Grimms Märchen Neuverfilmungen - was denkt ihr?

vom 13.12.2008, 19:28 Uhr

Zu Weihnachten kommen ja eine ganze Reihe neuer Verfilmungen der Grimms Märchen im Fernsehen (die Filme laufen zwischen dem 20. und 26. Dezember in der ARD). Konkret wurden von den zehn, vor etlichen Jahren schon einmal verfilmten Märchen, die sechs Filme "Sechs auf einen Streich", "Frau Holle", "Das tapfere Schneiderlein", "Tischlein deck dich" und "Brüderchen und Schwesterchen" in einer modernen Fassung neu gedreht. Die Filme sind jeweils eine Stunde lang und wurden von den unterschiedlichen Fernsehanstalten der ARD für insgesamt 6 Millionen Euro verfilmt. Der Stil soll dabei von relativ klassisch bis hin zu ziemlich modern reichen – zumindest wenn man dem, was momentan darüber geschrieben wird, glauben schenken darf. In allen sechs Filmen sollen hauptsächlich viele Jungdarsteller, aber auch bekannte Schauspieler aus dem deutschen Fernsehen, ihre Auftritte zum Besten geben.

Was denkt ihr darüber? Wie ist eure Meinung, wenn Geschichten beziehungsweise im konkreten Fall Märchen, von denen man bereits seit Jahren ein recht konkretes Bild in seinem Kopf hat, von Grund auf neu gemacht werden sollen? Kann so etwas überhaupt gut gehen, oder ist das Projekt von vornherein zum Scheitern verurteilt?

Ich jedenfalls sehe die Sache extrem skeptisch! Schließlich sind die originalen Filme der DEFA Filmstudios inzwischen zum Teil fast 60 Jahre alt. Nun möchte man zwar sagen „na gut, dann vertragen sie ja sicherlich eine Neuverfilmung“, doch gerade was Märchen angeht, glaube ich nicht, dass die modernen Filmmethoden und -ansprüche der heutigen Zeit unbedingt ein Gewinn sind! Meiner Meinung nach sollte man so etwas lassen wie es ist und nicht krampfhaft Neuauflagen erzwingen, denn die „alten“ Märchen haben nun mal ihre Charme über die Jahre und Jahrzehnte gewonnen, die Herzen von Gross und Klein erobert – was will dem ein neuer Film entgegensetzen? Auch wenn die Art und Weise der Originale heute sicherlich etwas angestaubt erscheinen mag, ich finde sie passen absolut perfekt für das Genre und die Zuschauer (hinsichtlich der Darsteller, Kostüme, Musik, usw.), die sie ansprechen sollen! Da braucht es keine schrillen Farben, obskure Frisuren, Anspielungen auf die heutige Zeit oder sonstigen modernen Schnickschnack – Einfachheit ist in diesem Fall Trumpf!

Falls sich die Gelegenheit bietet, werde ich zwar mal einen äusserst kritischen Blick auf die Filme werfen, doch ich glaube nicht, dass sie das Niveau und die Klasse der Klassiker erreichen werden.

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» misterinkognito » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hi,
Prinzipiell bin ich deiner Meinung. Bei manchen Sachen sind die alten Varianten einfach die Besseren. Wie eben bei Märchen.

Allerdings kennt die junge Generation die alten Verfilmungen nicht, ist also deren Charme nicht erlegen. In deren Augen mag die Aufmachung und der Stil antik und verstaubt wirken, sie finden wahrscheinlich keinen Zugang zu den Märchen. Und können sich so nicht von den Inhalten faszinieren lassen. Was doch sehr schade wäre. Denn gerade die Märchen der Gebrüder Grimm sind unglaublich fesselnd.

Da denke ich, dass eine Neuverfilmung mit mehr oder weniger bekannten Gesichtern und frecher, junger Aufmachung nicht schaden kann. Letztendlich geht es ja um das Märchen, und das bleibt -ob Neuverfilmung oder Klassiker- jedesmal das gleiche.

Wir, die wir die klassichen Filme kennen, werden uns umstellen müssen, da wir -wie du schon sagtest- etwas anderes gewohnt sind. Für alle, die diese Filme nicht kennen, stellt das jedoch kein Problem dar und sie können sich den Filmen ganz unbefangen und unvoreingenommen nähern.

Ausserdem ist es doch auch so, dass heutzutage kaum noch einer diese klassischen Märchen kennt. Vielen sind Märchen nur aus Klamauksendungen auf Pro7 z.B. bekannt, bei denen dann Märchen wild durcheinander gewürfelt werden. Und das wird für bare Münze genommen. Nachschlagen ,wie ein Märchen wirklich abläuft, wird da wohl keiner. Da bieten solche Neuverfilmungen ein großes Plus. Sie verdrehen keine Tatsachen, bringen dem Publikum also die ursprünglichen Märchen näher. Und das eben in einem modernen Stil. In der Hinsicht finde ich das sehr sinnvoll. Denn es wäre schade wenn Klassiker in Vergessenheit geraten. Neuverfilmungen helfen, dies zu verhindern.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe schon einige Neuverfilmungen gesehen. Und selbst unsere Kinder kamen damit nicht klar, obwohl sie unsere alten Versionen gar nicht kannten. Sie kannten nur die Märchen vom vorlesen und da stimmt zwischen Buch und Film schon bei einigen nicht mehr viel. Frau Holle ist da so ein Paradebeispiel. Das kann man echt vergessen.

Wobei ich die Versionen die auf Super-RTL kommen nicht mal schlecht finde. Da hat die USA mit Israel oder so gedreht. Das sind recht gute Filme geworden. Aber die Verfilmungen aus den 70er Jahren sind in meinen Augen immernoch die Besten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich weiß gar nicht, wofür man die Märchen ständig neu verfilmen muss. Es gibt zu vielen Märchen so wunderschöne Filme, die schon die Eltern als Kind gesehen haben und dann wir als Kinder und sicherlich werden auch unsere Kinder sie sich anschauen. Das sind einfach Klassiker.

Deshalb frage ich mich, wozu es notwendig ist, wiedermal den gleichen Stoff in einen neuen Film zu packen. Es wird kaum besser werden als in den alten Filmen, denn es geht kaum besser. Die Handlung bleibt ja ohnehin die gleiche. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn die ARD unsere Fernsehgebühren sinnvoller verwendet als für die Verfilmung von Märchen, die es schon gibt.

Es gibt natürlich auch Märchen, deren Filme grottenschlecht sind. Die kann man gerne neu verfilmen. Aber nicht welche, die so schön sind.

» Estrella78 » Beiträge: 685 » Talkpoints: 1,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hi Estrella,
Naja, Geschmack ist Ansichtssache. Und auch ob man einen Film schön oder nicht findet. Ich denke, da haben Neuverfilmungen irgendwo schon ihre Berechtigung. Man kann kaum davon ausgehen, dass heutzutage Filme, die vor 30 Jahren gedreht wurden, immer noch ankommen. Und objektiv beurteilen, welcher Film schön ist oder nicht, geht auch kaum. Also entweder alle neu verfilmen oder keinen.

Ich glaube, man muss einfach am Zahn der Zeit bleiben, damit Dinge interessieren. Gerade im Filmbereich, der ständig überflutet wird von neuen Superlativen. Kaum einer will in Zeiten von High Definition noch FIlme sehen, die schwammig sind, bzw. deren Bilder flackern. Kaum einer gibt sich noch mit schlechterer Bildqualität ab. Oder Kulissen, die sofort als solche enttarnt werden. Und auch die Schauspieler müssen zumindest ein wenig interessant sein, damit man sich die Filme ansieht. Da macht dann eine Neuverfilmung schon Sinn.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Neuverfilmungen hielt ich für einen netten Versuch die Klassiker ein wenig aufzupolieren, mehr aber auch nicht. Erinnert hat mich das etwas an moderne Opernaufführungen bei denen der Regisseur seine Spinnereien verwirklichen kann ohne dafür bestraft zu werden. Ich bin allerdings durch die Märchenfilme aus meiner Kindheit geprägt und mag irgendwie auch nur diese, wahrscheinlich weil man sich immer unbewusst an seine Kindheit erinnert obwohl das schon vierzig Jahre zurückliegt. Ich habe allerdings auch nicht alle Folgen davon gesehen so dass ich mir kein vollständiges Bild davon machen kann, einige Produktionen sollen ja ganz gut gewesen sein.

Ich kenne leider niemanden der die Filme auch gesehen hat. Die Zielgruppe waren sicherlich ja auch nicht unbedingt die Erwachsenen. Vielleicht hat es den Kindern ja gefallen, dann wurde das Ziel erreicht. Mir war es zu bunt und kitschig und teilweise auch zu überdreht, aber das ist mein persönlicher Geschmack. Wenn die Kinder dadurch animiert wurden selber ein paar Märchen zu lesen oder sich für das Thema zu interessieren beginnen dann waren die Neuverfilmungen ein voller Erfolg.

Ich glaube dass ich in diesem Zusammenhang auch gelesen habe dass das Geld aus einer Kulturstiftung an die jeweiligen Produktionen der Länder zur Verfügung gestellt wurde und vorwiegend junge Absolventen mit diesen Arbeiten betraut wurden und diese auch relativ freie Hand hatten die zur Verfügung gestellte Eine Million Euro zu verballern. Man hätte es auch bedeutend schlechter anlegen können.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es, vor allem für Kinder, sinnlos ist, Märchen zu verfilmen. So wirken doch die Märchen schon teilweise so brutal, wenn man sie erzählt oder vorliest. Bis zu einem gewissen Alter können Kinder mit verfilmten Märchen überhaupt nichts anfangen und haben sogar teilweise Angst, weil die Filme noch viel schlimmere Details zeigen, als sie sich vorgestellt haben.

Man muss ja wissen, dass die Phantasie der Kinder recht groß ist und dass sie das, was sie nicht kennen, sich auch nicht vorstellen können. Wenn jetzt zum Beispiel in einem Märchen jemand stirbt und man liest das vor, dann kann das Kind diesen Part einfach vergessen und überspringen, wenn es sich nichts darunter vorstellen kann. Im Film aber, wird dies oft auf makabere Weise gezeigt, wie zum Beispiel der Schub in den Ofen der Hexe. Im Buch mag das sogar noch Grund zur Belustigung sein, im Film jedoch, kommt es ziemlich makaber rüber.

Alles was ich hier schreibe, kenne ich noch von den alten Verfilmungen. Hier findet mein Vergleich statt. Ich kenne die neuen Verfilmungen der Grimms Märchen zwar noch nicht aber ich kann euch versprechen, dass sie genau so wenig pädagogisch wertvoll sind, wie die alten Verfilmungen. Märchen sollten einfach nicht verfilmt werden!

Um Missverständnissen vorzubeugen möchte ich noch erwähnen, dass Gebrüder Grimms Märchen im Großen und Ganzen einen großartigen pädagogischen Zweck haben, wenn sie erzählt werden, zum Beispiel die verschiedenen Lebensweisheiten, dass man mit Ehrlichkeit weit kommt, oder dass man auch als Armer reich werden kann etc.
Stellt man Märchen allerdings im Fernsehen dar, können die Gefühle der Kinder nicht ausreichend verarbeitet werden. Nicht einmal Gespräche, mit Erwachsenen, die hier sowieso von Nöten sind, tragen dazu bei, dieses Unverständnis und diesen Schock zu mildern.

Für diejenigen, die es nicht glauben wollen, hier ein Fallbeispiel: Mit ca. 6 oder 7 Jahren schaute ich den Film "Hänsel und Gretel" an. Ich hatte Albträume von diesem verfilmten Märchen und heute noch, wenn ich es ansehe, kommt es mir vor, wie ein Kinder- Horrorfilm. Es ist also alles andere als harmlos. Teilweise saß ich zitternd vor dem Fernseher, weil ich schon beim Anschauen Angst hatte und die Rache kam dann in der Nacht, als ich von dieser bösen Hexe träumte.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es schön, dass viele bekannte Märchen neu verfilmt werden. jedes Jahr zur Weihnachtszeit schaue ich sie mit großer Begeisterung. Natürlich gefallen mir auch die alten Verfilmungen sehr gut. Auch diese werde ich mir weiterhin mit Vergnügen anschauen. Bloß weil jetzt viele neu verfilmt werden, heißt das ja nicht, dass die Alten ausgedient haben und auf dem Müll landen. Man kann genauso gut sich ja beide Verfilmungen anschauen. Dass die Neuverfilmungen anders sind, finde ich nicht schlimm. Sie sind eben auf eine andere Art faszinierend. Ich mag die Neuverfilmungen sowohl die Alten gleichermaßen. Jede Umsetzung ist anders, aber zugleich sehenswert.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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