dass der Tod euch scheidet, ist daher wünschenswert.
Ich finde, wenn man heiraten will, sollte man sich das wohl überlegen. Ich bin keine Christin oder so was, hab mit Religion nicht viel am Hut, obwohl ich mich eine Zeitlang intensiv damit beschäftigt habe. Es ist ein anderer Punkt, der mich an der ganzen Sache stört und zwar der Punkt mit dem Eheversprechen.
Man verspricht, füreinander da zu sein, treu zu sein, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod sie scheidet. Ich bin was Versprechen angeht, sehr pingelig. Was man verspricht, egal wie klein oder groß es ist, muss man auch halten. Eine Scheidung ist für mich ein gebrochenes Versprechen, das zu Stande kommt, weil man keine Geduld hatte, mal in schwierigeren Zeiten füreinander da zu sein und alles gemeinsam durchzustehen.
Aus diesem Grund finde ich, dass man sich wirklich gründlich überlegen sollte, wen und ob man heiratet und ein derartiges Versprechen gibt. Meiner Meinung nach handeln viele Paare zu vorschnell und unüberlegt und sitzen dann in einer Ehe fest, aus der sie so schnell wie möglich wieder raus wollen.
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